Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
Beide Airbags explodierten und prallten ihr mit der Wucht einer Kanonenkugel gegen Brust und Gesicht.
Sie schlug den langsam flach werdenden Airbag beiseite und hustete. Das Airbag-Pulver, das sich beim Aufblasen im Wageninneren verteilt hatte, reizte sie so stark, dass sie hustete. Wasser und Eis ergossen sich über die Motorhaube und drangen durch die Sprünge in der Windschutzscheibe ein. Vor allem aber waren es die Geräusche – das Zischen des Motors und das Gurgeln des Wassers – die Libbys Schock in blankes Entsetzen verwandelten.
Der Wagen versank im Teich.
Libby kämpfte mit der Schnalle ihres Sicherheitsgurtes, als sich eiskaltes Wasser über die Bodenplatte ergoss. Schließlich konnte sie sich befreien, aber die Tür nicht öffnen. Sie war versperrt, und Libby konnte den entsprechenden Knopf im Mietwagen nicht finden. Sie versuchte die Fenster herunterzukurbeln, doch auch das klappte nicht, da der Fensterheber elektrisch funktionierte. Also hob sie ihre nassen Füße auf den Sitz und trat gegen das Seitenfenster auf der Fahrerseite. Nach einigen kräftigen Tritten bemerkte sie, dass ein Mann durch das Wasser auf sie zuwatete. Sein stählerner Blick folgte dem Weg, den ihr Wagen genommen hatte, dann blieb der Blick seiner durchdringenden flintgrauen Augen an ihr hängen.
Der Wagen sank weiter.
Dieser Idiot. Warum beeilte er sich nicht und half ihr heraus, ehe sie absoff? Libby trat fester gegen die Scheibe und schrie dem Mann zu, er solle etwas tun, doch er fuhr fort, sie anzustarren.
Endlich versuchte er ganz langsam, die Tür zu öffnen, nur um zu entdecken, dass diese versperrt war. Er deutete auf die Gangschaltung und gab Libby zu verstehen, sie solle auf Parken schalten.
Sich aufrichtend drückte Libby die Gangschaltung, bis sie sich in der Park-Position befand. Sie hörte das Geräusch, das anzeigte, dass alle vier Schlösser nun offen waren. Sofort schob sie den Türgriff hoch und versuchte die Tür zu öffnen, doch diese wollte nicht nachgeben.
Libby schlug erneut auf die Scheibe ein.
Der Mann zerbrach das Eis um sich herum, stemmte seinen gestiefelten Fuß rechts neben die Wagentür und fasste nach dem Griff. Mit einem kräftigen Ruck öffnete er die Tür, und das Wasser, das sich mit einem Schwall ins Wageninnere ergoss, drückte Libby auf den Beifahrersitz. Als sie mit dem Kopf gegen das Seitenfenster prallte, fluchte sie laut.
Sie verstummte, als ihr finster dreinschauender Retter sich in den Wagen duckte. Der Kerl war riesig – einen wilder aussehenden Mann hatte sie noch nie gesehen.
Und er erwiderte ihre Flüche mit dem Vorwurf, dass sie der Ruin für seine Christbäume sei.
»Meine Güte«, grollte er, als er die Arme nach ihr ausstreckte. »Sie werden schon nicht ertrinken. Der Teich ist viel zu seicht.«
Libby, die seine Haltung beängstigender fand als seine Größe und eher ihm als dem sinkenden Wagen entkommen wollte, zog die Knie an, stemmte die Füße gegen seine Brust und stieß zu.
Ihre Aktion kam so unerwartet, dass der Riese hochschreckte, mit dem Kopf gegen das Dach stieß und rücklings ins Wasser fiel, einen saftigen Fluch auf den Lippen. Libby kletterte über den Sitz und durch die Tür hinaus, ehe er sich fassen konnte, entdeckte aber rasch, dass ihre Beine sie nicht trugen.
Sie fiel direkt auf den Hünen.
Kraftvolle Arme legten sich um sie. Diesmal sanken sie beide unter die Oberfläche, und Libby verschluckte den halben Weiher, als sie sich zu befreien versuchte. Seine Stärke spottete ihren Bemühungen. Einen seiner massigen Arme um ihre Mitte schlingend, mit der anderen Hand ihr Hinterteil umfassend, stand er einfach auf.
Libbys Gezappel fand jäh ein Ende, als sie in tiefe graue Augen blickte, die sie nun viel weniger finster ansahen.
Beide lachten.
Und die Hand des Hünen an ihrem Hinterteil war eher eine Liebkosung als ein Rettungsversuch.
Auf den ersten Eindruck also war sie ein total durchnässtes, bibberndes Häufchen Elend, das nicht einmal einen Wagen auf der Fahrbahn halten konnte, und er ein umwerfender Prachtkerl, ein Mannsbild, das seine Hormone nicht einmal so lange zügeln konnte, um sie aus dem Teich zu fischen, ohne sie verstohlen zu berühren. Aber ehe sie ihm sagen konnte, was sie von dieser alles andere als heroischen Rettung hielt, holte sie das chaotische Geschehen des Unfalls ein. Libby sank vornüber und verlor das Bewusstsein.
Das Geflüster weckte sie.
Und das Hämmern in ihrer Schläfe ließ sie stöhnen.
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