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Der Ring der Kraft - Covenant 06

Der Ring der Kraft - Covenant 06

Titel: Der Ring der Kraft - Covenant 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie auf dem unebenen Untergrund, und ein Höhlenschrat drosch mit seiner Keule nach ihr; von einer zur anderen Sekunde zeigte sich an der linken Schläfe der Ersten eine blutige Schwellung. Im nächsten Moment fiel der Höhlenschrat, der sie getroffen hatte, mit aufgeschlitztem Brustkorb in den Abgrund. Aber weitere der Wesen drangen auf sie ein.
    Linden schaute zu Pechnase hinüber. Einander widerstreitende Nöte schienen ihn innerlich zu zerreißen. Weißlich widerspiegelten seine Augen schmerzliche, verzweifelte Flehentlichkeit. Er hatte versprochen, sein Leben für Linden einzusetzen. Genau wie Nebelhorn. Linden konnte Pechnases Anblick nicht ertragen. Er verdiente etwas Besseres. »Hilf der Ersten!« schnauzte sie. »Ich kümmere mich um Covenant!«
    Pechnase war viel zu außer sich, um zu zögern. Er ließ den Zweifler los und eilte seiner Gattin zu Hilfe. Linden packte Covenant an den Schultern, rüttelte heftig an ihm. »Komm!« zeterte sie ihm ins wüst verzerrte Gesicht. »Um Himmels willen, komm!«
    Sein Zwiespalt war schrecklich anzuschauen. So leicht wie mit einem bloßen Gedanken hätte er die Höhlenschrate auslöschen können – und womöglich damit den Bogen der Zeit zerstört oder mit Gift beeinträchtigt. Sich selbst war er zu opfern bereit. Aber seine Freunde! Ihre Gefährdung drohte ihn zu zerrütten. Für einen Augenblick glaubte Linden, er werde alles, alles vernichten, nur um die Erste und Pechnase zu retten; damit sie nicht, anders als Schaumfolger, um seinetwillen sterben mußten.
    Doch er nahm sich zusammen – zwängte seinen zermürbten, hin- und hergerissenen Geist in Schranken, so unmenschlich wie seine Bestimmung. Seine Miene verhärtete sich; sein Blick war so trostlos und desolat wie das Land unter der Geißel des Sonnenübels. »Du hast recht«, murmelte er gepreßt. »Es ist jämmerlich.«
    Er straffte seinen Rücken und stolperte in den Stollen. Linden faßte ihn an der gefühllosen Halbhand und floh mit ihm in die Dunkelheit. Schreie und Getöse schollen ihnen hinterdrein, hallten durch den Tunnel, bis der Lärm in der Weitverzweigtheit der Schrathöhlen verklang. Als der Widerschein des Steinlichts zu verblassen begann, erreichten sie eine Gabelung. Covenant wollte sich unwillkürlich nach rechts wenden; aber Linden zog ihn mit sich nach links, weil ihr der dortige Gang den Eindruck vermittelte, weniger benutzt zu werden. Doch augenblicklich bereute sie ihre Entscheidung. Auf diesem Weg entfernten sie sich nicht weiter vom Licht. Vielmehr mündete der Gang in eine geräumige Felskammer mit Rissen an einer Seite, durch die man das Glosen des Magmapfuhls sehen konnte. Schwefeldünste und Hitze machten die Luft stickig. Zwei weitere Tunnel führten in die Felskammer; doch sie zogen nichts vom angesammelten, muffigen Mief ab. Durch die Risse erhielt man auch stellenweisen Ausblick auf den Weg längs des Magmasees. Die Felskammer war vermutlich angelegt worden, um es den Bewohnern des Donnerbergs zu erlauben, den großen Tunnel zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.
    Die Erste und Pechnase befanden sich nicht länger neben dem Abgrund. Sie mußten hinter Linden und Covenant in den Tunnel zurückgewichen sein. Oder sie waren gefallen.
    Lindens Sinne gaben schrill Alarm. Zu spät; immerzu zu spät. Erbittert wirbelte sie herum, sah aus allen drei Zugängen Höhlenschrate in die Felskammer eindringen. Sie und ihre Gefährten mußten von hier aus schon erspäht worden sein, während sie am Abgrund entlangwanderten. Und die kurze Zeit, die sie durch den Zwischenfall mit Hohl und Findail verschwendet hatten, war offenbar ausreichend für die Höhlenschrate gewesen, um ihnen diese Falle zu stellen.
    In dem Tunnel, den Linden und Covenant eben durchquert hatten, erschienen die Erste und Pechnase, fochten mit fürchterlichem Grimm, um sich zu ihren Freunden durchzuschlagen. Aber sofort warf die Mehrzahl der Höhlenschrate sich ihnen entgegen, versperrte ihnen den Zutritt zur Felskammer. Sie trieben die Schwertkämpferin und ihren Ehemann zurück. Pechnases Schrei der Enttäuschung und des Kummers griff Linden ans Herz. Im nächsten Moment gerieten er und die Erste im Zuge des Kampfgeschehens erneut aus Lindens Blickfeld. Höhlenschrate drängten nach. Die übrigen, nicht in die Auseinandersetzung mit den Riesen verwickelten Geschöpfe näherten sich, indem sie Keulen und Äxte schwangen, Covenant und Linden.
    Er schob Linden hinter sich, trat einen Schritt vor. Steinlicht schimmerte

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