Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
munter verlassen.
Letztlich war sie eher diejenige gewesen, die eine Verletzung davongetragen hatte, zwar keine tödliche, aber eine bleibende.
Libby hob den Kopf und blickte auf das mit Eis gefüllte Handtuch auf ihrem Knie. Wenn es stimmte – wenn sie wirklich Menschen allein durch Willenskraft heilen konnte – war sie dann auch imstande, sich selbst zu heilen?
Und wenn ja, sollte sie es versuchen? War das nicht … vielleicht unmoralisch?
Gab es ein ungeschriebenes Gesetz für Leute wie sie, das besagte, man dürfe sich nicht selbst behandeln?
»Arzt, heil dich selbst«, zitierte Libby laut und schwenkte ihre Hand wie einen Zauberstab über ihrem Knie.
»Ich sollte dich also Dr. Hart nennen, wie es aussieht.«
Libby schnellte von der Couch hoch. Mit einem Schreckensschrei drehte sie sich zu dem Eindringling um.
Michael zuckte zusammen, rührte sich aber nicht.
»Verdammt, Michael!«, rief sie aus und warf ihr Handtuch nach ihm. Er wich aus, und das Handtuch traf die Wand hinter ihm. Eiswürfel zerschellten wie Glasscherben.
Michael richtete sich auf.
»Ich lasse die Türschlösser austauschen.«
»Das würde mich nicht aufhalten.«
»Michael, du hast mich zu Tode erschreckt!«
»Ich dachte, Schreien wäre wie Schluckauf. Dass ein gehöriger Schrecken dich heilen könnte.« Seine Züge verhärteten sich plötzlich. »Sieht aus, als wollten Sie sich selbst heilen, Dr. Libby Hart.«
Libby rieb ihre Hände an ihren Schenkeln, als könne sie damit ihr rasendes Herz beruhigen. Schließlich fasste sie mit einem bebenden Atemzug einen Entschluss und hob den Blick.
»Eigentlich heiße ich Dr. Elizabeth Hart.«
Seine Haltung änderte sich nicht. Aber seine Augen – sie wurden finster und schmal.
»Welches Fach?«
»Unfallchirurgie.«
»Das erklärt viel.«
»Das erklärt gar nichts.«
»Es erklärt alles«, konterte er, noch immer reglos dastehend. Und noch immer durchbohrte er sie mit stahldunklen Augen. »Deswegen bestehst du so unerbittlich auf Helmen. Und es erklärt«, fuhr er eindringlicher fort, als sie etwas entgegnen wollte, »warum du entschlossen und aus dem Bauch heraus handelst. Ein Unfallchirurg muss rasch und instinktiv entscheiden. Berichtige mich, wenn ich mich irre, Elizabeth, aber ich glaube, dass du jede Situation, in die du gerätst, in der Hand haben möchtest.«
»Natürlich will ich das. Ein Chirurg muss das.«
»Ja. Jetzt verstehe ich diese Autorität, die du wie ein Schutzschild benutzt, ein Schild, das dich vor dem Rest der Welt schützt.«
»Ich bin keine Eiskönigin.«
»Nein. Du bist pures Feuer, Elizabeth. Und das macht dir schrecklich Angst, weil in Kalifornien vor einer Woche etwas geschah, das deine Kontrolle gefährdet hat.«
»Ich bin keine Ärztin mehr. Und ich heiße jetzt Libby und nicht mehr Elizabeth.«
Endlich rührte Michael sich. Er ging um die Couch herum und blieb vor ihr stehen. Libby verdrehte den Hals, um den Augenkontakt mit ihm nicht zu verlieren.
Michael streckte die Hände aus und hob sie hoch, ehe sie reagieren konnte. Er stellte sie auf den Kaminabsatz, so dass sie auf Augenhöhe mit ihm war, dann trat er zurück und verschränkte die Hände im Rücken.
»Man lässt sich nicht jahrelang zum Arzt ausbilden und kehrt seinem Beruf dann einfach den Rücken. Was ist vor einer Woche geschehen, Libby?«
»Etwas, das ich nicht erklären kann.«
»Versuch es«, ermutigte er sie leise.
»Ich kann nicht«, flüsterte sie. »Ich … ich kann es nicht laut aussprechen, Michael.«
Er löste seine Hände, umfasste ihr Gesicht und wischte mit den Daumen die Tränen ab, die über Libbys Wangen liefen. »Schon gut. Deine Angst wird sich zeigen, wenn du bereit dafür bist«, beruhigte er sie leise und näherte sich ihr mit seinem Mund.
Libby begegnete seinem Kuss bereitwillig, schlang ihre Arme um seine Schultern und klammerte sich mit Verzweiflung an ihn. Sie öffnete ihren Mund und schmeckte ihn, spürte seine Energie und wurde von seiner feurigen Art ergriffen.
Er duftete nach Holzrauch, nach Bergluft und dem frischen Herbstabend, den er durchwandert hatte, um zu ihr zu gelangen. Der Mann war fest wie Granit unter dem Flanell seines Hemdes, und Libby grub ihre Finger in seine Schultern, als sie ihren Kopf neigte, um ihn besser küssen zu können. Er nahm sie völlig gefangen, und Libbys Verzweiflung verwandelte sich von Sekunde zu Sekunde mehr in Leidenschaft.
Seine Zunge erkundete ihren Mund, während seine Hände die Rundung ihres Hinterteils
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