Der Ring Der Jaegerin
die allergrößte Konzentration. Ich spürte den Schweiß, der mir von der Stirn tropfte, beißend in die Augen lief, mein Hemd durchtränkte und meine Haare feucht werden ließ. Aber es gelang mir. Sanft schimmerte die bläulich weiße Wolke um das haarlose Bein, hüllte es gnädig ein und stillte den Schmerz.
Wie lange ich die Verbindung aufrechterhalten hatte, wusste ich nicht, irgendwann war ich wohl einfach umgekippt. Ich fand mich wieder an Bastet Merits Seite gelehnt und von Minerva heftig gebürstet.
»Igitt!«, wollte ich rufen, aber es kam nur ein raues Flüstern zustande. Du liebe Zeit, was war ich schwach! Ich konnte ja kaum einen Finger heben. Aber wenigstens eine Genugtuung hatte ich. Die Königin schlief tief und fest. Und soweit ich sehen konnte, war auch die Haut der Pfote nicht mehr so rot und entzündet. Ich schloss die Augen und bat Minni leise: »Lass mich hier ein bisschen schlafen.«
»Na gut, hier bist du sicher. Und Majestätsbeleidigung kann sie dir auch nicht vorwerfen!«
Es war tiefe Nacht, als ich wieder zu mir kam. Flüchtig erinnerte ich mich an den Traum, den ich gehabt hatte. Ich war auf den Goldenen Steppen gewesen. Dort, wo ich neue Kräfte schöpfen konnte. Und wirklich, ich konnte aufstehen und gehen. Meine Beine waren zwar noch zittrig, aber mit Minnis Hilfe ging es. Bastet Merit hingegen schlief noch immer abgrundtief. Zwei schöne Perserkatzen hielten rechts und links von ihr Wache und nickten mir freundlich zu, als ich abschiednehmend winkte.
Hunger hatte ich! Und wie. Die armen Menschel würden am Morgen ein sehr karges Frühstück bekommen, ich putzte fast den ganzen Kessel leer. Dann schlief ich noch eine große Runde weiter.
»Wollen wir aufbrechen, Katharina?« Minni stupste mich leicht. »Oder bist du noch nicht fit?«
»Moment, das weiß ich doch selbst noch nicht.«
Aber wie sich herausstellte, war ich vollständig erholt. Also konnten wir die Köderaktion in Angriff nehmen. Ich packte also meine Tasche mit einigen leichten, aber voluminösen Sachen voll – dem Schlafsack vor allem, der ein ordentliches Gewicht vorgaukelte, warf mir den Umhang um und machte mich auf den Weg, den Minni mir zuvor noch einmal detailliert beschrieben hatte.
Es war das erste Mal, dass ich ganz alleine eine solch weite Strecke in diesem fremden Land zurücklegte. Auch wenn ich wusste, dass sich zu meinem Schutz dort ein paar außerordentlich kämpferische Katzen befanden. Aber ich hatte niemanden, mit dem ich mich unterhalten konnte. Und daher begannen jetzt bei dem eintönigen Fuß-vor-Fuß-setzen meine Gedanken zu wandern. Zunächst einmal beschäftigten sie sich mit dem Naheliegendsten, der Möglichkeit, an das Buch zu kommen. Doch sehr bald führten sie mich weiter zurück, und die eigenartige Heiterkeit, die mich seit der Ankunft in Trefélin erfasst hatte, machte der traurigen Erinnerung an meine gefühlsmäßigen Probleme Platz. Kurz, ich dachte an Alan. Gestern war er sicher bei Gerti gewesen. Ein Anflug von Eifersucht streifte mich. Aber ich hatte es ja selbst angeregt. Wahrscheinlich würden die beiden gut zusammenpassen. Ich war wohl doch zu exzentrisch, selbst für einen verträumten Macho. Und dabei war er noch jemand, der wenigstens einigermaßen verständnisvoll meinen seltsamen Handlungen gegenüberstand. Wie sollte das nur zukünftig werden? Jeder Mann, der meine nähere Bekanntschaft machte, würde eines Tages feststellen, dass ich wieder einmal irgendeine verrückte Verantwortung auf mich nahm, bei der ich wunderliche, unnatürliche Kräfte einsetzen musste. Langsam verstand ich, warum meine Kolleginnen oft Einzelgängerinnen waren. Diese Fähigkeiten verbannten einen in die Einsamkeit. Ich konnte nur hoffen, dass Minni bei mir blieb, sie war eigentlich meine einzige Vertraute. Aber sie war auch eine Katze und von unbändigem Unabhängigkeitsdrang.
Hier unterbrach ich meinen Gedankengang und sah mich prüfend um. Soweit wie man mir sie beschrieben hatte, erkannte ich die Gegend noch. Ich blickte zurück, neugierig, ob ich meine Verfolgerin sehen konnte, wenn sie überhaupt auf den Köder ansprach. Aber das Land war leer, wohin ich auch blickte.
Ich hatte das Laubental hinter mir gelassen und bereits einen großen Teil der Ebene überquert. Vor mir lag jetzt hügeliges Gelände, von dem ich wusste, dass an dessen höchster Erhebung der spitze Übergangsfelsen aufragte. Der war allerdings noch nicht in Sichtweite. Immerhin war das Wetter noch stabil, obwohl sich
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