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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Cail und Harn erst einmal Fole und Durris der Einflußnahme Gibbons entrissen hatten, waren diese vier dazu in der Lage, auch die anderen sechs Haruchai vom Bann zu befreien.
    Pechnase und Nebelhorn, reichlich zerschlagen, rafften sich aus dem Unterholz auf. Die Erste warf scharfe Blicke in die Runde, hielt ihr Schwert bereit. Blankehans verschränkte die Arme auf die Brust, wie um der außerordentlichen Stärke des eigenen Grimms Schranken zu ziehen. Aber die Haruchai achteten gar nicht auf die Riesen. Sie begaben sich an die Seite, wandten sich einander zu, verständigten sich in der stummen Leidenschaftslosigkeit ihres Volkes auf geistiger Ebene. Trotz allem, was sich ereignet hatte, wirkten sie weder entmutigt noch betroffen.
    Als ihre mentale Kommunikation beendet war, schaute Cail zu den Riesen und Linden hinüber, dann kam er geradewegs zu Covenant. Er trug keine Entschuldigung vor. Er und seine Kameraden waren Haruchai, und die erfahrene Beeinträchtigung ihres Selbstwertgefühls war zu tief, um durch bloße Zerknirschung ausgeglichen zu werden. »Wir sind uns darin einig«, sagte er mit einer Stimme, der jede besondere Betonung ermangelte, die frei war von jeglicher Andeutung eines Rechtfertigungsstrebens oder irgendwelcher Reue, »daß auch solche Unwürdigkeit, wie sie mir anhaftet, gewisse Vorteile hat. Welche Genugtuung du auch fordern magst, sie soll geleistet werden. Nicht noch einmal gedenken wir auf derlei Weise von unserem Trachten abzuirren.«
    Covenant wußte nicht, was er entgegnen sollte. Er kannte die Haruchai seit langem, und vor ihnen hatte er die Bluthüter gekannt; aber noch immer verblüffte ihn das Extreme ihrer Beurteilung. Und er war fest davon überzeugt, es nicht viel länger ertragen zu können, daß solche Menschen ihm dienten. Der bloße Wunsch, sich ihrer als wert zu erweisen, mußte ihn irgendwann in nächster Zeit außer Rand und Band bringen.
    Wie hatte es möglich sein können, daß sein weißes Feuer sich mit derartiger Schnelligkeit schwärzte?
    Pechnase murmelte so etwas wie einen Scherz, schnitt dann eine Grimasse, als niemand darauf einging. Blankehans war zu trostlosen Gemüts für Heiterkeit. In seinem vereitelten Streben, sich selbst etwas zu beweisen, schien Nebelhorn das Lachen verlernt zu haben. Und die Erste war durch Cails Äußerungen eindeutig nicht besänftigt worden. Die Haruchai hatten ihre kämpferischen Instinkte geweckt; ihr Gesicht ähnelte ihrer Klinge, war scharf und bereit zu jedem Gefecht.
    Weil die Sonne unterging und Sunder erschöpft war, befahl sie dem Kapitän und Nebelhorn, ein Lager herzurichten und ein Mahl zu bereiten. Aber die Entscheidung fürs Nachtlager linderte ihre Spannung nicht. Mißmutig stapfte sie rundum, hackte mit ihrer Waffe aufs Gestrüpp ein, um einen relativ freien Lagerplatz zu schaffen.
    Covenant stand da und schaute ihr zu. Von dem Hieb, den er hatte einstecken müssen, fühlte er sich noch innerlich und körperlich recht wacklig. Auch seine beschränkte Wahrnehmung war nicht blind für die mürrische, verdrossene Gereiztheit der Ersten. Linden blieb aus seiner Nähe. Sie hielt so weit von ihm Abstand, wie die von der Ersten geschlagene Lichtung es ihr erlaubte, mied ihn, als läge ihr daran, den Eindruck, den er auf ihre Sinne machte, weitmöglichst zu minimieren. Die Blicke, die Hollian ihm über Sunders Schulter hinweg widmete, wirkten im immer trüberen Zwielicht durchdringend von Furcht und Unsicherheit. Nur Hohl, Findail und die Haruchai benahmen sich, als wäre ihnen alles egal.
    Covenant hob die Hände, um sein Gesicht zu bedecken, ließ sie aber wieder sinken. Ihre Gefühllosigkeit war ihm zuwider geworden. Seine Gesichtszüge kamen ihm spröde und brüchig vor. Der Bart roch nach Schweiß; sein ganzer Körper stank, er war schmutzig und verlottert vom Kopf bis zu den Füßen. Er befürchtete, seine Stimme werde versagen; aber er zwang sich, sie trotzdem zu benutzen. »Na schön. Jemand soll's aussprechen. Irgendwer.«
    Die Erste führte einen kraftvollen Schwertstreich, der den Stengel eines Geißelblatts durchtrennte, dick wie ihr Unterarm, dann fuhr sie herum. Die Spitze ihrer Klinge deutete wie zur Anklage auf Covenant. Linden zuckte angesichts der Erbitterung der Ersten zusammen, mischte sich jedoch nicht ein. »Riesenfreund«, raunzte die Anführerin der Sucher, als schmerze sie das Aussprechen des Titels im Mund, »wir haben ein großes Übel geschaut. Ist's fürwahr dein Wille, dies schwarze Feuer wider

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