Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
»Falls du nicht machen möchtest, was er von dir will, wird der Junge es sicher verstehen.«
Libby lächelte. »In seinem Brief steht, dass du mich entschädigen wirst«, flüsterte sie so leise, dass nur er es hören konnte. »Ich warne dich … billig bin ich nicht.«
Michael zog eine Braue hoch und schaute Libby so eindringlich an, dass es ein Wunder war, dass sie nicht in Flammen aufging. Rasch wich sie zurück und versuchte, die Röte zu unterdrücken, die ihr erneut in die Wangen stieg. Was war nur in sie gefahren, so etwas zu sagen?
»Eben ist Leysa gekommen«, sagte Dwayne und trat zu ihnen. »Sie kann Ihnen jetzt das Ladenlokal zeigen. ’n Morgen, McBain.«
Mit einem letzten heißen Blick drehte Michael sich um und nickte Dwayne zu. »Sind die .270er Patronen schon da?«, fragte er Dwayne. »Außerdem möchte ich für Robbie das Messer bestellen, von dem wir sprachen. Bekomme ich es rechtzeitig zu Weihnachten?«
Libby versuchte, den entsetzten Laut zu unterdrücken, doch er war dennoch zu hören, und Michael blickte auf sie hinunter, kniff sich in den Nasenrücken und seufzte.
Libby hob die Hand, ehe er etwas sagen konnte. »Sag nichts. Ich möchte gar nicht wissen, warum du einem Kind zu Weihnachten ein Messer schenkst.«
Michael, der sie beim Wort nahm, drehte sich um, folgte Dwayne zum Ladentisch und überließ es Libby, seinem Rücken sprachlos nachzustarren.
Verdammt. Sie wollte es nicht wissen. Warum besorgte er für Robbie eine so gefährliche Waffe? Und was für ein Weihnachtsgeschenk war ein Messer überhaupt? Der Junge sollte Spielzeug bekommen, einen Walkman, ein Fahrrad oder Socken und warme Sachen – statt eines Messers, mit dem er sich verletzen konnte.
Irisa lenkte Libbys Aufmerksamkeit auf sich und stellte sie Leysa, Dwaynes Frau, vor. Leysa war etwa zehn Jahre älter als Libby, mindestens dreißig Zentimeter größer und hatte Unmengen von langem gelocktem Haar, das von zwei kunstvollen Haarspangen aus dem Gesicht gehalten wurde.
Sie hielt ein kleines Kind im Arm.
»Meine Schwägerin Leysa«, sagte Irisa. »Sie kümmert sich um den Laden. Sie wird ihn Ihnen vermieten.«
Libby konnte ihre Neugierde nicht mehr zügeln. Beide Frauen waren bildschön, sauber wie ein OP-Raum und als Frauen für Dwayne und Harry so unwahrscheinlich, dass sie einfach mehr über sie erfahren musste. »Hallo, Leysa. Ich bin Libby«, sagte sie und nickte, als sie den Kopf des schlafenden Kindes leicht berührte. »Kommen Sie und Irisa aus Russland?«
Leysa lächelte warm und hielt Libby das Kind entgegen. Erstaunt, aber entzückt nahm Libby vorsichtig das Kleine in einen Arm und befingerte mit der anderen Hand das runzlige kleine Kinn.
»Ich bin Ukrainerin«, sagte Leysa mit schwerem Akzent, aber in lupenreinem Englisch. »Und Irisa kommt aus Kroatien. Wie kamen vor vier Jahren hierher, nachdem wir Harry und Dwayne auf einer Party in Moskau kennen lernten«, fuhr sie auf Libbys fragenden Blick fort. »Sie waren auf Brautschau, und wir …«, sie sah Irisa lächelnd an, »… wir waren auf Männersuche.«
»Wir bekamen gute Männer«, setzte Irisa hinzu. »Und jetzt leben wir an einem schönen Ort und sind glücklich.« Sie klopfte auf ihren flachen Bauch. »Kommendes Frühjahr werde ich Harry einen Sohn schenken.«
Libby war sprachlos. Die beiden hatten Harry und Dwayne auf einer Party in Moskau kennen gelernt? Sie hatte im Fernsehen einen Bericht gesehen, über Amerikaner, die nach Russland oder nach Asien flogen, um dort auf solchen Partys Frauenbekanntschaften zu machen.
»Halte ich einen Jungen oder ein Mädchen auf dem Arm?«, fragte Libby mit einem Blick auf das Kleinkind.
»Ein Mädchen«, sagte Leysa. »Sie heißt Rose nach der Mutter unserer Männer.«
»Wie schön sie ist«, murmelte Libby, ging an den Verkaufstisch und blieb neben Michael stehen. »Sieh mal, was ich da habe«, flüsterte sie. »Ist sie nicht ein Schatz?«
Michael legte den Katalog aus der Hand, in dem er geblättert hatte, und wandte seine Aufmerksamkeit Rose zu. Er griff nach dem Kind und hob es hoch, um es an seine Brust zu drücken und das Köpfchen mit einer großen Hand zu bedecken und seine Nase ins Kinderhaar zu stecken.
Libby bekam weiche Knie beim Anblick Michaels, der mit dem Kind so vertraut und liebevoll umging. Und anstatt entsetzt zu sein, ihre Tochter in den Armen des Hünen zu sehen, zog Leysa Libby zur Eingangstür des Ladens.
»Kommen Sie«, sagte sie. »Ich zeige Ihnen den Raum, den wir vermieten,
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