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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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weiter sich zu den Weisen hingezogen fühlen, die Langhaarigen sich um den Hofstaat kümmern, und das was ihr so als Hauskatzen kennt – sie machen auch in Trefélin den größten Anteil aus – sind die Jäger.«
    »Die Königin ist eine grauschwarz getigerte Hauskatze mit grünen Augen? So habe ich sie neulich im Fenster gesehen.«
    »Getupft, nicht getigert. Wie die ägyptischen Katzen.«
    »So, und wie kommt man nun in euer Land? Und wie werden sich die anderen Katzen mir gegenüber verhalten? Ich meine, vor einem Tiger habe ich einen gewaltigen Respekt.«
    »Vor mir nicht? Nur weil ich klein bin?«
    »Schon gut, Minni, schon gut, vor dir auch, vor allem, wenn du wütend bist und deine Krallen zeigst. Aber du musst gestehen, Tigertatzen sind noch schreckeinflößender. Bitte, wie steht ihr zu den Menschen?«
    »Nun ja, ich könnte dich ja im Ungewissen lassen, aber ich habe heute meinen netten Tag. Also, die meisten von uns sind den Menschen wohlgesonnen. Sie vergleichen sie mit den Menscheln und halten sie etwa für genauso dumm. Einige haben aber schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, sind gequält oder misshandelt worden. Du weißt schon, ihr geht nicht immer so mit uns Tieren um, als wären wir richtige Lebewesen.«
    Schreckliche Bilder von Tierversuchen, kleinen verblutenden Fellbündeln am Straßenrand, Tieropfern, Käfigen und Fallen entstanden vor meinen Augen. O ja, da gab es eine Menge, weshalb die Katzen den Menschen nicht sonderlich wohlgesonnen sein konnten. Aber wenn sie so klug waren, wie Minni sagte, würden sie wohl nicht das Einzelobjekt Katharina für die Kollektivbestrafung heranziehen. Außerdem wollten sie ja etwas von mir. Na ja, und dass mich Katzen für dumm hielten, daran war ich ja schließlich schon gewöhnt.
    »Gut, wie kommen wir nach Trefélin? Gibt es da einen Zauber oder so?«
    »Nein, nein, durch die Grauen Wälder. Das ist so was wie eine ganz normale Dimensionslücke.«
    Ah ja, eine ganz normale Dimensionslücke. Kein Wunder, dass Minni mir versprechen konnte, bei so simplen Dingen wie Statistik Hilfe zu leisten.
    »Und wo findet man die Dimensionslücken?«
    Nur interessehalber will man das ja als völlig rationaler Mensch wissen. Aber ich fühlte mich langsam auf den äußersten Rand des Irrsinns zutreiben. Minni hingegen antwortete ganz gelassen: »Ach, hier und da. Hier ist eine unter dem Kirschbaum.«
    »Und wieso habe ich die noch nicht gefunden?«
    »Man braucht etwas Wissen dazu. Dir wird der Ohrring, den ich dir gebracht habe, dabei helfen. Es gibt zwar noch andere Methoden, aber das ist die eleganteste.«
    »Und nur an Vollmond?«
    »Auch die eleganteste Methode. Aber wir Weisen haben nach dem alten Wissen geforscht und gefunden, dass es eigentlich jederzeit geht. Allerdings möchte ich dir das nicht zumuten, es kann ziemlich beängstigend sein. Und es besteht die Möglichkeit, die Erinnerung zu verlieren. Meinst du, du könntest mir noch so ein Stück von dem Kalbsschnitzel abschneiden, das vorhin übriggeblieben ist?«
    Das war ein trefflicher Themenwechsel, und ich gönnte uns beiden noch einen späten Imbiss, dann schlüpften wir in die Federn. Minni schien sehr zufrieden damit, wieder ihren Stammplatz an meiner Seite einnehmen zu dürfen, und so unerträglich war ein Abend ohne Alan doch nicht.
    Den Donnerstag bekam ich ganz gut ohne Zorn hinter mich – dachte ich bis abends. Da hatte ich zu meinem Verdruss wieder eine Begegnung mit den beiden Walküren. Alan, der diese Woche noch Ferien hatte, übernahm wieder die beiden ersten Stunden, und obwohl er mir nur einmal vertraulich zuzwinkerte, durfte ich mir gleich einen gezischelten, reichlich bösartigen Kommentar anhören. Bescheiden verzog ich mich in eine hintere Ecke und nahm nur den verwunderten Blick von Alan wahr.
    Die erste Stunde ging ja noch, die zweite wurde diesmal voller, und es wurde äußerst anstrengend. Dabei geriet ich trotz größter Vorsicht wieder in die Nähe der beiden Schönen, und Miriams Warnung über die augenauskratzenden Weiber fiel mir in dem Moment ein, als mir ein Handrücken mit einem scharfkantigen Ring über die Wange fuhr und nur knapp mein Auge verfehlte. Nur mit größter Mühe konnte ich mich zurückhalten, nicht heftig zu reagieren. Wahrscheinlich war das nicht mit Absicht geschehen, sagte ich mir und konzentrierte mich, ihren wedelnden Armen auszuweichen. Klappte beinahe, aber nicht ganz! Kurz vor Ende der Stunde bekam ich noch eine gewischt. Bevor ich mich jedoch

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