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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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Er hatte da auch keinen gewöhnlichen Stock in der Hand; er erhob ihn wieder, fintete gegen die Messerhand, stieß diesmal aber nach einem unbeweglicheren Ziel: nach dem Gesicht. Er tat es aus dem Handgelenk und sehr schnell, ohne Vorwarnung, und traf. Der Dämon taumelte zurück. Mit der freien Hand hielt er sich die gebrochene Nase.
    Sein Stock war aus echtem Weißescheholz, einer teuren Rarität – eine handfeste, wirksame Waffe, wenn er richtig geführt wurde. Er hatte dazu das gleiche Verhältnis wie Richter Crater zu seiner großen alten Pistole. Er traf den Dämon noch einmal, quer über die Augen, und ein drittes Mal, quer über den Adamsapfel. Beim letzten Schlag ließ der Dämon das Messer fallen.
    McKissic schob die Kreatur beiseite und hob das Messer auf. Er drehte sich gerade rechtzeitig um, um den behelmten Mann noch einmal die Kanne heben zu sehen, die er sich wiedergeholt hatte. Er warf das Messer; auch diese Technik stammte aus seiner Jugend. Sein Wurf war sicher.
    Der Mann krallte sich in die Seite und kratzte vergeblich an dem Griff, der sich in seinen lose sitzenden Anzug gegraben hatte. Er drehte sich halb herum. Sein grellrotes Blut lief über die Uniform. Er warf die zischende Kanne auf das Mädchen zu und stolperte von der Bühne. Das Messer klapperte zu Boden.
    McKissic machte einen Hechtsprung nach der Kanne und fing sie aus der Luft. Der Dampf wusch über sein Gesicht hinweg, erstickte ihn und füllte seine Lungen. Der Mechanismus war ein für allemal geöffnet, und er konnte sich nicht genügend konzentrieren, um ihn abzustellen oder zu verstopfen. Er schleuderte die Kanne, die immer weitersprühte, in das beifalltobende Publikum.
    Die Hölle brach los.
    McKissic kümmerte sich nicht darum. Er tastete nach dem blutigen Messer, das noch am Boden lag. Er hob es auf und kniete sich hin, um es unter die Fessel um Pamelas Fußknöchel zu schieben. Er sägte roh daran, um sie zu befreien. Auf solche Art mochte ein Ritter von König Arthurs Tafelrunde eine Jungfrau in Ketten aus der Not errettet haben.
    „Steh auf!“ wies er sie an, aber sie war in Ohnmacht gefallen.
     
    Alice erwachte und spürte ein verrücktes Torkeln. Ihr Fuß war noch taub von der Bestrafung durch den Ring. Der Ring hatte sie betäubt, als sie sah, wie McKissic sich hinkniete, um ihn mit dem blutigen Messer abzuschneiden. Jetzt, da es vorbei war, kam es ihr zu Bewußtsein, daß er nicht den Ring abgetrennt hatte, sondern die Kette, mit der sie gefesselt gewesen war.
    Ein schreckliches Gesicht tauchte auf: dunkel, mit blutverschmiertem Mund und einem Kinn, von dem es rot und naß heruntertropfte. Es zeichnete sich undeutlich ab wie ein grinsendes Friedhofsgespenst und verblaßte. Und sie sah eine andere Erscheinung: ein großer Mann, der mit einem Knurren seine Zähne entblößte und eine kopflose Frau mit blutbesprenkelter Haut trug. Weiteres Blut tropfte zu Boden.
    Es war ein Spiegelbild. McKissic trug sie, und es war das geronnene Blut des behelmten Mannes, das sie sah – und die Leere war dort, wo die schwarze Kapuze ihren Kopf bedeckte. McKissic war gekommen und hatte sie gerettet vor … vor dem, was sich beinahe ereignet hätte. Er hatte den Mann mit dem Spray zurückgetrieben und vielleicht getötet und das Gesicht dessen zerschlagen, der sie gefangen hatte. Und McKissic hatte die leibhaftige Verderbnis in den Sabbat geschleudert.
    Warum? Hatte er gewußt, daß sie sich in Gefahr befand, und warum war er selbst gekommen, um sie zu retten? Sie hatte ihn immer sehr bewundert – aber er hatte ja verschiedene hundert Mitarbeiter, verstreut über die mechanisierten Fabriken, und die meisten waren wichtiger als sie. Natürlich, sie hatte ihm in dieser Angelegenheit mit der Entführung geholfen – aber er hatte es ihr zurückgezahlt: Er hatte ihr praktisch Jeff übergeben. Er schuldete ihr nichts mehr – und falls er dachte, daß er ihr doch noch etwas schuldig war, lag doch gar kein Sinn darin, sich derart in persönliche Heldentaten zu stürzen.
    Doch hier wurde sie nun von ihrem Chef durch die Hinterzimmer irgendeiner privaten Lasterhöhle geschleppt. Gräßliche Abenteuer, sogar Blutvergießen lagen unmittelbar hinter ihr. Und sie hatte immer noch keine Ahnung, was mit Jeff geschehen war.
    McKissic sah, daß sie sich erholt hatte, und setzte sie ab. Seine Stärke verblüffte sie; aber jetzt sah er wie betäubt aus. Er war von dem Spray ins Gesicht getroffen worden – er hatte das Zeug eingeatmet! Es begann zu

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