Der Ring Der Jaegerin
mich an sich. Ich wehrte mich. Gott, wie überheblich.
»Sag mal, deine Selbstgefälligkeit geht dir nicht manchmal selbst auf den Keks?«
»Nein, dir?«
»Ja. Und wie!«, schnaubte ich, und kleine, rote Flammen züngelten aus der Nachttischlampe. Schon gut, ich beruhige mich ja schon.
»Sorry, ich will mich nicht mit dir streiten, Alan.«
»Warum nicht. Das täte dir ganz gut. Du bist noch immer sauer wegen dieser Schläge. Und mit mir kann man wundervoll streiten.«
»Ich möchte aber nicht.«
»Du möchtest weiter muffelig sein. Gut, dann gehe ich jetzt.«
Ich drehte mich auf die Seite, um ihn nicht anzusehen, wenn er sich anzog. Das kribbelte mich nämlich genauso, wie wenn er sich auszog. Ach, Dreck!
»Bis bald mal wieder, Süße.«
Die Wohnungstür klappte, und ich nahm mein Kopfkissen und schmiss es mit aller Gewalt gegen die Wand, begleitet mit einem gebrüllten: »Scheiß-Siegel!«
Die Nacht war furchtbar, und in meinen Flammenträumen sah ich wieder dieses Gesicht, das nicht das meine war. Und die traurigen, schmerzverdunkelten Augen der Katzenkönigin.
Kapitel 22
Aus dem Spiegel schaute mich am Morgen eine neue, mir noch nicht bekannte Katharina an. Allerdings sah meine Wange nicht ganz so schlimm aus, wie ich es erwartet hatte, und mit einer dicken Schicht Make-up gelang es mir, die schlimmsten Spuren zu verdecken. Danach erkannte ich mich wieder.
Vier Tage noch sollte ich die Sanftmut selbst sein. Ich wurde regelrecht apathisch. Das Wochenende, beschloss ich, würde ich ganz alleine verbringen. Sogar Minni würde ich bitten, sich zu verdrücken. So weit kam es aber nicht. Gerti Hollerkamp rief mich nämlich im Büro an. Ob wir uns am Samstag oder Sonntag mal auf eine Tasse Kaffee treffen könnten.
Das war vermutlich harmlos. Mit ihr hatte ich keinen Anlass zu streiten. Wir einigten uns auf Sonntagnachmittag. Alan rief mich auch an, ob ich am Samstag bei einer Vorführung mitmachen wollte oder ob das Gesicht noch zerschrammt sei. Ich vermutete mal, er wollte wissen, ob meine Laune noch Schrammen hatte, aber ich sagte ihm ab. Dann vielleicht die am nächsten Samstag. Schon besser. Und was ich am Sonntag machen würde? Prima, da hatte ich schon etwas vor. Er nahm es gleichmütig hin, und ich ärgerte mich wieder über seine Selbstsicherheit. Hätte er nicht wenigstens mal »schade« sagen können?
Gerti und ich trafen uns in einem kleinen, gemütlichen Café in der Stadt, und ich bestaunte mal wieder ihre zigeunerhafte Erscheinung, die sie offensichtlich in ihrer Freizeit wählte. Ein weiter roter Rock schwang um ihre schwarzbestiefelten Beine, eine bestickte, schwarze Bluse bauschte sich aus einer schmalen Taille, und ihre dunklen Locken wallten beinahe theatralisch um ihre Schultern. Ich wirkte in meiner üblichen Bürokleidung in gedeckten Farben vermutlich wie eine staubige Zimmerpflanze neben einem vollerblühten Rosenbusch.
»Was macht das Studium?«, fragte ich einleitend, nachdem wir uns gesetzt hatten.
»Ferien derzeit. Aber keine Freizeit. Bei Schrader ist ganz schön was los, ich sitze den ganzen Tag im Büro. Und bei dir?«
»Ich war faul, was das Lernen anbelangt. Ich brauchte mal eine Pause, abgesehen davon gibt’s auch bei uns viel zu tun.«
»Ja, gewisse gemeinsame Geschäfte bestehen da ja. Ich habe die Briefe gelesen.«
Na, worauf wollte sie denn hinaus? Auf nichts anscheinend, denn sie wechselte das Thema, und wir unterhielten uns belanglos über Parfüm, Pflanzen, Duftöle, Umweltschutz, Naturheilkräfte. Sie hatte sich bei ihrer Arbeit über die Hexen im Mittelalter intensiv mit der Frage der Heilkunst beschäftigt und das Verhältnis der Kräuterfrauen zu den männlichen »studierten« Ärzten beleuchtet. Die schnitten dabei offensichtlich nicht besonders gut ab.
Mir fiel auf, dass sie die Themen geschickt steuerte. Aber wenn das denn ihr Hobby war – ich fand es interessant, ihr zuzuhören, obwohl mir ihre Einstellung zu radikal war. Nur mit Aromatherapie und Meditation konnte man doch eine Blinddarmentzündung nicht heilen. Aber als ich das Argument brachte, konterte sie: »Mit einer ganzheitlichen, naturnahen Lebensweise würde es gar nicht erst dazu kommen.«
»Na, weißt du, so ganz schlecht sind solche Stoffe wie Antibiotika auch nicht. Man muss sie ja nicht gleich bei jedem Schnüpferchen nehmen. Und ich denke, die medizinische, chemische und biologische Forschung hat uns doch eine Menge Erkenntnisse gebracht. Und auch die Gerätemedizin. Denk nur an all
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