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Der Ring an meiner Hand

Der Ring an meiner Hand

Titel: Der Ring an meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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seine wunderschöne Valentina.
    Und während sie starr vor sich in den Raum sah, drängte sich ihr der Gedanke auf, dass der Kuss, der sie so atemlos zurückgelassen hatte, vielleicht nur den Beginn eines langen Abschieds bedeutete.

10. KAPITEL
    Am nächsten Morgen saß Emily im Flugzeug nach Rom. Bei ihrer ersten Reise mit Rafaele, unmittelbar nach der Hochzeit, war sie noch zu überwältigt von dem Verlust ihres Vaters und zu schockiert gewesen, dass sie tatsächlich einen Fremden geheiratet hatte, um der Reise viel Aufmerksamkeit zu schenken.
    Jetzt reiste sie in ein anderes Leben.
    Ein Leben, das bereits eine andere Frau besetzt. Eine Frau, die stets in Rafaeles Gedanken präsent ist, selbst, wenn er mich verführt. Und die er kaum erwarten kann, wiederzusehen.
    Unruhig rutschte sie auf dem weichen Flugzeugsitz hin und her. Rafaele warf ihr einen Blick zu. „Stimmt etwas nicht?“
    „Ich frage mich nur, ob man mir meine Sachen aus England wohl nachschicken kann.“
    „Warum?“
    „Weil ich mit den paar Kleidern, die ich mit nach Schottland genommen habe, nicht auskommen werde.“
    „Das brauchst du auch nicht. Du kannst sie wegwerfen. Und ich denke, ich werde Signora Pennystonee bitten, dasselbe mit deiner restlichen Garderobe in England zu tun.“ Er lächelte. „Morgen nehme ich dich mit zum Einkaufen.“
    „Aber das ist überhaupt nicht nötig. Ich mag meine Sachen.“
    „Emilia, du bist kein Kind mehr, das sich auf dem Land versteckt, sondern meine Frau. Die Contessa Di Salis, und du wirst dich dementsprechend kleiden.“
    „Aber das ist doch zeitlich begrenzt“, sagte sie leise. „Und die Tatsache, dass wir jetzt … zusammen schlafen, ändert daran nichts.“
    „Nicht?“ Seine Stimme klang harsch. „Ich dachte, das würde es, wie dumm von mir.“
    Nein, dachte sie, ohne ihn anzusehen. Ich bin die Dumme, weil ein paar Stunden Zärtlichkeit gereicht haben, um meinen Widerstand zu brechen.
    Kurz erinnerte sie sich an die vergangene Nacht und an seine unerwartete Zärtlichkeit. Als hätte er ihre innere Anspannung gespürt und sie beruhigen wollen.
    „Dennoch wirst du in Zukunft Kleider tragen, die zu deinem neuen Status passen“, fuhr er fort. „Den darfst du allerdings behalten“, sagte er und deutete auf den zimtfarbenen Rock. „Er birgt kostbare Erinnerungen.“
    „Wie du wünschst“, erwiderte sie leise.
    „Schön. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich muss arbeiten.“ Damit zog er einige Papiere aus seiner Aktentasche.
    Emilys Blick wanderte zu ihrer Hand, an der der Saphirring funkelte, den er ihr damals in der Hochzeitsnacht gegeben hatte. Am Flughafen von Glasgow streifte Rafaele ihn ihr unvermittelt auf den Finger. „Ich habe ihn neben deinem Ehering gefunden, Emilia. Ich erwarte, dass du ihn in Zukunft trägst … per favore .“
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich an die Bedeutung des Rings erinnerte. Aber was würde aus dem Ring – und ihr – werden, wenn Rafaeles Sehnsucht nach ihr erlosch? Welche Hölle der Einsamkeit erwartete sie dann? Fröstelnd schob sie den Gedanken beiseite.
    Im Moment gibt es noch den Komfort eines Erste-Klasse-Sitzes, Hochglanzzeitschriften und Champagner – was kann ich mehr verlangen, dachte sie ironisch. Sie warf einen raschen Seitenblick auf Rafaele. Mit ernster Miene arbeitete er konzentriert und schrieb Notizen auf den Rand seiner Unterlagen.
    Er sah sie nicht an, griff aber – als sei er sich ihres Blicks bewusst – nach ihrer Hand und zog sie an die Lippen. Bis zur Landung in Rom hielt er sie fest umschlossen.
    Das bedeutet rein gar nichts, versicherte sie sich. Wahrscheinlich denkt er nur, ich bin nervös, und will mich beruhigen. Das ist alles. Oder nicht?
    Sie lauschte der kleinen leisen Stimme in ihrem Kopf, die ein ums andere Mal wiederholte: Bitte, halte meine Hand für immer. Lass mich nie wieder los, Liebling … Geliebter .
    Der Schock, der diesen Worten folgte, traf sie so heftig, dass er ihr den Atem raubte. Wie konnte eine so simple Geste in ihr die katastrophale Erkenntnis auslösen, dass sie in Rafaele verliebt war? Tief und leidenschaftlich verliebt.
    Eine Liebe, die vielleicht schon vor sehr langer Zeit begonnen hatte, die sie sich aber nie hatte eingestehen können.
    Eine Liebe, die sie mit aller Kraft seit drei Jahren hartnäckig leugnete.
    Grausam brach sich nun die Wahrheit Bahn: Ich habe mir immer eingeredet, dass ich ihn nicht mag – aus Angst davor, herauszufinden, welche Gefühle er in

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