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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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war schon reichhaltig, aber ich mahnte mich, es einfach zu ignorieren, und setzte meinen mühsamen Weg fort. Hochhackige Schuhe mit dünnen Sohlen sind für Gewaltmärsche mit schwerem Gepäck nicht besonders geeignet, stellte ich in diesem Zusammenhang fest. Außerdem zog es widerwärtig kalt um meine dünnbestrumpften Beine. Aber derartige Ausflüge machte ich sonst auch nicht, denn hätte ich gewusst, was auf mich zukam, hätte ich doch etwas anderes angezogen.
    »Kalte Pfoten, Katharina?«
    »Klappe!«
    Ich war mürrisch. Die Buchhandlung lag noch zwei Querstraßen weiter, und ich dachte daran, dass ich den ganzen Weg ja auch noch zurückmachen musste. Aber vielleicht war es in dem Laden wenigstens warm, so dass meine gefühllosen Zehen wieder auftauen konnten.
    Endlich sah ich das Schild »Buchbinders Bücherecke« und gab mir einen Schubs.
    »Da vorne ist es, Minni.«
    »Trab zu!«
    Ich schluckte ein hässliches Wort hinunter und steuerte auf das Geschäft zu. Die Tür war verschlossen. Keine langen Öffnungszeiten im Secondhandbuchhandel. Ich schluckte noch mehr hässliche Wörter hinunter.
    »Gehen wir nicht hinein?«
    »Geschlossen.«
    »Du warst zu langsam, das habe ich mir ja gleich gedacht. Stakst da mit deinen Fußverkrümmern durch die Landschaft mit einem Tempo, dass einen eine hinkende Schnecke überholen kann – und dann ist zu. Gut gemacht, Katharina. Was hast du jetzt für einen Vorschlag?«
    »Keinen.«
    »Wir haben einen Auftrag, du blöde Kuh. Mach, dass du da reinkommst. Ich will hier nicht ewig in der kalten Nacht warten.«
    »Meinst du, mir ist das angenehm hier? Ich hab auch kalte Füße.«
    »Na und, die hast du dir nur selbst zuzuschreiben. Klingel doch mal.«
    »Gibt keine Klingel. Wir können es am Wochenende noch mal versuchen. Aber jetzt langt’s mir. Und wenn du dich weiter so aufführst, werf ich dich vor das nächste Auto.«
    Mir war kalt, meine Füße schmerzten, und ich hatte Hunger. Ich war sauer. In meinem Jähzorn hätte ich die Drohung womöglich wahr gemacht, aber Minni war plötzlich still und reckte nur ihren Hals. Dann meinte sie beiläufig: »Ihr Menschen habt so warme Häuser, in denen man etwas zu essen bekommt. Das sollten wir jetzt aufsuchen, einverstanden?«
    Essen gehen, keine schlechte Idee. Meine Wut verrauchte ein bisschen, und ich sah die kleine vorwitzige rosa Nase begierig zucken, während die blauen Augen fast ein wenig zu lächeln schienen.
    »Guter Vorschlag, Minni. Wir suchen uns etwas auf dem Rückweg.«
    Ich wollte mich umdrehen, aber da fiel mein Blick auf das erleuchtete Schaufenster der Buchhandlung. Ein wenig chaotisch war das schon dekoriert. Da standen abgegriffene Taschenbücher der verlegerischen Massenproduktion neben gebundenen Erstausgaben, Paperbacks neben Ledereinbänden, Fotobände neben Handschriften, doch gekrönt wurde das Ganze von einem besonderen Exemplar, das im Mittelpunkt all des Ramsches und Exotischen, der Inkunabeln und Billigausgaben wie ein Edelstein in seiner Fassung ruhte. Ein riesiges rotes Buch, dessen Einband mit Lederbändern geschlossen war.
    »Katharina, das ist es!«, quiekte Minni plötzlich in höchster Erregung.
    »Das in der Mitte?«
    »Ja, ja. Das Buch von Katharina vom Walde. Geh mal näher heran!«
    Wir drückten unsere Nasen an die kalte Schaufensterscheibe, und ich versuchte zu entziffern, was auf dem rotledernen Einband in altertümlicher Schrift eingeprägt war. Aber aus der Entfernung gelang mir das nicht. Auch Minni hatte ihre Probleme, aber sie war sich so sicher, dass ich ihr einfach glaubte.
    »Na, dann haben wir wenigstens einen Erfolg gehabt, was, Kleine?«
    »Mhh, ja. Jetzt müssen wir es nur noch bekommen.«
    »Das dürfte nicht so schwierig sein. Schließlich liegt es schon vier Jahre hier. Da wird es morgen niemand kaufen.«
    »Sag das nicht.«
    »Hör auf zu unken, Minni.«
    Ich wechselte die Tasche noch mal auf die andere Seite und drehte mich um, um den Rückweg anzutreten. Dabei wäre ich fast mit einer anderen Frau zusammengestoßen, die mir entgegenkam. Ein selten farbloses Exemplar in einem unförmigen, naturfarbenen Etwas und mit strähnigen Haaren. Sie roch nicht gut. Ich entschuldigte mich und ging mit so energischen Schritten wie möglich in Richtung Parkplatz.
    Ein Steakhaus lag hell erleuchtet auf unserem Weg, und ich sah Minni fragend an: »Große Stücke Fleisch von großen, dummen Weidetieren, kurz gebraten.«
    »Das wäre in Ordnung. Ich hoffe, sie haben etwas

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