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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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haßte, den es zum Kampf gegen sie drängte; und er hatte sich keineswegs sinnlos so geplagt. Im Namen des Landes hatte er der Sonnengefolgschaft harte Schläge versetzt, sich als tüchtiger Begleiter der Riesen und Haruchai, Covenants und Lindens bewährt. Jetzt zeigte er neues Selbstbewußtsein. Der silberne Lichtschein schimmerte in seinen Augen wie Tapferkeit, als wüßte er, daß sein Vater stolz auf ihn gewesen wäre. Auch Hollian war auf ihn stolz. Ihr offener Blick und ihr sanftes Lächeln bezeugten, daß sie nichts bereute. Das Kind in ihrem Leib trug sie mit Freuden. Doch Linden bemerkte in der Sonnenseherin eine gewisse Unfertigkeit. Ihre Emanationen waren vielschichtiger als Sunders. Sie erweckte den Eindruck einer Frau, die sich noch nicht hinlänglich auf die Probe gestellt fühlte. Und sie wollte ihre Prüfung, es verlangte sie danach, ihre Bestimmung zu finden; diese Haltung kennzeichnete sie wie die schwarzen Rabenschwingen ihres üppigen Haars. Sie war Sonnenseherin, eine Seltenheit im Lande. Und sie wünschte zu erfahren, was diese Besonderheit bedeutete.
    Covenant schenkte Linden einen Blick kummervollen Bedauerns; trotzdem nahm er die hinderliche Anwesenheit der zwei Steinhausener ohne Einspruch hin. Sie waren seine Freunde, und seine Selbstsicherheit schloß sie mit ein.
    »Thomas Covenant«, erkundigte sich Sunder, sofort nachdem Covenant ihn gegrüßt hatte, mit unbeholfener Direktheit, »welche Absicht verfolgst du nun?« Seine jüngsten Taten hatten sein Gebaren nicht unbefangener gemacht. »Vergib uns, daß wir euch nahetreten. Offenkundig ist's, wie sehr ihr der Ruhe bedürft.« Die Art, wie er sie musterte, verriet Linden, daß ihre Erholungsbedürftigkeit offensichtlicher war als in Covenants Fall. »Solltet ihr den Entschluß fällen, einige Tage lang hier zu verbleiben, so wird, da bin ich sicher, selbige Entscheidung euch wohltun. In der Vergangenheit ...« – die düstere Miene, die Sunder schnitt, widerspiegelte eine Mischung von Selbstverspottung und Reue – »habe ich wider dich Bedenken gehegt, dich des Wahnwitzes und der Verursachung von so mancherlei Schmerz angeklagt.« Covenant winkte ab; doch Sunder sprach hastig weiter. »Nun jedoch stelle ich dich nicht länger in Frage. Du bist der Erdfreund, der Übelender und Bewahrer des Lebens ... und mein Freund. Meine Zweifel sind dahin.« Wieder redete er weiter, ohne eine Pause einzulegen. »Aber wir haben unterdessen dem Sonnenübel Aufmerksamkeit gewidmet. Die Sonnenseherin vermag auch fernerhin seinen Lauf vorauszusagen. Mit Sonnenstein und Krill habe ich seine Macht gespürt. Das Löschen des Sonnenfeuers und die Zerschlagung der Sonnengefolgschaft waren gar gewaltige Großtaten – und dennoch wirkt das Sonnenübel unvermindert. Des morgigen Tages Sonne wird eine der Seuchen sein. Noch immer herrscht überm Lande das Sonnenübel, und unverkennbar ist sein verderbliches Walten.« Während er sprach, gewann seine Stimme an Kraft und Entschlossenheit. »Thomas Covenant, du hast mich die Falschheit der Sonnengefolgschaft gelehrt. Mein Glaube war's, das Land sei eine Richtstätte für die Menschen, ein Ort der Bestrafung, ersonnen von einem gestrengen Herrn der Schöpfung. Indessen jedoch habe ich gelernt, daß wir nicht zum Bösen, sondern zur Schönheit geboren sind – daß das Sonnenübel schlecht ist, nicht jenes Leben, das von ihm gemartert wird.« Seine Augen glitzerten scharf. »So finde ich mich nun voll der Unzufriedenheit. Der wahre Endkampf steht uns noch bevor.« Er war nicht so groß wie Covenant, aber breitschultriger und muskulöser. Er sah so fest aus wie der Stein seines Heimatortes. »Daher rührt's, daß ich frage, welche Absicht du nun hast.«
    Die Frage brachte Covenant in Nöte. Seine Sicherheit schützte ihn nicht vorm eigenen Mitgefühl. Er verhehlte sein Unbehagen; Lindens Sinnen entging es allerdings nicht, und sie hörte es aus der Barschheit seiner Antwort. »Du bist nicht der einzige, der unzufrieden ist«, sagte er unterdrückt. »Niemand ist zufrieden. Nun, aber ihr solltet zufrieden sein.« Unter seiner Oberfläche war er so angespannt wie eine vom Reißen bedrohte Sehne. »Ihr habt genug getan. Ihr könnt das Sonnenübel mir überlassen ... mir und Linden. Ich möchte, daß ihr hier bleibt.«
    »Bleibt ...?« Im ersten Moment war der Steinhausener zu verdutzt, um Covenant zu begreifen. »Du meinst, du gedenkst Abschied von uns zu nehmen?« Hollian legte eine Hand auf seinen Arm, nicht um ihn zur

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