Der Ring Der Jaegerin
üblich ungeduldig darüber, dass ich ihr nicht glauben wollte, ich ungehalten darüber, dass sie meine schöne, realistische Welt in Fetzen riss.
»Es gibt Hexen, so wahr ich hier sitze, Katharina! Du denkst wahrscheinlich immer noch, das seien alte, verhutzelte Weibchen mit Buckel und Warze auf der Nase, die in Vollmondnächten auf einem Besen herumfegen. Aber das ist nicht so. Normalerweise sind es Frauen, manchmal auch Männer, die einfach nur einen Sinn für die tieferen Zusammenhänge zwischen Natur und Leben haben, die darin die Kräfte richtig nutzen können und manchmal ein wenig über Heilverfahren wissen. Darum ist für sie das Buch der Katharina ja so wichtig. Viel Wissen ist nämlich im Laufe der Zeit verloren gegangen.«
»Und so etwas machen die schöne Cosmea und die schlampige Tamara?«
»Ja, ja, dein Misstrauen ist gerechtfertigt. Bei der schönen Cosmea habe ich den Eindruck, sie hält das einfach für eine unterhaltsame Mode. Aber wer weiß? Tamara ist die klassische Gläubige, die macht alles mit, was ihr verspricht, sich über ihr fadenscheiniges Selbst zu erheben. Ich fürchte allerdings, dass sie an einem übertriebenen Ehrgeiz in Sachen Hexenkunde leidet.«
»Hört sich also doch so an, als gäbe es keine Hexen«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
»Doch, nur ob das so ein richtiger Zirkel ist, dem die beiden angehören, weiß ich noch nicht. Immerhin wusste Cosmea von dem Buch, und sie wusste auch, dass sie die Siegel nicht einfach aufbrechen durfte. Und deshalb können wir jetzt etwas unternehmen.«
»Soll ich versuchen, es ihr abzukaufen?«
»Zwecklos, denke ich. Sie wollte es haben – und Geld spielt bei ihr keine Rolle.«
»Na, und was soll ich tun, Minni?«
»Nächsten Samstag haben sie eine Zeremonie anberaumt. Nicht ganz der richtige Zeitpunkt, denn der Neumond ist wenigstens schon zwei Tage vorbei. Sie sind zwölf Hexen und wollen zu dieser Veranstaltung eigentlich dreizehn sein. Die dreizehnte könntest du geben. Wir gehen einfach hin und spielen mit.«
»Du spinnst, Minerva. Ich kann doch keine Hexe mimen!«
Manchmal kam dieses Tier auf heitere Ideen. Erst einmal hielt ich diese Angelegenheit grundlegend für dummes Zeug, und mich dann auch noch in einen Kreis hysterischer, abergläubischer Schlampen zu begeben, das war doch ein bisschen zu viel verlangt.
»Du brauchst keine Hexe zu mimen, du musst dich nur so geben wie du bist. Wenn du irgendetwas nicht verstehst, helfe ich dir schon. Komm, Katharina, betrachte das einfach mal als ungewöhnliche Erfahrung. Oder hast du für nächsten Samstag schon was anderes vor?«
Hatte ich nicht, und ihr Argument war so schlecht nicht. Ein bisschen neugierig war ich nämlich doch darauf, was sich in einem Kreis moderner Hexen abspielte.
»Na gut. Aber was können wir da ausrichten? Ich kann sie ja weder hindern, die Siegel aufzubrechen, noch bin ich in der Lage, das Buch zu klauen.«
»Werden sehen. Uns geht es um den Inhalt, nicht um das Brimborium drumherum. Wenn die die Siegel aufmachen, umso besser«, kicherte Minni geisterhaft. Mit einem leisen Schauder fragte ich mich, auf was ich mich da eingelassen hatte.
»Kriege ich noch ein Häppchen? Thunfischdöschen wäre nicht schlecht.«
Minni sprang zu Boden und schwänzelte anmutig zum Kühlschrank. Ich räumte unsere Teller zusammen und stellte sie in das Spülbecken. Dann machte ich eine frische Dose auf und servierte das Gewünschte.
Kapitel 11
Zwei Tage später saßen wir beide wieder im Auto und näherten uns der Villa Seghersdorf. Minni hatte mir wärmstens empfohlen, mich bequem anzuziehen und mich ein wenig anders als sonst zu schminken. So hatte ich gegen meine Gewohnheit die Haare hoch auf dem Kopf zu einer Art Besen zusammengebunden und mit einem silbernen und weißen Tuch umwickelt, mir die Augen mit viel Lidschatten ordinär in Blau angemalt und einen knalligen Lippenstift aufgelegt. Ein rotbraunes Sweatshirt – ein absoluter Fehlkauf und schon fast in der Altkleidersammlung – und weiße Jeans vervollständigten meine Verkleidung. Meine Güte, sah das geschmacklos aus. Da ich winterlich blass war, wirkte ich wie das schlecht zurechtgemachte Opfer eines Vampirs.
Minni hatte gemeint, ich sollte möglichst Cosmea selbst sprechen und ihr erzählen, ich sei eben erst hierher gezogen. Diana von den Lichtfrauen habe mir ihren Zirkel genannt.
»Sie wird froh sein, eine dreizehnte Hexe dabeizuhaben, und dich vermutlich gleich einladen«, meinte meine
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