Der Ring Der Jaegerin
bis ins Mark.
»Ich komme dir helfen, Majestät!«, hörte ich mich flüstern. Und dankbar schlossen sich die Augen. Dann war da nur noch die Welt, die in dichtem Schneefall versank, und zwei Katzen rechts und links von mir, die tief und vibrierend schnurrten.
Diese Nacht schlief ich zwischen zwei edlen Tieren, und meine Träume waren lustvoll.
Der Schnee, der über Nacht gefallen war, war liegengeblieben. Fast zwanzig Zentimeter waren es, was zu einem unbeschreiblichen Verkehrschaos führte. Daher beschloss Sabina, doch noch einen Tag länger zu bleiben, und wir machten alle zusammen einen Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein und klirrender Kälte. Auf die Idee waren wohl alle anderen Mitmenschen auch gekommen und ständig tauschten wir fröhliche Weihnachtsgrüße aus.
Sabina zeigte sich von ihrer freundlichsten Seite, und wir unterhielten uns sachverständig über die Möglichkeiten, sich körperlich fit zu halten. Allerdings rutschte mir dann eine Bemerkung zu den Proben für die Auftritte heraus, und sie bohrte nach. Klar, Auftritte hatte sie ja auch beständig. Aber dass sich dann meine kultivierte, weltgewandte, elegante Cousine mit ihrem weißen Fuchspelz laut johlend in den Schnee warf und mit den Beinen strampelte, als sie von der Strip-Show erfuhr, also das haute mich ebenfalls um. Ich warf mich dazu und wusch ihr das Gesicht mit kaltem Schnee. Unsere Eltern fragten sich zu Recht, ob wir dem kreischenden Wahnsinn erlegen seien, und unter Husten und Keuchen erklärte Sabina ihnen den Grund.
Selten sah ich die alten Herrschaften so fassungslos.
Am fassungslosesten allerdings war TomTom. Er musterte mich, als ob ich eine blubbernde Kröte mit Hautausschlag sei. Sein Problem.
In ungewohnter Einigkeit verbrachten Sabina und ich den Nachmittag mit dem Ausprobieren neuer Frisuren für mich. Ich erhielt eine Menge Schminktipps vom Profi und auch ein paar neue Posen gegen den Austausch von Szene-Informationen. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass mich Sabina beneidete.
Dann waren die Feiertage vorüber, die Straßen leidlich geräumt, und ich fuhr mit Minni, die ebenfalls sehr zufrieden schien, nach Hause. Die Waage zeigte drei Kilo mehr als vor Weihnachten, und ich stürzte ins Studio, um sie zu Muskulatur und nicht zu Fett werden zu lassen.
Ich wagte auch meine ersten, eigenen Kochexperimente und startete größere Lebensmitteleinkäufe. Diesmal machte mir die Erfüllung der Siegelaufgabe richtig Spaß, auch wenn Minni mein Steak mit Pfeffersauce zu ledrig fand. Na ja, einen Tick rosiger hätte es sein können. Ich stellte das Menü für Silvester zusammen. Unter Berücksichtigung einer Tischkatze selbstverständlich. Und beriet mich am Telefon mit meiner Mutter darüber. Sie fand meine Vorschläge ausgewogen, gab aber zu bedenken, dass ich ja zwischen den Gängen nicht nur in der Küche stehen, sondern mich vielleicht auch mit meinem Gast unterhalten wollte.
»Mach doch etwas, das während der Vorspeisen einfach gart, dann musst du nicht ständig aufspringen und rühren. Und als Zwischengang scheinen mir Nudeln zu sättigend. Ein Salat tut es doch auch.«
Sie hatte natürlich recht, ich disponierte um. Minni verfolgte das Planen, Einkaufen und Testkochen mit großer Genugtuung und schimpfte mich nur ein einziges Mal blöde Kuh, als ich süße statt salzige Sojasauce an die Marinade für das Hühnerfleisch gegeben hatte.
Ansonsten gingen wir beide viel spazieren, meistens blieb sie in der Tasche, aber manchmal lief sie auch in dem trockenen Schnee neben mir her und tobte ein bisschen darin herum. Hätte es nicht diese leichte Spannung wegen des Wiedersehens mit Alan gegeben, wäre ich fast ganz glücklich gewesen. Der Besuch bei meinen Eltern hatte mir wieder einen gewissen inneren Halt gegeben. Auch schien es, dass ich mich so ganz allmählich an die neue Katharina gewöhnte, die so plötzlich in Erscheinung getreten war.
Kapitel 20
Montag – an Silvester – fand ich morgens meine Kontoauszüge in der Post. Die Abrechnung des Modehauses war bereits abgebucht, und das goldene Kleid verschlug mir dann doch noch mal kurzfristig den Atem. Allerdings fand ich eine Haben-Buchung über fünfhundert Euro, die ich mir nicht erklären konnte. Als Text stand da nur Vomwald, und ich begann an Hexerei zu glauben. Hatte die alte Katharina aus einer anderen Welt eine Gutschrift veranlasst für gute Führung? Aber da gleichzeitig die Abrechnung der unverschämten Kontoführungsgebühren
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