Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
Vom Netzwerk:
und er nicht gelähmt sein wird. Aber was ist mit Darren? Warum konnte ich ihm helfen?
    »Weil er ein Kind ist. Er lebt noch nicht so lange, sein Bewusstsein ist noch nicht verschlossen.«
    Libby schlürfte ihren Kaffee und ließ sich die Worte des Alten durch den Kopf gehen. Auf verrückte Weise ergaben sie einen Sinn.
    »Ich bin also nur eine Art Medium? Sie denken, ich könnte meine Gabe niemandem aufzwingen?«
    Daar setzte sich wieder neben sie. Aus seinen kristallblauen Augen strahlte Wärme. »Ja, Libby. Damit sind Sie um viele Sorgen leichter. Sie besitzen nicht die Macht, über das Schicksal eines Menschen zu entscheiden. War das nicht Ihre größte Befürchtung?«
    Er hatte recht. Es war ihre größte Sorge gewesen. Libby nickte und trank einen Schluck Kaffee, dankbar, dass ihre Finger und Zehen endlich auftauten. Plötzlich legt der Alte den Kopf schräg, während er sie anstarrte, und seine Augen wurden schmal, ein Zeichen dafür, dass er überlegte, wie viel Libby inzwischen wusste.
    »Ich möchte wissen«, sagte er sinnend, »was wohl geschehen wäre, wenn Sie meinen Stab bei sich gehabt hätten?«
    Libbys Blick schoss zu seinem am Kamin lehnenden Stab. »Diesen Stab?«, fragte sie und deutete darauf. »Warum? Glauben Sie, ich hätte Alan heilen können, wenn ich den Stab zur Hand gehabt hätte?«
    »Ja«, sagte er und nickte bedächtig. »Dieser da hätte womöglich nicht genug Kraft gehabt, mit meinem alten Stab aber wäre alles anders gekommen«, setzte er unwirsch hinzu und blickte sie wieder an. »Meinem alten Stab hätte Alan sich nicht widersetzen können.«
    »Aber wäre das nicht unethisch? Oder unmoralisch oder dergleichen?«, fragte Libby mit wachsender Beunruhigung. »Ich möchte keine Macht, die Abwehr hervorruft.«
    »Es ist aber eine gute Kraft.«
    »Gut für wen?« Libby schüttelte den Kopf. »Langsam wird mir klar, warum Michael Ihnen den Stab nicht geben will. Er sagte, Sie könnten gefährlich werden, wenn Sie alle Ihre Kräfte zurückbekämen, und allmählich glaube ich, dass er recht haben könnte.«
    »Gefährlich!«, grollte Daar, dessen Miene sich verdüsterte. »Lassen Sie sich gesagt sein, dass ich diese Macht über vierzehn Jahrhunderte lang ausübte und sie nicht einmal missbrauchte.«
    »Aber Ihnen sind Fehler unterlaufen«, konterte sie. »Damals auf meiner Veranda haben Sie das zugegeben.«
    Daar stand auf, ging zur Tür, öffnete diese und trat beiseite, um ihr wortlos zu verstehen zu geben, dass der Besuch beendet war. Mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf den warmen Kamin stand auch Libby auf und trat hinaus unters Vordach.
    Hinter ihr wurde die Tür zugeschlagen und der Riegel mit dumpfem Aufprall zugeschoben. Libby stieg die Stufen hinunter und ging über die Lichtung durch das langsam heller werdende Licht der frostigen Morgendämmerung.
    Der Rückweg dauerte doppelt so lange wie der Aufstieg, da Mary es offenbar nicht mehr für nötig befand, ihr beizustehen.
    Und Libby fragte sich, wie viele Probleme ihre Weigerung, einem Zauberer wieder zu seiner einstigen Macht zu verhelfen, nach sich ziehen würde.

23
    M ichael war dabei, die Oberfläche der hohen Eichenholzkommode mit noch einer Wachsschicht zu überziehen. Für den letzten Schliff an dem Libby zugedachten Geschenk blieb ihm nur wenig Zeit, da das Weihnachtsgeschäft ihn stark in Anspruch nahm.
    Das Elch-Bett, die Kommode und die zwei passenden Nachttischchen, die noch nicht fertig waren, hatte er vor über einem Jahr begonnen. Ursprünglich hatte er die Sachen für sich gemacht, nicht weil er ein neues Bett brauchte, sondern einfach deshalb, weil er von Kindesbeinen an sehr gern mit Holz gearbeitet hatte. So hatte er auch vor zwei Jahren einen Küchentisch aus Ahornholz getischlert und ihn Ellen Bigelow zu ihrem fünfundachtzigsten Geburtstag geschenkt. Und auch Robbies Birkenholzbett war sein Werk.
    Michael sah sich in seiner Werkstatt um und wunderte sich, was für eine Menge Werkzeug sich in neun Jahren angesammelt hatte. In den Highlands hatten er und sein Dad damals nur eine Hand voll Werkzeuge besessen. Jetzt erschien es ihm wie ein Wunder, dass seine Mutter die eher klobigen für sie angefertigten Möbelstücke über alles geliebt hatte.
    Michael lächelte in Erinnerung an ein ganz besonderes Stück, eine Truhe für Isobel MacBains kostbare Nähutensilien, an der er fast fünf Monate unter den geduldigen Augen seines Vaters gearbeitet hatte. Den Deckel hatte er mit geschnitzten Wildpflanzen

Weitere Kostenlose Bücher