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Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)

Titel: Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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verfolgte?
    »Prächtige Aussicht, nicht?«
    Libby fuhr blitzschnell herum und griff sogleich nach dem Ei, das aus ihrer Tasche rutschte. Das Manöver missglückte, da sie dagegenstieß und zusehen musste, wie das winzige Geschoss durch die Luft sauste und mit einem Geräusch auf Vater Daars Brust platzte.
    In wortlosem Entsetzen starrten sie einander an. Libby fühlte, wie ihr die Wärme in die Wangen stieg. Rasch streifte sie die Handschuhe ab und wischte damit das Malheur von seiner Jacke.
    Der Alte nahm ihr die Handschuhe ab und trat zurück, um sich selbst abzuwischen.
    »Es … es tut mir leid, Vater. Sie haben mich erschreckt.«
    »Ja«, brummte er zustimmend und gab ihr die verschmutzten Handschuhe zurück. »Und ich tue sichtbar Buße dafür.« Er sah sie argwöhnisch an. »Haben Sie noch mehr Eier, die Sie werfen wollen? Ich glaube, die würden sich besser in meinem Bauch machen als darauf.«
    Der Mann war auf ein Frühstück aus. Ganz schön unverschämt, nachdem er sich anderntags so ungehobelt ihr gegenüber benommen hatte.
    »Ich habe noch sechs Stück.« Sie steckte die Hände in die Taschen und überließ es ihm, sich auszumalen, welche Absichten sie damit hatte.
    Er zog eine struppige Braue hoch. »Libby Hart, sind Sie Christin?«
    »Manchmal«, sagte sie mit einem bezeichnenden Blick auf seinen weißen Stehkragen. »Wenn man mir christlich begegnet.«
    Er zog den Kopf ein. Seine Wangen über dem säuberlich gestutzten Bart röteten sich. »Ich bin gekommen, um mich für mein Benehmen zu entschuldigen«, sagte er reuig. Er warf einen Blick auf ihr Haar. »Ich war verblüfft, das ist alles.«
    »Deswegen?« Libby fasste nach ihrer weißen Locke. »Ein Merkmal unserer Familie. Es kommt übrigens häufig vor.«
    »Wohl wahr.« Er nickte. »Ich habe es schon mal gesehen. Also, wollen Sie die Eier ausbrüten oder zubereiten?«
    Der Mann war hartnäckig. Libby, die sich seufzend umdrehte, bedeutete ihm, ihr zu folgen. »Na, dann kommen Sie, Vater, ich mache Ihnen ein Frühstück.«
    Er verfiel mit ihr in Gleichschritt, wobei sein krummer Stab zu seinen hinkenden Schritten rhythmisch den Takt schlug. Libby sah ihn aus dem Augenwinkel an. »Sind Sie den ganzen Weg vom Berg heruntergelaufen?« Sein Alter gab ihr Rätsel auf.
    »Das bin ich.« Er lächelte. Es war ihm anzusehen, dass er sich auf das Essen freute. »Ich laufe gern. Es tut der Seele gut.«
    »Warum leben Sie oben auf dem Berg und nicht im Ort? Ist es da nicht sehr einsam?«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Auch Einsamkeit ist gut für die Seele. Außerdem mache ich mir nicht viel aus Gesellschaft.«
    Libby sah ihn an. »Aber Sie sind Geistlicher und müssten alle Menschen lieben. Gehört das nicht zu Ihren Gelübden?«
    »Ach, meine Gelübde habe ich vor so langer Zeit abgelegt, dass ich die Hälfte vergessen habe. Und jetzt bin ich alt und habe ein Recht, wählerisch zu sein.«
    Nun, dagegen konnte man nichts sagen. Grammy Bea, die mit neunundachtzig gestorben war, hätte es an Stolz mit jedem Pfau aufnehmen können.
    Libby führte ihren Gast ins Haus und bot ihm Platz am Küchentisch an. Vater Daar setzte sich mit gequältem Seufzen, wölbte die Hände über seinem Stab und blickte um sich.
    »Hier hat sich nicht viel verändert«, stellte er fest. »Aber ich fühle die Freude des alten Hauses, weil es wieder bewohnt wird. Spüren Sie diese Energie, Libby?«
    Libby hatte die Eier aus ihren Taschen genommen und in eine Schüssel getan. Sie sah Vater Daar an und entdeckte, dass er sie mit einem merkwürdigen, berechnenden Ausdruck in seinen erstaunlich kristallklaren blauen Augen musterte. Sie entschied sich, auf seine Frage nicht zu antworten.
    »Haben Sie wegen Ihrer Gelenkschmerzen einen Arzt konsultiert?«
    Seine Augen wurden schmal, sein vom Wetter gegerbtes Gesicht verzog sich unwillig. »Ich mag Ärzte nicht. Die können nichts wie stochern und kneifen und geben einem eine Liste von Dingen, die man nicht machen und nicht essen kann.«
    »Sie geben einem aber auch Mittel gegen Schmerzen.«
    »Ach, ein wenig Schmerz schadet nicht«, widersprach er. »Da merkt man wenigstens, dass man noch lebt.«
    »Das merkt man auch, wenn man morgens die Augen öffnet.« Libby stellte die Bratpfanne auf den Herd und schaltete den Brenner ein, dann griff sie nach ihrem Brotlaib. »Es gibt jetzt sehr wirksame Methoden. Sie müssten nicht leiden, Vater.«
    »Sind Sie Ärztin?«
    Libby hielt im Brotschneiden inne und sah ihn an. Was handelte sich ein Mensch

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