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Der Ring Der Jaegerin

Der Ring Der Jaegerin

Titel: Der Ring Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vielleicht ein bisschen Tanzen. Das goldene Kleid amortisierte sich langsam. Was sollte ich sonst auch an einem Sonntag machen? Verwundert stellte ich fest, dass ich mir früher diese Frage nie gestellt hatte.
    Minni und ich waren übereingekommen, dass nur am Wochenende und an freien Tagen richtig gekocht werden sollte. So allmählich wurde mir das nämlich etwas zu viel. Nach dem Abendessen mahnte Minni meine Pflichten an.
    »So, Katharina, bist du bereit, dich mit Kessel und Dolch zu befassen?«
    Ich erinnerte mich an die seltsamen Anforderungen, die sie an mich gestellt hatte.
    »Na gut, was soll ich tun?«
    »Du stellst beide Dinge auf ein dunkles Tuch – nur, damit du nicht abgelenkt wirst, sonst hat das weiter keine Bedeutung. Dann machst du das Licht aus und ziehst die Jalousie hoch, damit das Mondlicht darauffällt. Das unterstützt die Konzentration.«
    Ich tat wie geheißen, nahm die dunkelblaue Tischdecke, stellte den Messingkessel darauf, nachdem ich ihn mit einem sauberen Tuch noch mal poliert hatte. Das schien mir irgendwie angemessen. Dann zog ich den Dolch aus seinem Futteral und legte ihn daneben.
    »Eine Kerze vielleicht noch? Und – Minni, ich habe mir doch so ein Lavendelwasser gekauft, ein paar Tröpfchen davon vielleicht?«
    »Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann. Nur zu, Katharina.«
    Also richtete ich das ganze Arrangement so auf dem Boden aus, dass sich das kalte Licht des hochstehenden Mondes in dem Metall spiegelte. Die Wachskerze verbreitete einen leichten Honigduft, und der Lavendel füllte den Raum mit der sauberen Weite einer südlicheren, reineren Landschaft. Ich fühlte, wie ich mich entspannte, und ließ mich im Schneidersitz vor der Decke nieder, Minni rollte sich an meiner Seite zusammen und schnaufte leise. Mein Blick ruhte auf den beiden Geräten, und ohne dass ich etwas tat, dachte oder nur wollte, stieg eine leichte, angenehme Wärme in mir auf. Ich richtete meinen Rücken gerade und legte meine Hände locker geballt auf die Knie. Das schien mir ganz natürlich. Und dann erkannte ich, dass zuerst der Dolch, dann auch der Messingkessel zu schimmern begannen. Ein zarter blauer Schein umgab sie, wurde intensiver und heller, bis das Metall weißblau zu glühen anfing. Es sah so richtig schön aus, und ich hatte plötzlich das Bedürfnis, meine Hände darüber zu halten. So beugte ich mich vor und breitete die Handflächen über Dolch und Kessel aus, und siehe da, auch meine Hände begannen zu leuchten. Unerklärliche Freude durchzog mich, füllte mich mit einem Strahlen und Glückseligkeit.
    Dann verblasste das Licht; langsam zog ich meine Hände zurück. Noch einmal atmete ich tief durch, zwinkerte mit den Augen und sah, dass das Mondlicht weitergewandert war.
    »Wunderschön hast du das gemacht, Katharina.«
    »Ja, es war schön, Minerva.« Das Glücksgefühl hielt weiter an.
    »Möchtest du jetzt den Kessel mit Wasser füllen?«
    Erstaunt sah ich sie an.
    »Du weißt, dass du auch das kannst, nicht wahr?«
    »Ja, ja, es scheint so. Aber ich möchte es nicht tun. Nein, ich möchte die Zukunft nicht kennen. Ich habe Angst davor, dass ich, wenn ich wüsste, was geschieht, nicht mehr unbefangen bin.«
    Minni nickte beifällig. »Du bist sogar noch klüger als ich dachte. Wir wollen das vierte Siegel öffnen. Mit dem geweihten Messer.«
    Was wir dann auch taten – oben rechts, das mit dem Zeichen der Sonne.
    Das vierte Siegel prüfet nun,
    ob Du der Freundschaft würdig bist.
    Peinvoll ist’s, was jetzt zu tun –
    zu scheiden zwischen Herz und List.
    Sieben Tage plagt Dich Zweifel,
    ob er Freund ist oder Teufel.
    »Nun ja. Zweifel. Wie passend.«
    Und Minni nickte. Dann räumte ich das Buch wieder in den Schrank und packte nach Minnis Anweisungen Kessel und Dolch in meinen umfangreichen Beutel. Als Trainingstasche hatte ich sie schon seit Tagen nicht mehr benutzt, nur noch als Transportbehälter für die Katze.
    »Du solltest ihn ab jetzt immer griffbereit haben, den Beutel. Ich hab so ein komisches Gefühl.«
    Also packte ich eine Notfalltasche zusammen, nebst Erste-Hilfe-Set, warmer Unterwäsche und einer Decke. Leider lag ja der Schlafsack noch immer bei Buchbinder. Wenn ich drandachte, wollte ich ihn in den nächsten Tagen von dort abholen. Aber jetzt war ich erst einmal gewaltig erschöpft und schlief mit Minni an meiner Seite traumlos bis zum Weckerpiepsen.
    Am Freitag traf ich meine Cousine wieder im Studio an, sie alberte mit Luigi herum. Alan war

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