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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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damit ich mir gleich nur noch den Zopf flechten musste. So gelangte ich mit wehenden Haaren ins Studio und registrierte einen Pfiff, der offensichtlich mir galt. Den Verursacher sah ich jedoch nicht. Hinein in den Body, Schuhe an, Zopf fertig. Noch mit dem Metallspängchen im Mund raste ich in den Vorraum und rammte einen Mann.
    »’tschuldigung!« Ich hörte mich fast an, wie Minni mit Maus im Maul, und dann erkannte ich den Traummann. Ich war auf Alan geprallt. Und der hielt mich fest, sagte: »Fall nicht!«, und lächelte mich an, dass die Lampen flackerten. Oder flackerte es mir vor den Augen? Der war aus der Nähe genauso umwerfend schön wie auf der Bühne, und ich fühlte mich wieder wie die leibhaftige graue Maus – mausblond, mausohrig und nur mit einer hässlichen, großen Nase gesegnet. Warum war ich nicht wie Miriam oder diese dunkelhaarige Frau aus dem Hexenzirkel? Ich machte mich verlegen los und rettete mich in den Übungsraum. Die anderen hatten sich schon aufgestellt und warteten offensichtlich auf die Trainerin.
    Nein, warteten sie nicht, Liane stand unter uns. Ich befestigte endgültig meine Haare und daher bekam ich eine Kleinigkeit nicht mit. Erst als frenetisches Klatschen den übervollen Raum füllte, sah ich, dass heute wohl Stargast-Training war. Alan stand neben der Musikanlage.
    »Ready, Ladys?«
    »Yeah!!!«
    »Let’s move!«
    Junge, Junge, der Mann verstand etwas vom Geschäft. Verflogen war aller Stress, verflogen war alle Müdigkeit, verflogen war auch jede Form von Verlegenheit. Unverschämt gut sah er aus mit seinem durchtrainierten Körper und den blonden Locken. Ich merkte, wie dieser Strom wieder durch mich hindurchging. Die kompliziertesten Bewegungen machte ich wie in Trance mit, verstand die undeutlichsten Kommandos, wurde eins mit der Musik, dem Takt, dem Rhythmus. Nur einmal gab es eine kurze Pause. Ich stand inzwischen ziemlich weit vorne, und Alan gab plötzlich das Zeichen zum Halten, ergriff meinen Zopf und steckte ihn mir grinsend ins Dekolleté.
    »Der nasse Wisch ist mir jetzt schon dreimal um die Ohren geklatscht, behalt ihn besser bei dir.«
    Meinen empörten Kommentar konnte ich nicht loswerden, denn sofort ging es weiter. Aber meine Energie war irgendwie verflogen, und ich war froh, dass nach wenigen Minuten das Cool down begann. Der Typ war also doch nur ein mieser Macho. Ja glaubte er denn, ich hätte ihn mit Absicht mit meinem Zopf getroffen, um auf mich aufmerksam zu machen?
    Ich war froh, als die Stunde herum war, und wollte so schnell wie möglich in die Umkleide flüchten. Aber da wurde nichts draus. Alan, von giggelnden und anbetenden Mädels umlagert, machte sich mit einer geschmeidigen Bewegung von seinen Bewunderinnen frei und holte mich kurz vor dem Ausgang ein.
    »Du mit dem Zopf, nicht böse sein. Aber irgendetwas musste ich machen, dieses Ende davon hat nämlich scheußlich gekratzt.« Er zeigte auf ein paar blutige Striemen an seinen Oberarmen, und mir wurde schon wieder ganz anders.
    »Sorry, eine blutige Auspeitschung hast du wirklich nicht verdient. Ich hab das ehrlich nicht gemerkt. Sonst nehme ich weiche Bändchen, aber heute war ich so in Eile, und das war das Erste, was mir in die Finger kam.«
    »Schade, dass ich jetzt noch eine Stunde halten muss, sonst würde ich als Wiedergutmachung darauf bestehen, von dir ein Wasser spendiert zu bekommen.«
    Herr im Himmel, hatte der Mann ein Lächeln. Und aus diesem und nur diesem Grunde übermannte mich der Schwachsinn, und ich sagte: »Na, ich mache auch noch eine Stunde mit, und du bekommst ein doppeltes Wasser.«
    »Das lasse ich mir nicht entgehen. Aber halt die Haare fest, es wird funky. Schon mal mitgemacht?«
    »Nein, und ich stelle mich auch gleich ganz hinten hin.«
    »Nur Mut, du kannst das bestimmt, ich mache heute nur Basics.«
    Aber das war dann doch ziemlich herb, was da abging. Ich hatte zwischendurch immer mal wieder das Gefühl, dass Arme und Beine sich selbständig machten. Tropfnass wankte ich aus dem Raum und wickelte mich erst mal in Handtuch und Trainingsjacke, dann bestellte ich zwei große Mineralwasser. Das erste brauchte ich sofort, auf Alan konnte ich nicht warten. Er kam allerdings auch nicht. Irgendwie musste ich den Augenblick verpasst haben, als er den Raum verlassen hatte. Und so trank ich nach einer Viertelstunde auch das zweite Glas aus und schlich sozusagen mit hängendem Zopf in die Dusche. Da hatte ich mir wieder mal was eingebildet. Bäääh!
    Minni fragte nicht

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