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Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi

Titel: Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldkirch Verlag
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„Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Theo! Ich liefere Ihnen das Motiv auf der Nibelungenebene und Sie finden die Parallelen zur Realität.“ „Abgemacht! Legen Sie los, Sie haben doch schon etwas in petto.“
    „Bis Sie die Ringe erwähnt haben, war ich mir keineswegs sicher.“
    Elle nahm einen Schluck Rotwein und holte Luft: „Es sind allesamt Vertragsbrecher. Fafner, Mime und Siegfried. Der Riese Fafner erschlägt seinen Bruder Fasolt, um den Nibelungenschatz für sich alleine behalten zu können. So hat er sich versündigt. Als er das Rheingold endlich gewonnen hat, weiß er es nicht für sich einzusetzen. Also verwandelt er sich in einen Drachen – sprich Lindwurm.
    Fafner hockt also buchstäblich auf der Macht, ohne sie benutzen zu können. Seine Gier bringt ihm schließlich den Tod durch Siegfried.“ Sie unterbrach kurz, um ihr Glas zu leeren und fuhr dann fort. „Mime leidet unter seinem grausamen Bruder Alberich, dem Anführer des Nibelungenvolks. In der Erziehung Siegfrieds sieht er seine einzige Chance, das inzwischen zu einem Ring geschmolzene Rheingold in seine Hände zu bringen, um so seinen Bruder Alberich zu vernichten und selbst zum Herrscher des Nibelungenvolkes aufzusteigen. Mime verschwendet unzählige Jahre auf diesen Plan, denn er selbst ist unfähig, sich allein des Rings zu bemächtigen. Für diese Zwecke bildet er Siegfried aus und lehrt ihm die Schmiedekunst. Unter anderem hilft der Zwerg seinem Ziehsohn auch bei der Instandsetzung des Schwertes Notung, das einst Siegfrieds Vater Siegmund gehörte. Durch genau diese Waffe findet Mime bald selbst den Tod, anstatt, wie geplant, sein Bruder Alberich. Auch er empfängt den Tod als Strafe für seine Machtgier.“
    Elle dachte kurz nach und nahm dann den Faden wieder auf. „Siegfried schließlich versündigt sich an seiner Verlobten Brünhild, indem er ihre Liaison offen leugnet. Er ist im Grunde ein tumber Kerl, der von seinen wahrhaftigen Fähigkeiten nicht die geringste Ahnung hat. Machtverblendet durch den Besitz des Rings, erkennt Siegfried seinen „Sündenfall“ erst, als es zu spät und die Reue vergeblich ist. Er stirbt tragisch durch Hagens Hand und Heimtücke…“
    Damit endeten Elles Ausführungen.
    Wagner sah sie ratlos an. Diese Geschichte musste er jetzt erst einmal verdauen und gedanklich ordnen. Er leerte sein Weinglas und erhob sich.
    „Ich muss jetzt los, Elle. Es ist schon spät. Danke für diesen Abend.“ Sie sprang blitzschnell auf und fragte forschend:. „Sie wissen, was zu tun ist?“ „Morgen werde ich es wissen, Elle. Wir bleiben in Kontakt, hoffe ich?“ Sie nickte und begleitete ihn zum Ausgang. Mit der Hand auf der Türklinke blickte sie zu Wagner auf. Ohne ihre Absätze war sie regelrecht winzig.
    „Ich werde inzwischen sämtliche Hebel in Bewegung setzen. Wir Wagner-Junkies sind eine überschaubare Gemeinde in dieser Stadt. Es wäre durchaus denkbar, dass ich Ihrem Mörder bei einem unserer Treffen innerhalb des Wagnerverbandes, im Nationaltheater, oder vielleicht sogar in Bayreuth schon begegnet bin. Er liebt und bewundert Richard Wagner, auf seine Weise. Und er kennt sich mit der Symbolik Wagners bestens aus. Er ist in seinem Fach ebenso Perfektionist wie sein Idol.“
    „Wenn das so ist, passen Sie gut auf sich auf, Elle. Der Kerl ist nicht ganz dicht. Wir telefonieren morgen. Schließen Sie gut ab, ja?“ Mit diesen Worten beugte sich Hauptkommissar Wagner herab und umarmte Elsbeth Winkler spontan. Als er die Treppe hinunterging, fühlte er sich nicht mehr wie ein Schuljunge. Er fühlte sich einfach nur wohl.
    Inzwischen hatte es heftig zu regnen begonnen, Wagner spurtete zu seinem Auto. Das Spritzwasser durchnässte seine Hosen bis zu den Kniekehlen und die Regentropfen perlten von seinen dunklen Locken wie Wasser vom Gefieder der Enten im Luisenpark. Er startete den Motor seines Wagens. Schlagartig befiel ihn ein ungutes Gefühl. Es war ein heftiges Stechen in der Magengegend. Wagner bemühte sich angestrengt in sein Innerstes hineinzulauschen, um herauszufinden, woher dieser plötzliche Sinneswandel rührte.
    Er hatte schließlich bis eben noch klassische Musik aus der Mitte seines Körpers klingen hören. Waren es Fragmente jener Oper, die er heute bei Elle nur beiläufig wahrgenommen hatte? Wie konnte jene Musik derart in sein Unterbewusstsein vordringen und aus dieser Tiefe an sein Gehör empor quellen? Er war doch eben noch voller Wohlbehagen aus dem Haus Sophienstraße 10 getreten, und

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