Der Ring des Highlanders: Roman (German Edition)
dass sie miteinander gingen. Sich im Heck eines Kombis in der Garage wild und leidenschaftlich zu lieben, konnte man kaum als Date bezeichnen.
Nein, Libby hatte sich nur mit einer diskreten Affäre einverstanden erklärt. Michael glaubte ihr zwar, dass Affären für sie auch Treue bedeuteten, doch endeten damit seine Rechte. In der heutigen Zeit bedeuteten Affären monogamen Sex und nicht mehr – kein Mitspracherecht im Leben des anderen, keinen formellen Vertrag, keine Konsequenzen, wenn einem das Verhalten des Partners nicht passte.
Er wollte mit Libby keine moderne Affäre. Er wollte das Recht, ihr nach Hause folgen zu dürfen, ihre Mutter kennen zu lernen und James mit einem Tritt in den Hintern zurück nach Kalifornien zu befördern.
Michaels Rechte juckte es so heftig nach einem Schwert, dass er die leere Hand hob und sie anstarrte. Viele Jahre waren vergangen, seitdem er sein Schwert angriffslustig geschwungen hatte, und er war schockiert, dass es ihn jetzt danach gelüstete.
Schockiert, aber nicht erstaunt. Aus für ihn unerklärlichen Gründen hatte Libby seine Instinkte geweckt. Ein Verlangen, das sein Begriffsvermögen überstieg, drängte ihn, sie völlig zu besitzen.
Eine Drehung des Zündschlüssels, und Michael startete seinen Wagen und bog hinter Libbys Suburban auf die Asphaltstraße ein, als sie vorüberfuhr. Er fuhr sich mit seiner noch immer juckenden Rechten übers Gesicht, um sich die Schweißtropfen von der Stirn zu wischen. Er spürte sein Herz heftig gegen seine Rippen pochen, seine Muskeln spannten sich an.
Wie konnte er nur? Wie konnte er an einer anderen Frau etwas finden? Würde er Libby sein Herz schenken und sie verlieren, würde er das nicht noch einmal überleben.
Und überleben musste er – für Robbie.
Es war ein verdammtes Schlamassel, weil es bereits zu spät war.
Weil Libby es geschafft hatte, sein Herz mit einem simplen, gut gezielten Schneeball zu erobern.
17
A uf ihrem Hof parkte ein Mietwagen, und sie konnte sehen, dass ihre Mutter auf dem Beifahrersitz saß. James stand auf der Veranda, die Hände in die Hüften gestützt, den Jackenkragen gegen die Kälte hochgeschlagen, das gebräunte Gesicht ungeduldig und finster verzogen.
Libby fuhr direkt in die Garage und ging rasch zurück zum Mietwagen. Sie öffnete die Tür an der Beifahrerseite, wartete, bis ihre Mutter ausgestiegen war, und umarmte sie herzlich.
»Du hast mir gefehlt«, sagte sie. »Ich bin so froh, dass du hier bist.«
Katherine Hart erwiderte die Umarmung und gab Libby einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich losmachte. »Es dauerte einige Zeit, bis wir herausgefunden hatten, wo ›hier‹ ist«, gab Katherine so laut zurück, dass James es hörte, und schlug ihren eigenen Kragen gegen den kühlen Wind hoch.
»Elizabeth«, sagte James und nahm Libby in die Arme. Auch er gab ihr einen Kuss auf die Wange, dann ging er auf Abstand, ohne ihre Schultern loszulassen, und sein Stirnrunzeln zeigte sich wieder. »Hast du eine Ahnung, in welche Schwierigkeiten du dich gebracht hast?«
»Das kann warten«, sagte Katherine mit einem Blick zu dem Kombi, der neben ihrem Mietwagen vorgefahren war. »Wer ist denn das?«, fragte sie Libby, während sie den Hünen anstarrte, der ausstieg.
Ein Blick zu Michael, und Libby löste sich rasch von James. Sie fasste nach dem Arm ihrer Mutter und geleitete sie zum Kombi. »Das ist mein Vermieter, Michael MacBain«, erläuterte Libby. »Michael, das ist meine Mutter, Katherine. Und das ist James Kessler.«
»Missus Hart«, sagte Michael mit einer kleinen Verbeugung, als er nach ihrer Hand griff. »Kessler«, sagte er mit einem knappen Nicken, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihrer Mutter zu. »Schön, dass Sie gekommen sind, um Ihrer Tochter zu helfen, sich einzuleben.«
»Ich bin gekommen, um meine Tochter nach Hause zu holen, Mr. MacBain.«
»Wirklich?« Michael zog eine Braue hoch. »Meines Wissens nach ist sie jetzt hier zu Hause.«
Mit der Routine einer Frau, die im Lauf der glänzenden Karriere ihres Mannes unzählige gesellschaftliche Situationen gemeistert hat, setzte Katherine Hart eine Miene höflicher Belustigung auf. Sie ließ den Blick über die wilde Landschaft schweifen, über das Haus, das Libby gemietet hatte, um sodann Michael abschätzend anzusehen.
»Zu Hause ist dort, wo man arbeitet. Und wo die Familie ist, Mr. MacBain. Und das ist in Kalifornien.«
Libby bekam einen steifen Hals, als sie versuchte, ihre Mienen zu beobachten,
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