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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Könnens gezeigt.«
    »So mies war der hässliche alte Alan gar nicht. Wenn dieses dämliche Siegel nicht gewesen wäre, hättest du gar keinen Widerstand verspürt«, kicherte ich an seiner Brust. Irgendwie waren meine Finger inzwischen in diesem Hemd gelandet. Da war kein bisschen Magie dabei, dass die jetzt kribbelten und kleine Energieströme verteilten. Fand Alan aber nicht. War das mein Problem?
    Gerti rief ich am nächsten Tag abends zu Hause an. Sie wirkte fahrig und unkonzentriert. Das war mir bei dieser selbstbewussten Frau neu.
    »Was ist los, Gerti? Hat dir jemand Ärger gemacht?«
    »Ja. Nein. Ach, ruf mich morgen noch mal an.«
    »Nein, sag lieber, was los ist. So kenne ich dich gar nicht!« Ein Schniefen löste höchste Alarmstufe bei mir aus. »Ich komme zu dir, Gerti, ist das in Ordnung? Du wohnst ja nicht weit von mir entfernt.«
    »Na gut, wenn du meinst.«
    Eijeijeijeijei, wie Minni zu sagen pflegte. Ich disponierte meine anderen Verabredungen um, insbesondere die mit Pfötchen, und sprang ins Auto.
    Gerti hatte ihr Zimmer nur zehn Minuten entfernt in einem Haus mit Einliegerwohnung. Und heute sah sie überhaupt nicht gut aus. In Jeans, einem verwaschenen, grauen Sweatshirt, zerbissenen, blassen Lippen und einem unordentlichen Pferdeschwanz wirkte sie überhaupt nicht mehr zigeunerhaft. Sie bat mich herein, entschuldigte sich für alles Mögliche und kauerte sich dann schweigend auf die Kissen, die verstreut am Boden lagen. Ich setzte mich dazu und beobachtete sie ebenfalls schweigend einen Moment.
    Und wie ich so saß und schwieg und schaute, erkannte ich plötzlich das, was man wohl in der Fachsprache Aura nennt. Ich wusste nicht, wie eine normale Aura aussah, aber diese hier war bestimmt gestört. Der feine Schimmer um ihren Körper herum schien trüb und löcherig zu sein. Ich fühlte das Bedürfnis, aufzustehen und sie zu berühren. Als ich meine Hand auf ihre Schulter legte, sah sie einmal verwundert auf, dann ließ sie ergeben den Kopf wieder sinken. Wie bei der Königin in Trefélin merkte ich, dass ich Gerti mit Licht umgeben konnte. Es floss von mir zu ihr, dann nahm es langsam ab. Ich nahm meine Hand von ihrer Schulter und setzte mich neben sie. Sie sah auf, nicht mehr ganz so grau im Gesicht und mit einem Funken ihres alten Selbst in den schönen, dunklen Augen.
    »Ich will mit diesem Schwein nie wieder etwas zu tun haben!«
    »Schrader?«
    »Ja.«
    »Was hat er dir getan?«
    »Egal. Aber ich habe etwas mitbekommen, was mich … Ach, was soll ich dich damit belasten.«
    Sie wollte aufspringen, aber ich legte meine Hand auf die ihre und brachte ein mitfühlendes, bitteres Lächeln zustande.
    »Ich weiß, was er mit einem machen kann.«
    Abrupt sah sie mich an. »Dich? Du auch? Dieses miese, mistige, schweinische Dreckstück von einem Ekel! Dieser stinkende Kotzbrocken!« Sie schüttelte sich und verstummte.
    »Weiter, hört sich echt gut an und könnte von mir sein.«
    Ein fadendünnes Kichern beendete den poetischen Ausbruch. Aber sie wurde gleich darauf wieder ernst.
    »Da ist noch etwas. Ich habe einen furchtbaren Verdacht, Katharina.«
    »Los, raus damit!«
    »Was weißt du von der KliNet?«
    »KliNet? Ist das seine Software-Firma?«
    »Ja. Das ist sie. Er lässt darüber eine ganze Menge Verwaltung laufen, daher habe ich viel damit zu tun. Aber er erbringt auch anderen Service für die Kliniken. Logistik, Abrechnungen, Patientendaten und so weiter. Ich habe den Verdacht, er macht ein übles Geschäft mit den Daten.«
    Ich wurde ausnehmend hellhörig. »Was meinst du damit? Bestechung?«
    »Schlimmeres. Letzte Woche habe ich einen entsetzlichen Auftritt mitbekommen. Eine Frau, vielleicht vierzig, kam zornschnaubend bei uns rein. Ich konnte mir erst gar nicht vorstellen, wie sie das überhaupt geschafft hat. Jedenfalls stand sie völlig aufgelöst vor meinem Schreibtisch vorne am Empfang und kreischte, sie wolle Schrader sofort sprechen. Was sollte ich machen? Ich klingelte zu ihm rein, aber sie stürzte schon an mir vorbei und brüllte los. Na ja, im Wesentlichen gab sie ihm die Schuld, dass ihr Sohn gestorben sei, weil er nicht rechtzeitig operiert werden konnte, obwohl sie doch schon bezahlt habe. Schrader tat ganz cool, bezeichnete die Anschuldigungen als völlig aus der Luft gegriffen und haltlos. Dann warf er sie mit ziemlich unfreundlichen Worten hinaus. Das wäre an sich noch nicht mal so beachtenswert gewesen, weißt du, Katharina. Irgendwelche Spinner kommen immer auf die

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