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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wie am Samstag in dieser seltsamen Hexenversammlung stieg plötzlich diese Energiewelle meine Wirbelsäule empor, breitete sich in meinem Körper aus und erfüllte mich mit ihrer Kraft. Erstaunt sah ich im Spiegel, dass meine Bewegungen sich veränderten, größer wurden, kraftvoller. Ein geradezu strahlendes Lächeln lag auf meinem schweißglänzenden Gesicht. War das ein Spaß!
    Und dann geschah das absolut Verrückteste. Jeany brüllte an der Tür nach Liane und winkte mit dem Handy.
    »Weitermachen, Mädels!«, befahl Liane, zog das Mikro vom Kopf und sprang hinaus. Die erste Kombination ging noch, da waren noch alle im Takt, aber dann drohte das Ganze zum Durcheinander zu werden, was mir widerstrebte. Also machte ich den Mund auf und sagte die Schritte an. Völlig selbstverständlich tobten plötzlich zwanzig Frauen hinter mir her. Und die Energie in mir brannte heller und heller. Ich sah nur noch, dass alle gleichmäßig ihre Bewegungen ausführten, und nach dem dritten Durchgang fügte ich sogar noch eine kleine Variation an.
    Erst als die Musik langsamer wurde und das Cool down fällig war, sah ich, dass Liane hinten in der Reihe stand und einfach mitgemacht hatte. Ich war sehr verlegen und ganz furchtbar kleinlaut, als sie vorkam und das Kommando übernahm. Aber als sie uns nach fünf Minuten auf einen angemessen niedrigen Puls hinuntergebracht hatte, drehte sie sich zu mir um, und ich erhielt einen Szenenapplaus, der mich noch verlegener werden ließ. Aber ich mobilisierte einen kleinen Rest dieser unmöglichen Energie und lächelte zurück.
    Nach der Stunde fragte sie mich, woher ich das könne. Ich gestand ihr, es selbst nicht zu wissen.
    »Es scheint, als ob du ein paar Fähigkeiten besitzt, die du bislang noch nicht erkannt hast. Das war absolut super, was du gemacht hast. Gut, die Technik hatte kleine Fehler, aber das kann man leicht lernen. Aber deine Ausstrahlung – einfach phantastisch! Darauf kommt’s an. Willst du nicht vielleicht eine Trainerausbildung machen?«
    Seltsame Angebote erhielt ich dieser Tage! Aber ich fühlte mich durchaus geehrt.
    »Liane, ich mache gerade ein Fernstudium, bin ganztags berufstätig und soll mehr essen und mehr Sport treiben. Ich fürchte, im Augenblick geht das noch nicht.«
    »Muss ja nicht gleich sein, aber vielleicht hast du ja nach deinem Studium Spaß daran. Wir brauchen hier gute Trainerinnen. Und jetzt geh duschen, damit du dich nicht erkältest.«
    Als ich danach noch mal zur Theke zurückging, um meinen Apfelsaft zu trinken, kamen drei Männer zu uns. Das erste Mal, dass ich überhaupt Männer in diesem Bereich des Studios sah. Sie waren normalerweise im oberen Stockwerk, wo die schweren Geräte standen. »Eisenwarenabteilung«, spöttelten die Frauen darüber. Die drei also kamen zu uns und wurden von einigen Mädels lauthals begrüßt. Einer war das klassische Bild eines Bodybuilders, muskelbepackt, braungebrannt, kurze, knallrote, superenge Shorts, Trägerhemd, brustwarzenfrei, fast kahlgeschorener Kopf und ein silberner Ohrring. Igitt! Er benahm sich auch so, wie er aussah, tätschelte allen Anwesenden den Po, grunzte Jeany etwas zu und zog sich dann einen Eiweißdrink rein. Die beiden anderen waren vollständiger bekleidet, bunte Trainingshosen und T-Shirts, was aber nicht die Resultate der Beschäftigung mit schwerem Eisen verdeckte. Sie waren langhaarig. Du liebe Zeit – ich dachte, davon wären wir jetzt seit Jahren weg. Der eine, dunkel, fast schwarz, glatthaarig, war mehr der Latino-Typ, was er mit seinem Mitternachtsbart noch unterstrich, der andere, von dem ich nur die Rückfront sehen konnte, trug seine gelockte Mähne schulterlang. Und wenn die echt war, dann hatte er mit Sicherheit schon oft den Neid vieler Frauen auf sich gezogen. Dunkelblond mit goldblonden Lichtern darin. Aber vermutlich hatte er einen guten Friseur.
    Ich machte mich davon. An der Tür blieb ich noch kurz stehen, um das Plakat zu lesen, das wohl während meiner Stunde dort aufgehängt worden war. Eine Nikolausparty war angekündigt. Am Freitag, wie schön. Das war der sechste Dezember.
    Wie ich diese Weihnachtsfeiern und das ganze Brimborium darum hasse!
    Minni war mit meiner Entscheidung, mehr zu essen, durchaus zufrieden. Und ich kaufte mir erstmals einen Stapel Fertiggerichte, denn zum Kochen hatte ich weder Lust noch Zeit. Wir probierten sie im Laufe der Woche gemeinsam aus und waren nur mäßig zufrieden.
    Miriam überredete mich, am Freitag zur Studioparty

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