Der Ring Der Jaegerin
nicht zu ärgern.
Aber dann fing ich doch an, einen leichten Zorn aufzubauen. Es war eng, weil ungewöhnlich viele Kursteilnehmerinnen dabei waren, aber die beiden schienen alleine auf der Welt. Da ich dummerweise hinter ihnen stand, bekam ich reichlich Knüffe und Püffe ab.
Alan bemerkte das rücksichtslose Verhalten und reduzierte die Bewegungen. Leider zwinkerte er mir auch ein paar Mal zu, was den beiden aufmerksamen Damen nicht entging. Ich zog mich weiter nach hinten zurück, um aus ihrem Wirkungskreis zu entfliehen. Aber da stand ich zwischen vier Bewegungschaoten, die immer dann mit dem rechten Arm um sich schlugen, wenn alle anderen den linken bewegten. Es war eine grauenvolle Stunde.
»Na, den Tag im Büro gut herumgekriegt?«, fragte Alan mich leise, als ich an der Theke stand und mein Mineralwasser trank. Es sah verschwitzt aus und roch leicht nach Zitrone. Und ich dummes Schaf bekam natürlich wieder Kuhaugen, was veterinärtechnisch interessant war und insbesondere von meinen beiden liebsten Freundinnen registriert wurde.
»Im Büro war’s wenigstens weniger voll als hier. Man kann sich ja kaum bewegen, wenn deine Fans hier sind.«
»Nächste Stunde wird’s leerer. Machst du noch mit? Danach übernimmt Vicky den Rest, und ich hab frei.«
Ich ließ mich überreden und kam damit in den Genuss, anschließend hilflos unter der Dusche mitanhören zu müssen, wie man mich durchhechelte.
»Alans neue Schnepfe. Mal sehen, wie lange er sich die hält.«
»Wie hat die magere Ziege den bloß rumgekriegt, ob die ihn dafür bezahlt?«
»Bewegt ihre staksigen Beine wie ein halblahmer Flamingo in diesem komischen rosa Trikot und grinst ihn dabei sabbernd an. Widerlich. Aber …« Kichern. »Auf Alan ist vermutlich Verlass; eine Woche, vielleicht zwei.«
Ich kochte vor Wut; keine drei Stunden nach dem Öffnen des Siegels brodelte in mir der Zorn, und aus der Dusche flackerten gelbrote Flammen. Ich zuckte zurück und atmete tief durch. Ach, die waren ja nur neidisch. Sie konnten mir ja leidtun, diese schönen Mädchen. Da strengten sie sich sicher schon monatelang an, ihrem Schwarm näher zu kommen und mussten dann hilflos mit ansehen, wie der Angebetete seine Gunst einer ganz Fremden schenkte. Ja, so musste ich das sehen! Das Wasser floss wieder harmlos meinen Rücken hinunter. Ich spülte den Schaum ab, dann fiel mir die letzte Bemerkung ein. Was meinten diese dämlichen Hühner mit »höchstens zwei Wochen«?
Ich entkam einer blauweißen Stichflamme und hüllte mich in mein Handtuch. Meinem Seelenheil war es sehr bekömmlich, dass die Damen bereits die Umkleide verlassen hatten.
Mit Alan stritt ich mich nicht diesen Abend. Obwohl er sich noch sehr lange mit den beiden Schönen an der Theke unterhielt. Ich fuhr einfach nach Hause, er kam eine Stunde später und entschuldigte sich nicht mal.
»Im Studio werde ich nicht viel mit dir reden können, Kathy, das verstehst du doch?«
»Klar, ich mindere deine Chancen.«
»Natürlich – komm, du weißt doch auch, dass man Geschäft und Beziehung nicht mischen soll.«
»Haben wir eine Beziehung?«
»Zumindest eine freundschaftliche, hoffe ich. Komm, sei nicht so verschnupft. Wenn ich bei dir im Büro auftauchen würde, würdest du dich auch distanzierter verhalten.«
Er hatte ja so recht und eigentlich, wenn ich so durch seine Haare fuhr und seine Lippen und so …
Auch mit Mergelstein stritt ich am nächsten Tag nicht, obwohl er wieder das definitive Chaos im Netzwerk verursachte. Und zu Börris’ Aushilfssekretärin, die dumm wie ein altbackenes Brötchen war, war ich süß und hilfsbereit.
Minni nahm sich auch sehr zusammen, was ich ihr hoch anrechnete. Und selbst, als Alan anrief und sagte, er müsse sich diesen Abend leider mal um seine Angelegenheiten kümmern, blieb ich ganz gelassen.
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, zog pflichtbewusst mein Statistik-Lehrbuch hervor und begann, die ersten Aufgaben zu lösen. Dabei durfte ich zu meiner größten Begeisterung feststellen, dass alles, was ich mir so mühsam eingepaukt hatte, durch den Strudel der Ereignisse in abgrundtiefe Vergessenheit geraten war. Auf mein herzliches Stöhnen hin sprang Minni auf den Schreibtisch, sah mich mit schräggeneigtem Kopf an und schlug dann mit einer Pfote energisch das Buch zu.
»Was soll das, Minerva?«
»Wann schreibst du die Klausur?«
»In sechs Wochen.«
»Dann nimm das mal etwas gelassener. Ich denke, ich sehe bis dahin eine Möglichkeit, dir zu
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