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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Beraterin.
    »Und wenn nicht?«
    »Muss ich alleine die Sache erledigen.«
    Das wäre mir lieber gewesen, aber das Schicksal meinte es nicht so gut mit mir, und etwas beklommen folgte ich wenige Minuten später dem wehenden blausilbernen Gewand Cosmeas in einen Raum, der offensichtlich früher mal als Partykeller diente, jetzt aber zu so etwas wie einer ausgeflippten Zeremonienhalle umgestaltet worden war. Die Wände waren mit dicken, hellen Samtportieren verhängt, auf dem Boden lagen einige naturweiße Berberläufer. In der Mitte war eine Art Altar aufgebaut, ein Tisch, auf dem sich eine Messingschale befand und ein – warum auch immer – siebenarmiger Leuchter, ebenfalls glänzend poliertes Messing. Vier weitere, hüfthohe Kerzenständer mit dicken weißen Kerzen standen in den Ecken des Raumes. Auf dem Tisch lag, zugedeckt mit einem goldenen Tuch, ein weiterer Gegenstand. Der Größe und Form nach wahrscheinlich das gesuchte Buch.
    »Wir halten unsere Versammlungen normalerweise natürlich im Freien ab, aber zu dieser Jahreszeit wird uns die Göttin den kleinen Komfort sicher verzeihen«, erklärte Cosmea.
    Darauf sagte ich besser gar nichts. Minni war ohne Wissen der Hausherrin eingedrungen, und nur wenn man es wusste, sah man ihren weißen Schwanz hin und wieder zwischen den Gardinen und Möbelstücken kurz aufzucken.
    In dem Versammlungsraum saßen bereits zehn Gestalten unterschiedlichster Natur. Tamara und zwei ähnlich nichtssagende Geschöpfe hockten nebeneinander auf bunten Kissen, die auf dem dicken, flauschigen Teppich verteilt waren, drei ältere Damen, eine davon mit heftig violett gefärbtem Dauergewellten, die beiden anderen mehr rötlich-jugendlich, hatten ähnliche Wallegewänder an wie die Gastgeberin. Eine wunderschöne Schwarzhaarige sah wahrhaft hexenhaft aus, so wie sie die Mähne um sich aufgebauscht hatte. Ihre dunkelumrandeten Augen glänzten im trüben Licht auf, als sie zu uns hinsah. Sie mochte Ende zwanzig sein, und ich hätte sie eher in dem Fitness-Studio vermutet als hier. Ein paar kichernde Teenies in nachtschwarzen Hosen und Pullis, geschmückt mit symbolträchtigem Silberschmuck, versuchten ihre Unsicherheit hinter heftigem Getuschel zu verbergen.
    Cosmea stellte mich als Birgit vor, was angeblich mein Konventname war, und pries die Vorsehung oder was auch immer, dass dem Kreis eine dreizehnte Hexe geschickt worden war. Und dass Igor auch gleich käme.
    Das tat er dann auch, und neben mir hörte ich ein gedämpftes Glucksen. Ich hatte mich nämlich an den Rand des Kreises zwischen die Lilahaarige und die Kichererbsen gesetzt, weil dort ein cremeweißer Samtvorhang bis zum Boden reichte, hinter dem sich Minni verstecken und mir nötigenfalls soufflieren konnte. Warum sie so erheitert war, wurde mir sofort klar, als ich Igor sah. Wenn einer schwul war, dann der. Er strömte es mitsamt seinem Wohlgeruch geradezu aus. Aber er und die anderen Frauen waren zumindest nett und höflich, sie stellten sich mir ohne große Formalitäten vor und lächelten mich freundlich an. Dann wurde es ruhig im Raum.
    »Unsere Cosy spielt die Hohepriesterin«, flüsterte es leise hinter mir. Aha! Jetzt sollte die Show also beginnen.
    Der von verdeckten Deckenlampen erhellte Raum wurde sacht gedimmt – keine Hexerei, einfach Elektrik –, bis nur noch die sieben Kerzen auf dem Altar Licht gaben. Cosmea trat in die Mitte und zündete etwas in der Messingschale an. Es roch irgendwie süßlich.
    »Sandelholz, wie billig!«, lästerte es leise hinter mir, und ich hatte Mühe, mir bei dem würdigen Getue der Oberhexe das Lachen zu verbeißen. Eine Situation, in die ich im Laufe des Abends noch häufiger kommen sollte.
    Frau Vorsitzende ergriff jetzt einen Becher – auch aus schön poliertem Messing, eben ein Konvent mit Niveau – goss aus einer glitzernden Karaffe Wasser hinein, nahm mit großer Geste einen Dolch, fuhr mit demselben in ein Schälchen voll weißem Pulver und fügte drei Messerspitzen davon in das Wasser. Dann rührte sie die Suppe um. In dem atemlosen Schweigen hörte ich die fast tonlose Bemerkung: »Salzwasser, zum Reinigen. Gerührt, nicht geschüttelt.« Ich biss mir auf die Unterlippe. Minni hatte wohl auch zu viele schlechte Filme gesehen.
    »Jetzt lach bitte nicht, wenn sie mit der Anrufung beginnt!«, befahl die Stimme hinter mir. Und die Oberhexe begann mit rauchiger Stimme zu intonieren:
    »Salz und Wasser,
    Mischet euch!
    Leib und Seele,
    reinigt euch!
    Werft ab alles

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