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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zwischen der Ersten und Pechnase hindurch, um vor den Steinmeister zu treten. Erkenntnis machte Hollians Gesicht kalkweiß, so daß ihr rabenschwarzes Haar daneben trostlos wirkte wie ein Trauerlied. Lindens Augen huschten zwischen Sonnenstein und Krill hin und her.
    Der zinnoberrote Strahl, der aus dem Orkrest zur im Sinken begriffenen Sonne emporsprang, sah auf einmal zerzaust und zerfranst aus, als würde er von einem heißeren Feuer verzehrt. Und im Innern des klaren Edelsteins am Krill gloste ein fester Klumpen Schwärze wie ein Krebsgeschwür. »Der na-Mhoram versucht ihn anzutasten!« keuchte Hollian verzweifelt. »Wie vermöchte er sich zu retten, da er doch so arg ermattet ist?«
    Sunders Augen waren auf etwas gerichtet, das er nicht länger sehen konnte. Neue Furchen kennzeichneten sein aschfahles Gesicht, gekerbt vom sauren Schweiß, der seine Haut schlüpfrig machte. Beben durchzitterte seine verkrampften Muskeln. Seine Miene war so voller Hilflosigkeit und Entsetzen, als erlitte er einen Anfall.
    »Wirf sie hin!« schnauzte Linden ihn an, hob die Stimme, um durch seine Starre zu ihm vorzudringen. »Laß los! Du brauchst ihn das nicht mit dir treiben zu lassen!« Die Kanten von Sunders Kiefern wölbten sich bedrohlich. Mit einem Aufstöhnen, als bräche er sich den eigenen Arm, senkte er den Sonnenstein, ließ ihn auf die Erde plumpsen. Augenblicklich erlosch die rote Glut; der Orkrest nahm erneut seine trügerische Transluzenz an. Aber das Schwarz in der Mitte des Krill schwoll und gewann an Stärke. Grimmig klammerte Sunder seine freie Hand um die Umhüllung der Klinge. Das Metall verstrahlte Hitze. Den Kopf geneigt, hielt Sunder den Krill in einem Griff, der einem Starrkrampf ähnelte, und rang darum, die Einwirkung der Sonnengefolgschaft abzuschütteln – focht mit der gleichen menschlichen, unbeugsamen Selbstaufopferung, mit der einmal Gibbon beinahe davon überzeugt wurde, Covenant sei tot. »Sunder!« schrie Linden. »Hör auf! Damit bringst du dich um!« Doch der Steinmeister achtete nicht auf sie.
    Covenant streckte seine Halbhand aus. Feuer loderte aus seinem Ring, als aktiviere bereits die bloße Manifestation von Gibbons Macht die magische Energie des silberweißen Reifs. Findails Einspruch scholl durch den Dschungel. Covenant hörte nicht hin. Sunder war sein Freund, und er, Covenant, hatte schon zu oft versagt. Es mochte sein, daß er noch nicht ausreichend vorbereitet war, um es mit der Sonnengefolgschaft und ihrem Sonnenfeuer aufzunehmen. Vielleicht würde er nie bereit sein. Trotzdem zögerte er nicht. In vollem Bewußtsein der Gefahr bemächtigte er sich des Krill. Mit der Kraft seines weißen Feuers hob er die Klinge aus Sunders Händen, als wären die Muskeln des Steinmeisters zu Sand geworden. Doch als er den Krill mit wilder Magie umfing, färbte all sein Feuer sich schwarz.
    Mitternachtsfinsteres Flammen, gierig wie Haß, fuhr zwischen die Gefährten, schoß durch die Bäume himmelwärts. Ein Wabern dunkler Glut entsprang Covenant, als hätte das Gift endlich triumphiert, wäre zur ganzen Wahrheit seiner Macht geworden. Im ersten Moment schrak er in ratlosem Grauen zusammen. Dann drang Lindens wilder Aufschrei zu ihm durch. In wüster Aufgebrachtheit riß er sein Feuer aus der Luft herab, zerrte es von den Wänden seines Geistes wie einen unerwünschten Gobelin. Der Krill entglitt seinen gefühllosen Händen, blieb mit der Spitze in der geschändeten Erde stecken.
    Ehe er sich regen, reagieren, nach Luft schnappen, das Grausen zu überwinden versuchen konnte, das durch sein Herz klirrte wie ein Carillon der Verzweiflung, führte hinter ihm jemand einen wuchtigen Schlag; und Cail taumelte durchs Unterholz. Noch ein Hieb klatschte, versetzt von einer Faust wie Stein. Covenant flog vornüber, prallte gegen den rauhen Stamm eines Rhododendrons, sackte nieder und blieb mit gespreizten Gliedmaßen auf dem Rücken liegen, keuchte und röchelte, als sei plötzlich alle Luft aus der Welt verschwunden. Glitzerflecken des Sonnenuntergangs flimmerten durchs Blätterdach wie smaragdgrüne Sterne, gaukelten schwindelerregend durch sein Blickfeld.
    Rings um ihn tobte zwischen den Bäumen ein unerwarteter Kampf. Aber er hörte kein Geräusch. Sein Gehör war fort. Lindens ausgedehntes Geschrei blieb stumm; der ereiferte Zorn der Ersten besaß keine Stimme.
    In rasereiartiger Hast, angespornt durch die bedrohliche Situation, zerrte Hollian den Steinmeister fast gewaltsam beiseite, vom Schauplatz

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