Der Ring
scheitern Sie. George konnte sich nie dazu aufraffen, das zu tun, was gegen Ronda notwendig gewesen wäre. Und so durfte sie das gemeinsame Kind behalten und unter falschem Namen großziehen. Er ließ es zu, daß sie weiter ihr Spiel trieb und ihren Mann den größten Teil eines Jahrzehnts hindurch zum Hahnrei machte. Und sogar, als sie eine Gegenüberstellung vor Gericht erzwang, war George nicht imstande, seinem Partner noch mehr Schmerz zuzufügen, indem er einfach die Wahrheit sagte. Auch Fonts Verbannung löste das Problem nicht. George quälte sich weiter damit herum.“
„Das habe ich bei dir auch entdeckt, Jeff“, sagte die Lady. „Gegen die Wilden im Park bist du trotz des Ringes angetreten, aber über Pamela konntest du dir nicht klar werden, und …“
„Ich bin mir klar geworden“, sagte Galahad. „Und ich habe meine Meinung auch nicht geändert. Ich werde mir den Ring wieder anstecken.“
„Jeff, die Gründe für Ihren Prozeß lagen, wie Sie vermutet haben, ebenso in persönlicher Berechnung wie gesetzlichen Notwendigkeiten“, sagte Merlin. „Wir konnten Ihnen nicht von jetzt auf gleich volles Vertrauen entgegenbringen, weil Sie auf einem anderen Planeten groß geworden und dazu erzogen waren, Ihren wirklichen Vater zu hassen. Wären die Fonts nicht umgekommen, hätten Sie vielleicht nie zur Erde zurückkehren können … nicht rechtzeitig. Die Ereignisse haben einiges von dem Schaden, den Ronda angerichtet hat, wieder gutgemacht – aber es war entscheidend, daß Sie in innerste Geschäftsvorgänge so schnell wie möglich eingeweiht wurden. Darum haben wir es ermöglicht, ja sogar erleichtert, daß Sie das Gesetz brachen, damit es einen geeigneten Vorwand gab, Sie zu verhören und zu beringen. Aber jetzt kennen Sie die Wahrheit und haben bewiesen, daß Sie den Ring nicht brauchen. Sie müssen ein Unternehmen meistern; Sie sind kein Verbrecher.“
Galahad sah den alten Weisen an, und nie war er so strahlend erschienen. „Ich weiß, daß ich kein Verbrecher bin, Richter. Aber das Gesetz habe ich gebrochen. Sie können für eine Begnadigung sorgen, wenn Sie wollen, aber ich werde den Ring tragen. Nur nicht die übliche Art. Das herkömmliche Übergewissen ist doch leider keine realistische Moral. Dieser Ring erzwingt starre Verhaltensweisen – selbst dann noch, wenn die Vernunft sie widerlegt; zum Beispiel verbietet er es, um das Leben eines anderen Menschen zu kämpfen. Es ist nicht moralisch, jeden Hohn und jeden Übergriff zu ertragen; manchmal ist die andere Seite im Unrecht und will auf vernünftige Argumente nicht hören. Diese Schläger im Park … Der Ring macht einen Mann zum Pazifisten, und dabei ist die Welt ein Schlachtfeld. Es kann schon sein, daß man es zuerst auf die sanfte Art versuchen soll; aber ein Mann muß sich auch anders entscheiden können, damit es kein Unglück gibt. Das Übergewissen muß entsprechend abgeändert werden; es muß sich der Wirklichkeit anpassen.“
„Vielleicht haben Sie recht, Jeff“, sagte Merlin. „Aber so einfach ist das nun wieder nicht. Dazu ist ein beträchtlicher Forschungsaufwand nötig. Entwicklungsarbeiten, Versuche …“
„Ich werde das erste Versuchsobjekt sein. Ändern Sie das Übergewissen so ab, daß ein Ringträger sagen kann: ,Wir wollen uns nicht schlagen, aber bei Gott, wenn wir uns schlagen … !’“
„Du klingst wie ein echter Ritter mit Rüstung!“ sagte die Lady.
„Meine Rüstung wird der Ring“, beschied sie Galahad. „Ein Ring, der weiß, wann er nicht nur seinen Träger, sondern auch sich selbst zurückhalten muß. Unpraktische Moral hat noch niemandem …“
„Wir haben Zeit, Jeff“, sagte Merlin. „Vielleicht haben Sie tatsächlich den Kern einer guten Idee. Aber das kann warten, bis einige dringendere Angelegenheiten geklärt sind. Ihre Freunde aus Gunnardorf zum Beispiel; sie sind noch im Garten. Es hat dort eine kleine Zeremonie gegeben …“
„Richtig! Ich muß für Ed einen Händlervertrag mit den Allgemeinen Kreiselmotoren vorbereiten. Er kann seine Braut doch nicht wieder ins Elendsviertel bringen.“
„Wollt ihr damit sagen, daß ich eine Hochzeit verpaßt habe?“ rief die Lady schmerzlich – getreu der Natur ihres Geschlechts.
„Das ist der zweite Grund, weshalb ich einen Ring brauche“, sagte Galahad. „Dieses weibliche Wesen hier versteift sich auf einen beringten Ehemann, und …“
„Oh, Jeff!“ rief die Lady.
„Und dann ist da noch Ihr Vater. Sind Sie denn jetzt imstande,
Weitere Kostenlose Bücher