Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
erhoffst, solltest du zur Kenntnis nehmen, dass sie nicht kochen kann.«
Hinter ihm war ein kleiner erstickter Laut zu hören, Michael aber beachtete Libby nicht und konzentrierte sich weiterhin auf den Priester. »Wenn du dich zivilisiert benimmst, könnte sie dich mit Eiern versorgen.«
Daar trat beiseite, damit er Libby besser sehen konnte, dann wich er unvermittelt zurück und hob wieder seinen Stock, diesmal drohend und mit entsetzt aufgerissenen Augen.
»Ihr Haar!«, rief er aus. »Sie tragen das Zeichen!«
Michael, der hörte, wie Libby nach Luft schnappte, reichte es. Er drehte sich um, fasste sie an den Schultern und drehte sie zur Talseite. »Lauf los«, drängte er. »Eine Minute, und ich komme nach.«
Er war erstaunt, als sie folgte, und sehr erleichtert, als sie schließlich außer Sicht war. Michael ging die kleine Anhöhe hinauf und blieb erst stehen, als seine Brust mit dem Stab des Alten in Berührung kam.
»Alter, du wirst Libby in Ruhe lassen«, warnte er ihn.
Der Priester riss seinen Blick von der Stelle los, wo Libby gestanden hatte, und starrte Michael an. »McBain, hast du das Zeichen nicht gesehen? Ihr wohnt die Kraft inne.«
»Welche Kraft? Willst du damit sagen, dass Libby eine Hexe ist?«
Daar schüttelte heftig den Kopf. »Nein, keine Hexe. Ich spüre nichts dergleichen.«
»Was dann?«, fragte Michael mit schwindender Geduld. »Warum bist du so erschüttert, wenn sie keine Hexe ist?«
Daar kratzte seinen Bart mit der Spitze des Stabes, während er den Blick auf den Weg richtete, den Libby genommen hatte.
»Genau weiß ich es nicht«, sagte er und sah wieder Michael an. »Sie überraschte mich, das ist alles. Vielleicht … vielleicht solltest du dich nicht mit ihr zusammentun, bis ich herausbekomme, was sie im Schilde führt. Und Robbie sollte jeden Kontakt mit ihr meiden.«
»Nein«, konterte Michael. »Du bist derjenige, der sich von ihr fernhalten wird. Libby ist für uns keine Bedrohung. Vielleicht für dich«, mutmaßte er und sah dem Druiden in die Augen. »Du hast dich vor zwölf Jahren schon ausgiebig in mein Leben eingemischt. Halt dich jetzt gefälligst raus.«
»Das war ein Irrtum, McBain. Dafür entschuldige ich mich.«
»Jetzt irrst du dich wieder. Es ist eine weiße Haarsträhne. Nicht mehr.«
»Es ist ein Zeichen. Und ich habe ihre Energie gespürt.«
»War die Energie gut oder böse?«
»Böse nicht«, sagte Daar kopfschüttelnd.
Michael trat einen Schritt auf den Mann zu, dessen Schuld es war, dass er eine Zeitreise von achthundert Jahren in die Zukunft unternommen hatte. »Kein falscher Schritt, Druide. Sie steht unter meinem Schutz.«
Daar blickte blinzelnd zu ihm auf. »Ach, daher weht der Wind?«
»Tut er nicht. Aber mein Sohn hat sie an diesen Ort gebracht, deshalb bin ich für sie verantwortlich. Du wirst sie freundlich behandeln und dich entschuldigen, weil du sie heute erschreckt hast. In ihrer Nähe wirst du auf deine Zauberei gefälligst verzichten.«
Dem finsteren Blick nach zu schließen, den der alte Priester Michael zuwarf, waren diese Belehrungen gar nicht nach seinem Geschmack. »Wann hast du eigentlich deine Angst vor mir verloren?«, fragte er.
Michael konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Als mir aufging, dass du nicht einmal die Macht hast, deine eigenen Wehwehchen zu kurieren. Du würdest nicht wie ein altes Weib daherkommen, wenn du etwas dagegen tun könntest.«
»Ich kann immer noch einen Menschen in einen Mistkäfer verwandeln.«
Michaels Lächeln wurde breiter. »Nicht wenn der Mensch eine höhere Berufung hat. Und ein Kind unter vierzehn zu haben, zählt dazu.«
»Das hast du wohl aus einem der gotteslästerlichen Bücher, die du in dem zugemüllten Raum hortest, den du Bibliothek nennst.«
Michael nickte. »Erstaunlich, was achthundert Jahre in Büchern einem an Wissen vermitteln. Ich habe ein ganzes Regal voller Zauberbücher.«
»Und was sagen deine Bücher über eine Frau mit weißer Haarsträhne?«
»Dass sie stark, mutig und kühn ist und über die Macht verfügt, alte Druiden in Mistkäfer zu verwandeln«, sagte Michael, der sich zum Gehen wandte. »Also … sei nett zu ihr, Alter, oder lerne, mit offenen Augen zu schlafen.«
»Verdammt, McBain, demnächst werde ich wieder über meine Kräfte verfügen, und dann wird man ja sehen, wo deine Überheblichkeit bleibt.«
Michael winkte ihm ohne einen Blick zurück zum Abschied zu und lief los, in die Richtung, die Libby eingeschlagen hatte. Er wollte sie
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