Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
raus«, sagte er zu John, der den Kopf in den Kühlschrank steckte, sehr wahrscheinlich in der Hoffnung, seit dem Abendessen wäre dort auf wundersame Weise etwas Leckeres aufgetaucht.
John richtete sich auf, sah Michaels Miene, sah das Kästchen in seiner Hand und lächelte. »Lass dir Zeit«, sagte er. »Ich werde bei offener Tür schlafen, falls Robbie mich braucht.«
Michael nickte, rührte sich aber nicht vom Fleck.
John kümmerte sich wieder um den Inhalt des Kühlschranks. »Schöner Abend für einen Spaziergang«, sagte er in die leere Höhle hinein. »Vielleicht leistet dir Robbies neue Mieterin Gesellschaft und geht mit dir Sterne gucken.« Er hob den Kopf über die Kühlschranktür und grinste Michael an. »Glaub ja nicht, du müsstest dich beeilen. Ich habe hier alles unter Kontrolle.«
Michael, der mit sich selbst um Kontrolle kämpfte, verlor diesen Kampf. Er griff sich sein Jackett und lief hinaus. Auf der Veranda blieb er stehen und atmete die frische Abendluft in tiefen Zügen ein. Schließlich schlüpfte er in seine Jacke und schlug den Weg ein, den er am Tag zuvor im Unwetter genommen hatte.
Aber diesmal war der Grund, der ihn antrieb, ein anderer.
9
L ibby verschob den Eisbeutel auf ihrem Knie und blätterte die Papiere auf ihrem Schoß durch, bis sie auf ihre Einkaufsliste stieß. Sie strich den Kombi von der Liste und kramte weiter, bis sie die Liste mit den Dingen fand, die zu erledigen waren. Sie notierte sich, dass sie den neuen Wagen anmelden musste, und widmete sich wieder ihrer Einkaufsliste. Sie studierte diese, überlegte und strich dann den Computer.
Sie musste Prioritäten setzen, und ein Computer war im Moment nicht so wichtig. Ein Quad hingegen war es. Und zwei Helme waren es auch. Außerdem warme Winterkleidung. Und Verhütungsmittel.
Libby tippte sich mit dem Stift auf die Lippen und starrte ins Feuer, von der Frage bewegt, ob es in Pine Creek wohl einen Arzt gab. Die Pille nahm sie seit der Studienzeit nicht mehr, und sie musste bald etwas finden, wenn sie heute Nachmittag Michaels Blick richtig gedeutet hatte, als sie sich einverstanden zeigte, mit ihm eine Affäre anzufangen.
Libby legte die Stirn in Falten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Michael Kondome benutzte. Nicht weil er gedankenlos gewesen wäre, sondern eher weil Kondome vielleicht nicht seinem Konzept eines naturgemäßen Lebens entsprachen. Und er hatte einen Sohn in die Welt gesetzt, ohne vorher zu heiraten, Grund genug für Libby, für die Verhütung die Verantwortung zu übernehmen.
Sie ging wieder ihre Aufstellung der Dinge durch. Als Erstes musste sie am Morgen zur Post und die Ausrüstung für ihr Atelier abholen, die sie sich selbst geschickt hatte.
Sie hatte ja jetzt ein Fahrzeug für den Transport. Und während sie in der Stadt war, wollte sie Ians Rat befolgen und bei den Dolans vorbeischauen und anfragen, ob ihr Laden zu mieten sei.
Libby lächelte. Was für ein Glück, dass sich in unmittelbarer Nähe ein Skiort befand. Ihr Atelier würde hier gut laufen, sie konnte sich vorstellen, dass der schöne Pine Lake im Sommer ebenso viele Touristen anlockte wie der TarStone Mountain im Winter.
Vielleicht würde sie sogar Ski laufen. Aber ganz sicher wollte sie es mit dem Motorschlitten versuchen. Auf der Fahrt von Bangor herauf hatte sie etliche Sportartikelläden gesehen, und sie konnte es kaum erwarten, eine der bunten, schnittigen Maschinen auszuprobieren.
Zu ihrem neuen Lebensplan sollte etwas mehr Unbekümmertheit gehören, wenn auch natürlich kein Leichtsinn. Sie hatte vor, mit Helm und besonnen zu fahren und sich an die markierten Wege zu halten. Doch war es an der Zeit, ihr Leben ein bisschen abenteuerlicher zu gestalten.
Indem sie beispielsweise eine Affäre mit einem attraktiven Naturburschen aus den Bergen anfing? Donnerwetter, Libby konnte sich nichts Aufregenderes vorstellen, als ihre Laken mit Michael McBain zu zerwühlen.
Sie lehnte den Kopf zurück auf die Lehne der Couch und schloss seufzend die Augen. Sie hatte gute Arbeit geleistet, indem sie ihre Gedanken die letzten Tage von dem Problem abgelenkt hatte.
Oder Michael McBain hatte, ohne es zu wissen, gute Arbeit geleistet, die Erinnerung an das, was vor dem Moment im OP geschah, zu verdrängen.
Ehe sie Kalifornien verließ, hatte sie ihre Mutter dazu gebracht, sich diskret nach ihren Patienten zu erkundigen. Esther Brown und Jamie Garcia hatten das Krankenhaus an jenem Tag trotz der erlittenen Verletzungen frisch und
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