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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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strengte sich an, um durch das fast körperliche Dröhnen der Trommeln hindurch etwas zu sehen. Männer und Frauen waren wie Teufel gewandet. Auf der rechten Bühnenseite stand ein Mann in einem Schutzanzug, der einen Gegenstand in der Hand hielt. Zur linken war eine junge Frau in herkömmlicher Kleidung mit einer schwarzen Kapuze über dem Kopf.
    Pamela! Sie hatte es wahr gemacht!
    Er hatte daran gezweifelt, daß sie auch hier noch den Nerv dazu haben würde. Pamelas Heldentaten waren bisher fast ausschließlich privater Art gewesen; wenigstens in diesem Maße hatte sie auf ihren Ruf achtgegeben. Sie hatte nie Spaß daran gefunden, sich in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen.
    Aber er war gekommen, weil er wußte, daß es diesmal vielleicht keine Großtuerei war. Er hatte sich gesagt, daß er die Fahrt wahrscheinlich umsonst unternahm, und sich so gegen den vollen Schock geschützt. Er hatte versucht, eine dauerhafte Regelung für sie zu treffen, damit es keine Komplikationen mehr gab – aber nun hatte sie es geschafft. Diesmal hatte sie es wirklich geschafft.
    Er schritt den Mittelgang des Saales herunter, auf die Bühne zu, während ihm diese Gedanken kamen. Er mußte jetzt in Bewegung bleiben, damit er nicht wieder den Faden verlor – ihn ganz verlor.
    Der Mann in dem Schutzanzug ging auf das Mädchen zu. Sie versuchte aufzustehen, und McKissic sah, daß ihr Fuß angekettet war. Sie konnte nicht fortlaufen – falls sie das wollte.
    Ein Crescendo der Trommeln! Pamela schrie und wand sich, aber die Kette war fest. Jetzt, zu spät, war sie anderen Sinnes geworden. Sie hatte sich in Schwierigkeiten gebracht, vor denen es kein Verstecken gab. Der Mann hob die Druckkanne und löste das Siegel.
    Einen Moment lang wandte sich ihr verhülltes Gesicht McKissic zu, und er wußte, daß sie ihn durch die feinen Maschen sah. „Hilfe!“ schrie sie.
    Nicht etwa „Hilf mir, Vater“ oder sogar „Vatilein!“ – nur eine stumpfe Aufforderung, als wäre er ein entfernter Bekannter, dessen Interesse als zufällig angesehen werden konnte. So weit hatte er sich trotz aller Anstrengungen von seiner Tochter entfernt!
    Der Mann auf der Bühne drückte die Düse herunter. Ein feiner Nebel schoß daraus hervor.
    Mehr brauchte McKissic nicht zu sehen. Er stemmte die Spitze des Spazierstocks gegen den Fußboden und sprang auf die Bühne, als wäre er noch ein junger Athlet.
    „He! Sie können da nicht …“ rief jemand inmitten zorniger Schreie aus dem satanischen Publikum.
    McKissic achtete nicht darauf. Der Mann stand über der verhüllten Gestalt – über seiner Tochter! – und zielte mit diesem schrecklichen Spray auf ihren Kopf, während sie sich verzweifelt davor zurücklehnte. McKissic rammte in den Mann hinein.
    Der Zusammenprall schüttelte ihn wild durch. Der Mann war solide gebaut; der Schutzanzug verlieh ihm Gewicht und Starrheit. Aber er stolperte beiseite, verlor das Gleichgewicht, und die Kanne sprühte nach oben. McKissic hockte sich neben die Füße des Mädchens, nahm die Kette und zog; aber sie war fest verankert.
    Der Mann kam zurück und richtete das Ventil der Kanne auf ihn. McKissic, der sich der eigenen Gefahr bewußt wurde, schlug nach der Hand. Der Schlag ging fehl, und der Nebel hüllte seinen Ärmel ein, während der andere zurückwich.
    Er schlich auf den Gegner zu, schlug wieder zu und landete einen hallenden Treffer auf dem kugelförmigen Helm. Der Mann ließ die Kanne fallen und hielt den Helm mit beiden Händen, um die Vibrationen anzuhalten.
    Das Publikum schrie Beifall; es ergriff jetzt seine Partei. Ein Sterblicher, der den Sukkubus rettete – vielleicht, um ihn für eigene Freuden in Besitz zu nehmen!
    Ein großer, dunkler Mann stand in den Kulissen, wo das Publikum ihn nicht sehen konnte. Er schrie nicht Beifall. Er hob ein Messer, um es zu werfen.
    McKissic keuchte. Er war so emsige Anstrengung nicht gewohnt – entdeckte aber, daß sie ihm nicht mißfiel. „Zu streben, zu suchen, zu finden, niemals herauszugeben“, zitierte er seinen Dichter. Er machte einen Ausfall gegen den strammen Dämon und schlug mit seinem Stock nach dem Messer.
    Aber dieser Dämon war schnell. Das Messer wartete nicht auf den Stock; es blitzte hinunter und herauf und schlitzte an seinem Arm entlang – so sauber, daß der Schnitt zuerst schmerzlos war.
    Kein Strolch von der Straße, das – und keine gewöhnliche Klinge.
    McKissic konzentrierte sich auf das, was unmittelbar seine Aufmerksamkeit erforderte.

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