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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Stern auf. Hatte diese abartige Katze meine Gedanken gelesen? Egal! Cosy hatte den Dolch bereit, es wurde Zeit, das Pentagramm über das Buch zu legen. Es war ebenfalls ganz einfach. Zum Glück hielten wir uns nicht mehr an den Händen, sonst hätte der Energiestoß die anderen wieder aus dem Gleichgewicht gebracht. Die dolchtragende Priesterin zog nun die goldene Decke zur Seite, und das rote Buch lag schimmernd im Kerzenschein – und für mich, und wahrscheinlich auch Minni, natürlich auch im blauen Licht des Sterns.
    »Sieben Siegel hat das Buch.
    Sieben Zeichen hat der Himmel.
    Sonne, Mond und Jupiter,
    Merkur, Venus, Mars, Saturn.
    Erstes Siegel, geweiht der Sonne!
    Erstes Siegel, öffne dich!«
    Sie piekste heftig mit der Messerspitze in Richtung Buch, und ich hatte das Gefühl, einen Schlag mit der Faust in den Magen zu bekommen. Das Pentagramm hing schief und verzogen über dem Folianten, und Minni flüsterte in meine Atemlosigkeit: »Reiß dich zusammen, mach’s wieder gerade.«
    Ich setzte meine ganze, vermutlich ziemlich dürftige Kraft ein, um es ihr recht zu machen. Nun ja, so ganz dürftig war sie wohl nicht, denn der Fünfzackige glühte heftig auf und richtete sich stramm aus.
    Die Hohepriesterin hingegen sah mit einigem Erstaunen auf das Siegel, das unberührt am Buchdeckel klebte.
    »Die versucht das noch mal, pass auf!«
    Und wirklich, mit erhobenem Dolch murmelte sie noch einmal diesen geballten Quark und stieß zu. Diesmal war ich darauf gefasst und fing den Schlag gleich ab. Mit dem Erfolg, dass Madame von dem Altar zurücktaumelte.
    »Eijeijeijeijei, Katharina!« Minni amüsierte sich köstlich.
    Aber Cosmea war hart im Nehmen, der Misserfolg schien sie nicht sonderlich zu stören. Sie meinte: »Ich werde es mit einem anderen Zeichen versuchen. Mag sein, dass nicht die Himmelskörper den Bann brechen.«
    Ohne dass ich es wollte, richtete ich mich auf und sagte laut: »Doch, Hohepriesterin. Aber du kannst das erste Siegel nur in der Vollmondnacht lösen!«
    Völlig perplex sah sie mich an. War sie sauer? Nein. Nur verblüfft.
    »Oh, Birgit, natürlich! Dass ich daran nicht gedacht habe! Natürlich, das ist es.« Sie sah, die Handflächen entschuldigend nach oben gedreht in den Kreis und bat: »Nun, meine Freunde, wir haben so lange auf dieses Buch gewartet, dann können wir auch noch warten, bis der Mond sich gerundet hat.«
    »Wann ist denn das?«, fragte eine zaghafte Stimme, und Minni lästerte wieder: »Eine Hexe, die nicht weiß, wann Vollmond ist!«
    Leider wusste es auch Cosmea nicht und versprach also, wenn dieser schwierige Punkt geklärt sei, die Mitglieder des Hexenzirkels zu verständigen und eine neue Zeremonie vorzubereiten. Und nun solle man doch gemeinsam den Kraftkegel über dem Buch aufbauen.
    »Prima, etwas Dümmeres hätte ihr gar nicht einfallen können. Katharina, mach den Kegel!«
    »Wie?«, fragte ich leise.
    »Erst das Pentagramm weg, einfach den Weg rückwärts gehen, von unten links nach rechts oben und so weiter. Dann mit dem Flämmchen eine Spirale nach oben aufbauen, dass ein Lichtkegel entsteht. Die anderen machen das auch. Wenn die ganze Energie vereint in diesem Kegel ist, schreist du laut ›Jetzt!‹ und lässt los. Dann fasst du so schnell wie möglich meinen Schwanz an. Er liegt neben dir.«
    Ich schielte nach unten und sah, wie Minni sich neben mich legte. Dann wischte ich das Pentagramm vor meinen Augen weg und baute diesen komischen Kegel auf. In der Tat schien er ein recht energiereiches Gebilde zu sein, das nicht nur von mir stammte. Er schwebte bläulich weiß schimmernd über dem roten Buch und begann, langsam zu pulsieren. Ich hatte keine Ahnung, wann er die höchste Aufladung erreicht hatte, aber vermutlich würde Minni mir schon helfen.
    Sie brauchte es nicht. Ich merkte, wie das Pulsieren auf mich übergriff, und in dem Augenblick, als es unerträglich wurde, brüllte ich: »Jetzt!«, und das Ding schoss nach oben weg. Die Figuren um mich herum fielen wie Marionetten mit durchschnittenen Schnüren der Länge nach auf den Boden, einschließlich der Hohepriesterin. Ich grapschte mit letzter Kraft Minnis Schwanzspitze und fühlte, wie alle aufgestaute Energie durch ihn neutralisiert wurde. Mit klaren Augen sah ich die Trümmerstätte an. Alle Hexlein lagen in seliger Erschöpfung oder Trance über die Teppiche verteilt. Und Minnis Fell war bis aufs Äußerste gesträubt!
    »Das Buch, Katharina, und nix wie weg hier!«, lautete der nächste Befehl.

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