Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
dort hinten begraben.«
»Ach, das tut mir aber leid«, sagte Libby aufrichtig. »Wer ist Paul?«
»Grampys Sohn. Der ist schon längst wieder auf Hawaii.«
»Ich verstehe. Dann hast du vielleicht recht. Ich sollte mir Gram Ellens Kleider nicht ausborgen. Wie wäre es mit Sachen von dir?«
Er stand auf. »Ich hole eins meiner Hemden.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß, wie sie da auf der Couch lag. »Ich habe eine Jogginghose, die Ihnen passen könnte.« Er ging zur Tür. »Und ein Paar Socken kriegen Sie auch.«
Kaum war er treppauf verschwunden, als Libby sich aufsetzte und die Füße von der Couch schwang. Sie zog ihre Hosenbeine hoch und untersuchte ihr Knie. Tatsächlich, es war geschwollen und gerötet. Sie beugte das Knie mehrmals, stand auf und belastete es.
Es schmerzte, ließ sich aber einigermaßen bewegen. Libby richtete sich auf, legte die Hand ins Kreuz und drückte dagegen, um ihre Muskeln anzuspannen. Alles schmerzte, doch wahrscheinlich war dies im Vergleich zu dem, was sie morgen spüren würde, nur eine Kleinigkeit.
Sie hatte Glück gehabt. Ihre Verletzungen hätten viel schlimmer ausfallen können, wenn man bedachte, dass sie den Wagen vermutlich zu Schrott gefahren hatte.
Libby blickte sich in dem großen Wohnzimmer um. Es war nicht zu übersehen, dass es sich hier um einen Männerhaushalt handelte, da Gram Ellen zwei Monate zuvor gestorben war. Auf den Möbeln lag so viel Staub, dass die Abdrücke von Robbies und Michaels Händen auf dem Kaffeetisch deutlich zu sehen waren.
Robbie hatte in einer seiner E-Mails erwähnt, dass seine Mutter gestorben war, als er ein kleines Kind war. Offensichtlich gab es keine neue Mrs. Michael McBain. Und falls es eine gab, war sie keine gewissenhafte Hausfrau.
Libby hinkte an eines der Fenster, um hinauszusehen, und hielt vor Überraschung den Atem an.
Sie stand mitten in einem Weihnachtsmärchen.
Der Schnee, der sich schon während ihrer Fahrt angekündigt hatte, war endlich eingetroffen. Große, dicke und watteweiche Flocken legten sich auf das Land. Und auf einem Feld standen Reihe um Reihe Christbäume, so weit das Auge reichte.
Sie war in ein wahres Wunderland geraten.
Libby nahm eine Bewegung wahr und sah, wie Michael McBain seinen Traktor an den Rand des Teiches lenkte, in dem ihr Wagen steckte. Er stieg ab und watete ins Wasser, bis es ihm bis zur Brust reichte.
Der Mann zuckte weder zusammen, noch zögerte er eine Sekunde, ins eiskalte Wasser zu gehen. Wie konnte er nur? Libby schauderte es in ihren nassen Sachen allein bei dem Gedanken daran, wie kalt ihm sein musste.
Sie sah zu, neugierig und mit einem Schuss Hochachtung, wie Michael ein Kabel aus der Vorderseite seines Traktors zog und unter die hintere Stoßstange ihres Wagens tauchte, um es zu befestigen. Libby hielt den Atem an und atmete erst auf, als er wieder zu sehen war.
Der Mann war erstaunlich. Oder lebensmüde. War ihm denn nicht bewusst, dass ihm Unterkühlung drohte und dass es zu spät war, wenn er es merkte?
Und warum erledigte er diese gefährliche und unangenehme Aufgabe für sie, zumal wenn man bedachte, wie wütend er auf sie war?
Sie hatte einige seiner preisverdächtigen Christbäume, die er für eine Ausstellung gezogen hatte, niedergemäht. In dieser Situation hätte ihr jeder andere den Telefonhörer in die Hand gedrückt und ihr geraten, ein Abschleppunternehmen anzurufen. Aber Michael arbeitete im eiskalten Wasser, um das Malheur zu beheben, das sie angerichtet hatte.
Libby verspürte Schuldgefühle. Und das machte ihr Sorgen. Sie war es nicht gewohnt, jemandem etwas schuldig zu sein. Schon gar nicht großen, markant und gut aussehenden Männern, die es mit einem Blick schafften, ihr Inneres dahinschmelzen zu lassen. Libby schlug die Arme um sich und dachte daran, wie es sich angefühlt hatte, als Michaels Hände auf ihren Schultern lagen. Sie war verwirrt gewesen. Verdammt. Sie würde sich sehr in Acht nehmen müssen, wenn sie sich hier häuslich niederlassen wollte. Es durfte nicht wahr sein, dass der erste stattliche Naturbursche, der ihr begegnete, romantische Fantasien in ihr weckte.
Auch sollte sie sich nicht zu eng an seinen Sohn binden.
Sie war gekommen, um sich hier ein neues Leben aufzubauen, und durfte nicht riskieren, mit ihren Hausherren ein allzu vertrautes Verhältnis einzugehen. Ihr Geheimnis galt es unter allen Umständen zu wahren.
Michael tauchte aus dem Teich auf und warf den Kopf zurück. Er watete zur Beifahrerseite des Wagens
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