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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bewohner des Sternbergs zu alarmieren, dass sie uns, sobald diese Frau sich blicken lässt, benachrichtigen.«
    »Soll ich mitgehen, Minni?«
    »Nein, bleib sicherheitshalber bei deiner restlichen Ausrüstung.«
    Minni sprang mit großen Sätzen die Hauptallee hinauf, die zu Bastet Merits Heim führte. Die beiden Graukater durchstreiften die nahegelegenen Lauben und Winkel. Mir blieb es überlassen, mich alleine zu ärgern. Zunächst einmal räumte ich meine Tasche wieder ein und prüfte die Vollzähligkeit meines Besitztums. Neben dem Buch und dem Messer fehlten meine gesamten Essensvorräte in Form von Schokolade, Müsliriegeln und Keksen.
    Dann begann ich zu grübeln. Woher wusste Tamara von Maltes Bücherecke, und wie hatte sie es geschafft, durch die Dimensionslücke zu kommen? Minni sagte, sie habe böse Kräfte. Was bedeutete das? Und warum hatte sie mir dazu nicht schon früher etwas gesagt?
    Ich verließ die Laube in der Hoffnung, dass sich beim Auf- und Abgehen meine Gedanken besser ordnen ließen. Aber sie wanden und drehten sich weiter. Mehr Fragen als Antworten kamen in meinen Kopf. War Schrader vielleicht doch darin verwickelt? Er hatte eine ungeheure Ausstrahlung – aber auch genügend Macht, um Tamara solche Aktionen zu ermöglichen? Sein Interesse an dem Buch war doch eigentlich ein ganz prosaisches.
    Ich war wieder an meinem See angelangt und starrte reichlich durcheinander auf den felsigen Untergrund, auf dem durch das klare Wasser hindurch das Sonnenlicht in kleinen, zackigen Wellen spielte. Helle Kieselsteine hielten dünne Fäden eines Wassergrases fest, das wie lange Haarsträhnen auf- und abwogte. Ein paar eifrige Fischchen flitzten dazwischen, kaum mehr als silbrige Blitze. Hin und wieder wanderte eine Schaumblase von dem Wasserfall über die Oberfläche und zerplatzte lautlos am Ufer. Es war sehr beruhigend, und nach einer Weile glättete sich das Durcheinander, die Fragen hörten auf zu bohren, Ruhe senkte sich über mich. Erinnerungsfetzen tauchten stattdessen auf. Fanatische Augen, Bedrohung mit einem Dolch, Mario, der sich nicht anfassen lassen wollte, ein verwehter Schatten im Hinterhof, Tamara, wie sie in Maltes Buch blätterte.
    Als ich wieder aufschaute, war die Sonne fast über dem Rand des Sternbergs verschwunden. Ja, Tamara hatte da wohl so ein paar eigene, negative Energien. Und sie hatte den inbrünstigen Wunsch, an das Buch zu kommen. Jetzt hatte sie es. Was sich meiner Kenntnis entzog, war, was passieren würde, wenn sie mit Gewalt das siebente Siegel aufbrach.
    »Vorfahrin Katharina, hoffentlich hast du da einen genügend hässlichen Zauber eingewoben«, flehte ich in Gedanken.
    Ein geisterhaftes, spöttisches Lachen wehte plötzlich durch die Luft. Aber es war einfach so, dass mich das beruhigte. Außerdem dachte ich daran, dass Tamara jetzt ja auch wieder zurückmusste. Hier in Trefélin nützte ihr das Buch genauso viel wie dem berühmten Fisch das nicht minder berühmte Fahrrad.
    Was mich an mein Essen erinnerte.
    Der Eintopf war gar und köstlich, es gab auch neues Fleisch, diesmal mehr dummes Weidetier, das meine Menschelfreunde schon ordentlich zerlegt hatten.
    Nach dem gemeinsamen Essen kam Besuch. Ramses und Thutmosis hatten die Nachricht von Minni erhalten und setzten sich zum Wachehalten vor die Laube. Wir plauderten eine Weile über das Wetter hier und dort, und ich erfuhr, dass das Klima in diesem Teil Trefélins ein ausnehmend mildes war, während im Norden durchaus noch mit Schneeschauern gerechnet werden konnte. Dann kamen Algorab und Minni von der Fährtensuche zurück.
    »Noch immer nichts. Sie war eine Zeitlang in einer der abgelegenen Lauben. Ich denke, sie hat versucht, das Siegel aufzubrechen. Kleine Splitter von Lack fanden wir im Gras.«
    »Das wird ihr übel aufstoßen, wenn sie das gemacht hat, Minni. Ich fürchte, die alte Katharina hat bei dem letzten ein wenig den Schwierigkeitsgrad erhöht.«
    Minni sah mich erstaunt an.
    »Guck nicht so, Madame Minerva. Ich habe heute Nachmittag ein bisschen nachgedacht.«
    »So, so, nachgedacht, was? Am Teich ins Wasser geguckt hast du!«
    »Und?«, schnippte ich sie hochnäsig an.
    »Ist doch in Ordnung, Katharina. Du lernst langsam mit dem zurechtzukommen, was in dir ist. Was hast du bei deinem Nachdenken herausgefunden?«
    Besänftigt berichtete ich: »Tamara hat ein paar bislang unerwartete Kräfte, die es ihr zumindest ermöglicht haben, mir durch die Grauen Wälder zu folgen. Aber sie sind anderer Natur

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