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Der Ring des Sarazenen

Der Ring des Sarazenen

Titel: Der Ring des Sarazenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie längst einen Dolch genommen und ihrem Leben ein Ende bereitet. Sie machte sich mit einer trotzigen Bewegung aus Haruns Griff los, drehte sich herum und wollte die Hand nach dem Zügel des Kamels ausstrecken, aber der Alte vom Berge schüttelte nur den Kopf und deutete auf den Tunneleingang hinter sich.
    »Den Rest müssen wir zu Fuß gehen«, sagte er. »Wir lassen die Tiere hier. Man wird sich um sie kümmern.«
    Unbeschadet dessen, was er gerade gesagt hatte, nahm er sein Pferd am Zügel und trat dicht vor Robin in den düsteren Tunnel, der in sanfter Neigung bergauf führte. Das Pferd musste den Kopf senken, um nicht gegen die raue Decke zu stoßen. Robin wusste, welches Unbehagen es Pferden bereitete, auf so hartem Boden zu gehen. Die Selbstverständlichkeit, mit der es dennoch nach oben trottete, verriet ihr, dass es diesen Weg schon sehr oft gegangen war.
    Sie musste all ihre Kräfte zusammenraffen, um mit Harun überhaupt Schritt zu halten. Die Steigung, die ihr am Anfang sanft vorgekommen war, nahm rasch zu und schon nach wenigen Schritten blieb das Tageslicht hinter ihnen zurück. Danach bewegten sie sich durch wattiges Halbdunkel, das nur von schmalen Streifen flirrenden Sonnenlichtes durchbrochen wurde. Es drang durch kaum handflächengroße Löcher in der Decke ein, durch die alle Geräusche verstärkt und mit einem verzerrten Echo zurückgeworfen wurden.
    Der süßliche Duft, der ihr schon unten im Dorf aufgefallen war, wurde zunehmend intensiver und irgendetwas daran erinnerte sie plötzlich unangenehm an den Geruch verwesender Leichen. Anstelle des heulenden Windes, der sie mit dem Klang weinender Seelen hier heraufbegleitet hatte, vernahm sie nun andere, fremdartige und ausnahmslos beunruhigende Laute, die in einem nicht erkennbaren Rhythmus an- und abschwollen.
    Immer wieder versuchte sie, sich bewusst zu machen, dass sie Fieber hatte und vermutlich halluzinierte, dass dieser Tunnel nichts anderes als eben ein Tunnel war und keinerlei Gefahr enthielt außer vielleicht der, sich an einem unvorhergesehenen Hindernis zu stoßen. Aber einer anderen Stimme in ihr, die stärker war als die Stimme der Vernunft, gelang es, sie in einen Zustand immer stärker werdender Panik zu versetzen. Dies war nicht irgendein Burgzugang, und es war nicht irgendeine Festung, in deren Herz er führte. Dies war Masyaf, die sagenumwobene Bergfestung des nicht minder sagenumwobenen Sheiks der Assassinen. Obwohl sie selbst jetzt kaum etwas über diesen geheimnisvollen Clan wusste, so überzeugte sie doch allein die Erinnerung an die Angst, die sie in den Augen der Menschen gelesen hatte, wenn nur der Name des Alten erwähnt wurde, dass am Ende dieses lichtlosen Durchbruchs nichts anderes als der Schlund zur Hölle auf sie wartete.
    Vorerst jedoch war es nur ein schmaler Hof, über dem sich der Mauerkranz der inneren Burg erhob. Nachdem sie durch fast vollkommene Dunkelheit gegangen waren, blinzelte Robin unsicher in das ungewohnte, gnadenlos grelle Licht, mit dem sich die Sonnenstrahlen auf dem sandfarbenen Stein brachen, und ihre Augen füllten sich sogleich mit Tränen. Drinnen im Tunnel war die Luft stickig gewesen und unangenehm warm, hier draußen war es nahezu unerträglich heiß. Der Durst, den sie in den letzten Minuten nahezu vergessen hatte, sprang sie plötzlich wie ein Raubtier an, und sie schluckte ein paar Mal trocken.
    Die Knie drohten unter ihr nachzugeben. Sie machte einen raschen Schritt, um nicht tatsächlich zu stürzen, streckte die linke Hand aus und stützte sich am rauen Fels der Mauer ab. Wie durch einen rasch dichter werdenden Nebelschleier sah sie, wie Harun sein Pferd losließ und sich zu ihr umwandte, um ihr einen besorgten Blick zuzuwerfen, und ein vielleicht allerletztes Mal regte sich ihr Stolz. Trotzig nahm sie die Hand von der Mauer, straffte die Schultern und erwiderte Haruns Blick so herausfordernd, dass er schließlich nur ein Achselzucken andeutete und sich wieder abwandte.
    Erneut wurden ihre Knie weich. Robin machte einen weiteren Schritt zurück und zur Seite, lehnte sich mit Rücken und Hinterkopf gegen den warmen Sandstein und spürte, wie ihre Lider schwer zu werden begannen. Ihre Kräfte waren aufgebraucht, endgültig und unwiderruflich, und nun, wo sie ihr Ziel erreicht hatten, forderte ihr Körper mit aller Macht, was ihm zustand. Die Festung begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Alles drehte sich um sie.
    »Du hast mir jetzt bewiesen, dass du ebenso viel zu leisten

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