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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihnen kam geheime Freude auf. »Wir brechen um die Mittagszeit auf«, sagte Linden mit gespielter Schroffheit. »Am besten macht ihr euch allmählich fertig. Wir treffen uns in der Eingangshalle.« Ohne Covenant eine Gelegenheit zu weiterem Murren zuzugestehen, zog sie ihn mit sich in Mhorams Wohnung und schloß die Tür.
     
    Aber später spürte sie sogar durch den lebendigen Fels Schwelgensteins, wie sich die Sonne der Dürre gegen Mittag ihrem Höchststand näherte; und in ihrem Herzen schrak sie davor zurück. Sunder hatte recht; das Sonnenübel war nicht im geringsten geschwächt worden. Und Linden wußte nicht, wie lange sie es noch verkraften können würde. Die ganze Weite der Nordlandebenen hindurch hatte sie es ertragen. Sie hatte sich freiwillig von neuem in die Nähe des Gibbon-Wütrichs gewagt, in der die Finsternis in ihrem Innern in Wallung geraten war und um ihre Freisetzung gerungen hatte. Doch diese beiden Strapazen hatten sie bis an ihre Grenzen belastet. Und sie hatte nicht geschlafen. Der Trost von Covenants Liebe konnte sie für vieles entschädigen, sie aber nicht gegen Müdigkeit feien. Obwohl sie sich im Schutz der Festung befand, beschlich sie nach und nach in der Magengegend starke Mulmigkeit.
    Auch Covenant konnte sich einem gewissen Gefühl der Ruhelosigkeit nicht entziehen. Die Stimmung, in der er Linden an sich drückte, war nachteilig vermengt mit einer Spannung, die sich für ihre Sinne wie Trauer anfühlte. Als Cail kam, um ihn und Linden in den Eingangssaal zu geleiten, zögerte Covenant keinen Augenblick lang. Doch Linden war, als mieden seine Blicke sie, und seine Hände fummelten fahrig herum, während er seinen Gürtel schloß, sich die Stiefel schnürte.
    Für ein Weilchen wartete Linden noch ab, ehe sie Anstalten machte, sich ihm anzuschließen. Sie saß nackt auf Mhorams Bett und beobachtete Covenant, wenig dazu geneigt, seinen Platz an ihrem Busen mit der weniger intimen Berührung ihres Hemds zu bedecken. Aber sie war sich darüber im klaren, daß sie mit ihm gehen mußte; all das, wonach sie gestrebt hatte, müßte zunichte werden, wenn sie jetzt der Schwäche erlag. Sie nannte seinen Namen, damit er sie anschaute; und als er es tat, sprach sie ihre Befürchtungen aus, so gut sie sich dazu imstande fühlte.
    »Ich verstehe nicht richtig, was du nun eigentlich tun willst – aber ich gehe davon aus, daß das keine Rolle spielt. Jedenfalls im Moment nicht. Ich begleite dich ... wohin auch immer. Aber ich habe noch keine Antwort auf meine Frage gefunden. Warum ich?« Vielleicht meinte sie in Wirklichkeit: Warum liebst du mich? Wer oder was bin ich, daß du mich liebst? Doch ihr war klar, sie mußte die Frage in solchen Begriffen ausdrücken, daß er ihr eine Antwort geben konnte, die sie verstand. »Weshalb bin ich auserwählt worden? Wieso hat Gibbon darauf beharrt, ich sei es, die ...?« Sie schluckte einen Klumpen Finsternis hinab. »Ich sei diejenige, die die Vernichtung der Erde herbeiführen wird?« Selbst wenn ich nachgebe, selbst wenn ich dem Drang erliege, wenn ich verrückt werde und mich dafür entscheide, so wie er zu sein – woher sollte ich diese Art von Macht bekommen?
    Durch den trüben Laternenschein erwiderte Covenant ihren Blick. Er stand aufrecht und liebenswert vor ihr, eine Gestalt der Furcht und Liebe und des Gegensätzlichen; er schien genau zu wissen, auf was er es abgesehen hatte. Aber die Tonlage seiner Stimme verriet ihr, er war sich dessen durchaus nicht so sicher. »Derartige Fragen sind heikel. Du mußt deine Antwort selber finden. Als ich das letzte Mal hier war, hatte ich keine Ahnung, wie ich Foul schlagen sollte, bis es endlich soweit war und ich's einfach getan habe. Danach konnte ich mir im Rückblick sagen, das und nichts anderes war der Grund. Ich war für diesen Zweck ausgewählt worden, weil ich die Fähigkeit besaß, ihn zu erfüllen – auch wenn ich's bis zum Schluß nicht gewußt hatte.« Er sprach ruhig, aber seine Haltung vermochte die Andeutungen von Ernst und Hoffnung, die seine Worte durchzogen, nicht zu überspielen. »Ich glaube, du bist ausgewählt worden, weil du so ähnlich wie ich bist. Wir gehören der Sorte von Menschen an, die sich ganz natürlicherweise füreinander verantwortlich fühlt. Foul meint, er kann diesen Umstand ausnutzen, um uns zu manipulieren. Und der Schöpfer ...« Für einen Augenblick erinnerte er Linden merkwürdig an den Alten, der zu ihr gesagt hatte: Du wirst nicht scheitern, wie arg er dich

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