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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Geländes erreichten die Gefährten die Umgebung des Flusses erst gegen Mitte des Vormittags.
    Weil die Höhen alle Geräusche dämpften, erhaschte Linden einen Ausblick auf das geschwinde Strömen der Fluten, noch ehe sie den Fluß hörte. Dann überquerten sie und ihre Begleiter die letzte Anhöhe zwischen ihnen und dem Seelentrostfluß; und das laute Brausen seines Dahinschießens schlug Linden entgegen. Eingeengt durch unnachgiebige granitene Wälle, sauste der Fluß unter ihr entlang, als wände er sich, weißlich vom Schaum, in höchster Verzweiflung auf sein Schicksal zu. Sein Verhängnis ragte hoch über ihn auf, verkörpert durch die Wuchtigkeit und Schroffheit, mit denen der Berg den gesamten Osten ausfüllte. Etwa einen Kilometer rechts von Lindens Standort stürzte der Fluß in den Rachen des Donnerbergs, der ihn verschlang, um ihn in den Katakomben, die in den unsichtbaren Tiefen ein weitverzweigtes Labyrinth bildeten, zu verdauen. Wenn das Wasser hinter dem Gravin Threndor im Unterland wieder zum Vorschein kam, war es durch die Widerlichkeit der Schrathöhlen so verpestet, dermaßen verseucht durch die Absonderungen der Brutstätten und Leichengruben, die Rückstände der Schmieden und Laboratorien, all den Ausfluß der Verderbtheit, daß er von drüben an den Namen Unflatfluß trug und den Quell für die Gefährlichkeit und Widerwärtigkeit der Sarangrave-Senke abgab.
    Einen verrückten Moment lang dachte Linden, Covenant hätte womöglich vor, auf diesem wüsten Strom in den Berg vorzudringen. Aber da deutete er auf das unter ihm befindliche Ufer; und Linden sah, daß in einiger Höhe überm Fluß ein alter Uferpfad durch die Vorhügel am Fluß entlangführte. Der Wasserstand des Stroms sank; die Sonne der Dürre verdunstete das Wasser, das unvermindert aus Andelain nachfloß, ziemlich schnell. Markierungen an den kahlen Felswänden der Rinne, durch die die Fluten strömten, zeigten jedoch an, daß der Seelentrostfluß die Höhe des Uferpfads nie zu erreichen pflegte.
    Auf diesem Uferpfad waren in längst vergangenen Zeiten Heere aus dem Donnerberg marschiert, um das Land anzugreifen. Die Wegbeschaffenheit war größtenteils schlecht, die Oberfläche des Pfads war von Rissen durchzogen und übersät mit Löchern, ein Werk der Zeit und der unbarmherzigen Einflußnahme des Sonnenübels, und zudem schlüpfrig von Gischt; aber er war noch begehbar. Und er führte direkt in den dunklen Bauch des Bergs.
    Covenant wies zu der Stelle hinüber, wo die steilen Wände des Flußbetts sich zu Klippen emportürmten und an die Hänge des Donnerbergs stießen. Er mußte brüllen, um sich verständlich machen zu können, und seine Stimme verriet die Anstrengung, die das Schreien ihn kostete. »Das ist die Verräterschlucht! Wo Foul sich zum erstenmal offen gegen den Großrat und Kevin gestellt hat! Bevor Kevin wußte, wer er war! Hier hat der Krieg angefangen, durch den Kevin das Herz gebrochen worden ist!«
    Die Erste betrachtete den aufgewühlten Fluß, die bergwärts immer engeren, fast senkrechten Felswände, dann hob sie ihre Stimme durch den Lärm der Fluten. »Erdfreund, du hast gesagt, daß ein Irrgarten diesen Berg durchzieht! Wie sollen wir dann den Ort entdecken, an welchem der Verächter lauert?«
    »Wir brauchen nicht zu suchen!« Covenants Antwortruf klang fiebrig. Er sah so angespannt, starr verkrampft und gleichzeitig heftig aus wie in dem Moment, als Linden ihn kennengelernt hatte – als er ihr die Tür seines Hauses vor der Nase zuknallte. »Wenn wir erst mal drin sind, brauchen wir bloß rumzulaufen, bis wir an seine Verteidigung geraten. Um den Rest wird er sich selber kümmern. Das einzige Problem besteht darin, am Leben zu bleiben, bis wir zu ihm gelangen!« Unvermittelt wandte er sich seinen Begleitern zu. »Es ist nicht nötig, daß ihr mitkommt! Mir kann nichts zustoßen. Er wird nichts gegen mich zu unternehmen versuchen, bis ich bei ihm bin.« Für Linden schien er die gleichen Dinge zu sagen wie auf der Haven Farm. Sie wissen nicht einmal, was hier vorgeht. Sie würden's auch absolut nicht begreifen können. Ich brauche Sie nicht. Gehen Sie! »Es ist überflüssig, daß ihr euch in Gefahr bringt.«
    Doch die Erste besaß keine derartigen Erinnerungen, die sie beunruhigen konnten. »Welchen Wert vermöchte Sicherheit hier für uns zu haben? Das Land selbst schwebt in höchster Gefahr. Wagnisse sind unser erwähltes Werk. Wie sollten wir die Lieder ohne Scham vernehmen, die unser Volk von

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