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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vermagst wie der tapferste meiner Krieger, Ungläubige. Bestehst du darauf, das Spiel auf die Spitze zu treiben, oder lässt du dich von mir in den Schatten und zu einem großen Krug kalten Wassers bringen, bevor du zusammenbrichst?«
    Sie setzte zu einer Antwort an, brachte aber nur ein unverständliches Krächzen hervor, und fuhr sich mit ihrer trockenen Zungenspitze über noch trockenere Lippen, ehe sie erneut ansetzte: »Ich will… auf Nemeth warten.«
    »Nemeth?« Harun legte fragend den Kopf auf die Seite. »Bist du sicher, dass du nicht Omar meinst?«
    Nein, sie war ganz und gar nicht sicher. Aber sie hatte nicht mehr die Kraft, die Antwort auch nur in Gedanken zu formulieren, geschweige denn, sie auszusprechen. Müde schüttelte sie den Kopf, lehnte die Schulter wieder gegen die Wand und drehte sich zur Seite, sodass sie den Ausgang des Tunnels beobachten konnte.
    Auf dieser Seite gab es kein Tor, sondern nur ein massives Rollgatter, das ganz nach oben gezogen worden war. In einer langen, weit auseinander gezogenen Kette traten die Männer heraus, die es bis hierher geschafft hatten, - ein zerschlagener, bemitleidenswerter Haufen taumelnder Gestalten, von denen einige kaum noch die Kraft hatten, sich auf den Beinen zu halten.
    Von der Armee Furcht einflößender, schwarzer Geister, als die sie ihr vor zwei Tagen in der Wüste vorgekommen waren, war nichts mehr geblieben. Wenn die Männer in der gleichen Reihenfolge aus dem Tunnel traten, in der sich die Karawane durch das Dorf und den Felsenpfad hinaufbewegt hatte, dann würden Nemeth, Saila und Omar zu den Letzten gehören, die den Hof betraten. Robin versuchte, die schwarzen Gestalten zu zählen, die neben ihr aus dem Tunnel kamen, aber ihre Augen versagten ihr den Dienst. Sie spürte noch, wie ihre Sinne schwanden, aber nicht mehr, wie ihre Knie unter dem Gewicht ihres Körpers nachgaben und sie stürzte, und schon gar nicht mehr, wie Harun im letzten Augenblick vorsprang und sie auffing.
     
    21. K API T EL
     
    Jemand fächelte ihr kühle Luft ins Gesicht. Vielleicht zum ersten Mal seit einer Million Jahren oder mehr lag sie nicht auf hartem Stein oder scheuerndem Sand, als sie erwachte, sondern auf einem weichen, kühlen Stoff, und sie roch keinen verbrannten Fels oder die Ausdünstungen eines Kamels, sondern süßen Blumenduft. Und schon im nächsten Moment war ihr klar, dass sie sich im Paradies befand. Das musste so sein, denn etwas berührte kühl und feucht ihre Lippen, und dann benetzte Wasser - Wasser! - ihren ausgedörrten Gaumen. Ganz zweifellos war sie gestorben, und Gott hatte entschieden, dass sie in ihrem kurzen Leben genug gelitten und erduldet hatte, um mit den ewigen Freuden des Paradieses belohnt zu werden.
    Robin öffnete die Augen, blinzelte und sah dann noch einmal und genauer hin. Das unbeschreiblich köstliche Gefühl kalten Wassers auf ihren gerissenen Lippen blieb. Aber wenn das hier wirklich das Paradies war, dann musste der Wächter vorne an seinem Tor entweder sehr unaufmerksam sein oder die ganze Geschichte lief nach anderen Spielregeln ab, als sie und der Rest der Welt bisher angenommen hatten. Das halb verschleierte Gesicht, das auf sie herabsah, gehörte weder Petrus noch dem Erzengel Gabriel, sondern niemand anders als Aisha.
    Robin fuhr mit einem Ruck hoch, aber die Araberin drückte sie mit sanfter Gewalt auf das Kissen zurück, auf dem sie erwacht war. Erneut begann sie, mit einem kleinen Schwamm ihre Lippen zu betupfen. Alles in Robin schrie danach, ihr diesen Schwamm aus den Händen zu reißen und ihn zur Gänze in den Mund zu stecken, um ihn bis auf den letzten Tropfen auszusaugen. Aber sie beherrschte sich und beließ es stattdessen dabei, die wenigen kostbaren Tropfen zu genießen, die den Weg über ihre Lippen fanden und ihren Gaumen und ihre ausgedörrte Zunge benetzten.
    »Du bekommst gleich Wasser«, sagte Aisha. »Aber du musst ein wenig Geduld haben. Du dummes Ding!« Sie schüttelte den Kopf,
    und ihre Augenbrauen zogen sich tadelnd zusammen. »Wer hat dir gesagt, dass du draußen in der Sonne stehen bleiben sollst? Was hattest du vor - dich umzubringen?«
    Robin zog es vor, nicht auf diese Frage zu antworten und auch nicht darüber nachzudenken. Vermutlich wäre die Antwort ein Ja gewesen.
    »Wo ist…?«
    Aisha zog das Schwämmchen zurück, als Robin zu sprechen versuchte, drehte es herum und betrachtete es einen Moment stirnrunzelnd. Robins Durst erwachte zu unmäßiger Gier, als sie das Schwämmchen

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