Der Ring Der Jaegerin
Mist! Sofort blockierte ich den Strom, um nicht, wie bei der Königin, plötzlich schlafend zusammenzusacken.
Der Dolch wurde schwarz in ihrer Hand. Er reflektierte kein Fünkchen Licht mehr. Aber er war da, unleugbar. Scharf und spitz. Sie hieb damit in meine Richtung, und ich musste ihr ausweichen. Verdammt, Ringelreihen mit einer messerschwingenden Tamara wollte ich nicht tanzen. Wieder kam sie auf mich zu. Nicht professionell, sie hielt den Dolch leider wie ein Küchenmesser zum Kartoffelschälen, aber Wahnsinn blitzte in ihren Augen. Sie wollte mein Ohr. Oder auch mich zur Gänze.
Mit meinen Heilkräften konnte ich da wenig ausrichten. Aber es gab noch etwas anderes. Ein dankbarer Gedanke flog über alle Dimensionen an Alan und Luigi. Ich fegte ihre Messerhand beiseite. Aber die Wut gab ihr ungeahnte Kraft und Geschwindigkeit. Zwei Mal entkam ich nur knapp der Gefahr, dass mein Gesicht aufgeschlitzt wurde. Dann gelang mir ein wirkungsvoller Tritt gegen ihr Knie, was sie wenigstens aus dem Gleichgewicht brachte. Sie warf das Bündel mit dem Buch zur Seite und sprang mich wieder an.
In der Dämmerung war der schwarze Dolch nicht mehr auszumachen, und ein scharfer Schnitt fuhr meinen Hals entlang. Ich spürte das Blut in mein Hemd sickern. Was bislang Verteidigung war, wurde jetzt bei mir ebenfalls Wut. Ich machte noch einen Satz zurück, holte tief Luft und wurde zum Tier.
Buchstäblich.
Die Krallen an meinen Händen klickten hervor wie Stilette, auf den Lippen spürte ich die Reißzähne, und dann kam aus meiner Kehle ein Brüllen, der Steinchen von den Felsen bröckeln ließ.
Ein letztes Mal zuckte der Dolch gegen mich, dann schlug meine Tatze über Tamaras Arm. Pulloverärmel und Dolch flogen fort, blutige Streifen bildeten sich auf der nackten Schulter. Sie kreischte und griff mich mit bloßen Händen an. Ich schlug noch einmal zu.
Diesmal hatte ich ihren Kopf erwischt. Der Anblick war nicht sehr schön – sie war halb skalpiert. Und gab noch immer nicht auf. Doch aus dem Dämmer kamen jetzt zwei gelb leuchtende Augenpaare, und ein mächtiges Knurren erfüllte die Luft.
Ich klappte kraftlos zusammen.
Kapitel 31
Als ich wieder zu mir kam, lehnte mein Kopf an einer weichen, atmenden Flanke, und eine feuchte, warme Zunge beleckte meinen Hals. Klar sehen konnte ich noch nicht, aber an dem hellen Schimmer erkannte ich Minni als Besitzerin der fürsorglichen Zunge.
»Ist Tamara noch da?«, krächzte ich und versuchte mich etwas aufzurichten.
»Sie ist bewusstlos. Vermutlich vor Schmerzen. Du hast ganz schön zugelangt, Katharina!«
Und mit einem Schlag kam die Erinnerung wieder. Mit panischem Schrecken sah ich auf meine Hände. Ganz normale Hände, ohne Fell, ohne Krallen, nur ein wenig schmutzig.
»Wir haben sie geputzt, so gut es ging. Sah nicht appetitlich aus, der Fellfetzen von ihrem Kopf.«
Minni war brutal. Es würgte mich, und ich konnte gerade noch von Ramses wegrollen, um mich in fürchterlichen Krämpfen zu erbrechen.
»Eijeijeijeijei, bist du empfindlich. Wenn die dich erwischt hätte, würdest du hier jetzt ohne Ohren liegen.«
Endlich beruhigte sich meine Peristaltik wieder, und ich entfernte mich zitternd von dem Ort des Geschehens.
»Kau ein paar von den Blättern da, Katharina!« Minni wies auf ein paar junge Triebe, die entlang dem ausgetretenen Pfad wuchsen. Ich pflückte einige ab und roch daran. Minze. Nicht schmackhaft, aber immer noch besser als der Geschmack in meinem Mund. Außerdem besänftigte sie vermutlich meine Magennerven. Dann bot mir Minni – welche Ehre – ihr Seidentuch an, damit ich es über die noch immer leicht blutende Wunde legen konnte. Das fand ich äußerst nett von ihr, da ich ja wusste, wie nackt die Katzen sich hier ohne ihren Kopfputz fühlten.
Dann sah ich das Bündel Mensch, das Tamara zu sein schien. Die beiden grauen Kater hielten rechts und links Wache von ihr.
»Sie kommt wieder zu Bewusstsein, aber sie wagt nicht zu zucken«, grinste Algorab mich an. Ihr Anblick war grausig, und ich sah mit Rücksicht auf meine Innereien zur Seite.
»Was wollen wir mit ihr tun? Wir können sie doch nicht so einfach hier liegen lassen. Ich möchte nicht an ihrem Tod schuld sein«, fragte ich in die Runde.
»Wir haben uns schon etwas überlegt, Katharina. Ramses und Minerva werden sie mit hinübernehmen.«
»Ja, geht denn das überhaupt? Sie hat keinen Ohrring, und um einen Spruch aufzusagen fehlt ihr sicher die Kraft.«
»Minerva ist eine Weise, sie
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