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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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GmbH unter Wahr-Wahr setzen müßten, ganz so wie einen gewöhnlichen Missetäter.“ Einige Geschworene schmunzelten, aber (Jeff nahm es dankbar zur Kenntnis) nicht der Weltraumkapitän. Er wußte, wie sehr sich das hier von der geraden Rechtsprechung im Weltraum unterschied.
    „Tja, Mister Font, die Gesetze sind dazu da, die Unschuldigen zu schützen, nicht die Schuldigen. Es wäre vielleicht am besten gewesen, Sie schon früher unter Wahr-Wahr zu setzen, um Ihre genauen Absichten zu erfahren. Aber natürlich waren Sie unverletzlich, bis Sie Ihr Verbrechen begingen. Sie wurden von der gleichen Grundhaltung geschützt, die Sie jetzt schmälern wollen. Es war George McKissics Recht, sich und seine Tochter mit den zur Verfügung stehenden legalen Mitteln zu schützen, sobald er den Verdacht hatte, daß illegale Mittel gegen ihn eingesetzt werden sollten. Er hat keine Zuflucht zu unethischem Zwang genommen und ist für sein Feingefühl zu loben.“
    Jeff war jetzt sicher, daß kein Protest von seiner Seite noch etwas erreichen werde. Aber er mußte es versuchen. „Ich würde gern wissen, warum Mister McKissic sich hier und jetzt nicht freiwillig einem Wahr-Wahr-Verhör unterzieht, wenn er … unschuldig ist. Mindestens belastet ihn doch meine Zeugenaussage.“
    Richter Crater wandte sich langsam McKissic zu. „Möchten Sie sich zu der Aufforderung des Angeklagten äußern, George?“
    McKissic stand auf. Er war ein großer Mann, mit fünfzig Jahren immer noch auf der Höhe seiner Leistungskraft. Sein mächtiger Körperbau wurde von dem konservativen Umhang kaum verborgen. Seine Haltung erzwang Respekt; selbst von jemandem wie Jeff, der ihn als das kannte, was er war. „Nein, Samuel“, sagte McKissic.
    Crater wandte sich wieder Jeff zu. „Da haben Sie Ihre Antwort. Es ist weder erforderlich, daß ein Mann von der Größenordnung Mister McKissics sich einer solchen Befragung unterzieht, noch daß er sich für seine Ablehnung rechtfertigt. Sein untadeliger Ruf als führender Mitbürger spricht für ihn. Den Bestrebungen der Justiz ist besser gedient, wenn Verbrechen verhütet und Personen mit kriminellen Neigungen festgehalten werden, als daß man reputierliche Mäzene belästigt. Mister McKissics Handlungsweise liegt offen zutage. Er war nur um den Schutz seiner Familie besorgt – und um Ihr Wohlergehen. Ja, er hat sogar …“
    McKissic stand wieder auf, und der Richter brach ab. Er wies mit einem knorrigen Finger auf Jeff. „Vergleichen Sie damit, was Sie getan haben. Sie haben sich nicht an die Polizei gewandt. Sie haben nicht einmal versucht, mit Mister McKissic Verbindung aufzunehmen. Sie haben sich nicht um Rechtsberatung bemüht, und Sie haben sich auch keinen der zahlreichen Kanäle zunutze gemacht, die einem ehrlichen Bürger für seine Beschwerden zur Verfügung stehen. Sie haben den Behörden keinerlei Beweismaterial unterbreitet, auf Grund dessen der Fall Ihres Vaters hätte wiederaufgenommen werden können. Und er wäre wiederaufgenommen worden, hätte es auch nur den geringsten Grund dafür gegeben. Statt dessen haben Sie eine hahnebüchene Entführung geplant und ausgeführt. Sie sind wohl kaum dazu berufen, die Motive derjenigen in Frage zu stellen, die Sie zu Opfern Ihres Anschlages machen wollten; ebenso wenig den Wert des Urteils über Sie, wie immer es lauten mag. Was Ihnen fehlt, das ist eine gründliche Lektion darüber, was gutes Bürgertum bedeutet.“
    Jeff erwiderte nichts. Das Schreckliche lag darin, daß die Predigt einen Sinn ergab, obwohl er wußte, daß der Richter ein Vorurteil gegen ihn hatte. Er war ein Verbrecher, und er hatte sich ohne Vernunft benommen.
    „Die Geschworenen werden sich jetzt zurückziehen, um ihren Spruch zu beraten“, sagte Richter Crater. „Meine Damen und Herren, Sie sind bereits über die Maßstäbe informiert worden, auf denen Ihre Entscheidung zu beruhen hat. Sie müssen sich jetzt darüber verständigen, ob der Angeklagte eine Gefahr für die Allgemeinheit ist oder nicht, und Ihre Schlußfolgerung amtlich bekanntgeben. Sie werden innerhalb von dreißig Minuten auf Ihre Geschworenenplätze in diesem Saal zurückkehren. Sie müssen bis dahin zu einer einstimmigen Urteilsempfehlung gekommen sein, andernfalls machen Sie sich der Mißachtung des Gerichts schuldig. Sie können jetzt gehen.“
    Sie schoben sich nacheinander hinaus: sechs unsichere Bürger. Jeff konnte sehen, daß sie ebenso gut begriffen hatten wie er. Was hatte er sich denn erhofft, als er

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