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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unschuldige Sklave musste jetzt wieder sterben, um deine Grausamkeit zu befriedigen?«, flüsterte sie.
    »Sieh genau hin«, antwortete Omar. »Du kennst ihn.«
    Robin machte einen zögerlichen Schritt bis ganz ans Fenster heran und achtete dabei darauf, dass ihr Gesicht im Schatten blieb. Sie trug keinen Schleier und sie wollte Omar keinen Anlass liefern, irgendeinem der armen Teufel dort unten aus purer Grausamkeit die Augen ausstechen zu lassen.
    Es dauerte nur einen Augenblick, bis sie erkannte, wessen Kopf auf dem Pfahl steckte. Man hatte den bärtigen Mann rasiert und ihm die Haare geschnitten und in einem rotflammenden Ton gefärbt, aber es war dennoch ganz zweifelsfrei Mustafa, Sailas Mann und Nemeths Vater.
    »Wir mussten ihn vor der Hinrichtung so weit wie möglich in dich verwandeln«, sagte Omar. »Danke Allah dafür, dass du in finsterer Nacht geflohen bist, und nicht am helllichten Tage.«
    Robins Hände begannen zu zittern. Der Anblick entsetzte sie wie kaum etwas zuvor und dennoch war sie nicht dazu in der Lage, ihren Blick von Mustafas schlaffen Zügen und seinen im Tod gebrochenen Augen zu nehmen. Sie hatte allen Grund der Welt gehabt, diesen Mann zu hassen, dennoch war sie schockiert von dem Anblick. Mustafa mochte den Tod dutzendfach verdient haben, aber das Verbrechen, für das er hingerichtet worden war, hatte sie begangen.
    »Ist das Eure Art, Rache zu üben?«, fragte sie. »Wollt Ihr mich quälen, indem Ihr anderen die Schmerzen zufügt, die mir zustehen?«
    Omar wirkte ehrlich überrascht. »Dieser Mann war dein Feind.«
    »Das ist wahr«, sagte Robin leise. »Er hat uns verraten. Ohne ihn wäre uns die Flucht vielleicht gelungen.«
    »Er hat gelebt wie ein Hund, und er ist gestorben wie ein Hund«, antwortete Omar. »Meine Männer haben ihn mit Knüppeln zu Tode geprügelt, und das war wohl noch eine Gnade für ihn, denn hätten sie ihn mir lebend übergeben, dann hätte sein Sterben sehr viel länger gewährt.«
    »So bedankt Ihr Euch bei denen, die Euch einen Gefallen erweisen«, sagte Robin bitter.
    »Verrat ist niemals ein Gefallen«, erwiderte Omar. »Er hat euch verraten, um dir zu schaden, nicht um mir einen Gefallen zu erweisen.« Er lächelte kalt. »Du siehst, welche Strafe ich Verrätern angedeihen lasse. Welche Strafe also meinst du wäre für dich angemessen?«
    Robin straffte die Schultern und reckte kampflustig das Kinn vor.
    »Ich habe keine Angst vor dem Tod«, sagte sie. »Und auch nicht vor der Folter.« Zumindest der letzte Satz war eine glatte Lüge, und das kurze Aufblitzen in Omars Augen machte ihr klar, dass er das wusste.
    Beunruhigend lange sah er sie nur an, dann wich er wieder zwei Schritte zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und fuhr sich nachdenklich mit der linken Hand über den Bart. »Du begreifst gar
    nichts«, murmelte er. Dann straffte er die Schultern und fügte in zugleich entschlossenem wie auch fast traurig klingendem Tonfall hinzu: »Du wirst noch heute Nachmittag bestraft werden. Bereite dich darauf vor.«
     
    Einer quälenden Nacht war ein ebenso schrecklicher Tag gefolgt, der kein Ende zu nehmen schien. Weder die beiden Sklavinnen noch sonst irgendwer hatte sich bei ihr blicken lassen. Mit Ausnahme einer flachen Schale mit Wasser, die sie nach Omars Weggang auf dem kleinen Tischchen neben ihrem Bett vorgefunden hatte, hatte man ihr weder zu essen noch zu trinken gebracht. Auch frische Kleider hatte man ihr vorenthalten.
    Robin hatte fast den gesamten Tag auf dem Bett gelegen, nicht nur, weil ihr Bein so entsetzlich schmerzte, dass sie sich nur humpelnd fortbewegen konnte und jeder Schritt zur Qual wurde, sondern auch weil ihr Zimmer auf schreckliche Weise geschrumpft zu sein schien. Sie hätte es nicht gewagt, auch nur in die Nähe des Fensters zu gehen, schon aus Angst, rein versehentlich einen Blick in den Hof hinabzuwerfen, in dem Mustafas abgeschlagener Kopf anklagend zu ihr heraufstarrte. Selbst der Tür wagte sie sich nicht zu nähern, so als hätte der tote Krieger vom vergangenen Abend dort etwas hinterlassen, das unsichtbar war, sie aber für alle Zeiten an ihre grausige Bluttat erinnerte. Obwohl sie innerlich vor Angst fast starb, wenn sie an das dachte, was ihr bevorstehen mochte, war sie zugleich fast erleichtert, als am späten Nachmittag endlich die Tür geöffnet wurde.
    Omars schwarz gekleideter Leibwächter Faruk und zwei weitere Krieger waren gekommen, um sie abzuholen. Äußerlich mit unbewegtem Gesicht und so stolz

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