Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
jetzt war mit einem Mal alle Musik verstummt, Totenstille breitete sich aus. Diesen Stimmungswechsel konnte er sich nicht erklären.
Schließlich beschloss er, dass es an dem saumäßigen Wetter liegen musste.
Beim Losfahren schaltete Wagner das Radio ein. Als er den Rosengarten und den Wasserturm passierte, fühlte er sich langsam besser. Der Ausblick auf die herrliche Jugendstil-Anlage rund um das Mannheimer Wahrzeichen, stimmte ihn stets positiv. Im Radio sang Jewel mit melancholischer Stimme „Foolish Games“.
Wie recht das Mädel hatte!
In der Nacht gehörte der Wald ihm ganz allein. Dann konnte er in Ruhe laufen
.
Die Tiere störten ihn nicht. Ihm war nur wichtig, dass keine kriechenden Kreaturen der Gattung Mensch seinen Weg kreuzten. Am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, kamen bereits die ersten Jogger, die in lächerlichen Outfits über die Waldpfade schnauften. Außerdem fielen scharenweise diese Versager mit ihren Kötern oder noch schlimmer mit ihren kreischenden Gören ein. Bis zur Dämmerung war sein Wald dann fest in der Hand dieser verabscheuungswürdigen Wichte
.
In der Dunkelheit aber traute sich kein Mensch hierher. Dann war dies ein Ort, um die Gedanken loszulassen. Heute kreisten seine Gedanken immer und immer wieder um Erda
.
Sie war eine weise, vornehme Frau. Sie faszinierte und ängstigte ihn zugleich, denn er stellte sie mit einer Gottheit gleich
.
Er bog vom Hauptweg auf einen kleinen Pfad ab, den man schon am helllichten Tag kaum fand, und kämpfte sich in gewohnt hohem Tempo durch das Dickicht. Der Wind peitschte die Äste in den Baumwipfeln rauschend hin und her. Das Gehölz knarrte dann und wann unter der Gewalt des Wetters. Um den Mann herum knackte und raschelte es im Unterholz
.
Hasen, Füchse und Wildschweine kreuzten hin und wieder seinen Weg. Nur die Wildschweine brachten seinen Adrenalinpegel hin und wieder zum Ansteigen
.
Die Keiler konnten ziemlich unangenehm werden. In regelmäßigen Zügen atmete der Mann durch den leicht geöffneten Mund aus. Jetzt hatte er sein Tempo gefunden
.
Erda musste doch auf seiner Seite sein. Sie musste doch wissen, wie edel und selbstlos sein Tun war. Weshalb also sollte sie sich mit dem Feind verbünden?
Albert Müller blieb schwer atmend stehen und sah in den nachtschwarzen Himmel hinauf
.
Warum, Erda? Warum tust du das? Sein Flüstern wurde jäh von einem dumpfen Schlag übertönt, begleitet vom Ächzen des Holzes. Nun stand er mit der rechten, ausgestreckten Faust vor dem mächtigen Baum und starrte mit leeren Augen in die Nacht. Er gab keinen Ton von sich. Nur das knirschende Geräusch seiner aufeinander gepressten Zahnreihen zeugte von dem immensen Schmerz in seiner geballten Faust. Am liebsten hätte er noch einmal zugeschlagen, diesmal noch fester, um sich für sein törichtes und unbeherrschtes Verhalten zu bestrafen. Schwer atmend schloss der Mann seine Augen und lauschte den Geräuschen des Waldes. Nein! Du brauchst deine Hände
.
Disziplin! Disziplin! Disziplin! Lauf! Lauf weiter!
Der Mann setzte sich wieder in Bewegung und beschloss, einen großen Umweg nach Hause zu nehmen. Später kam er wieder auf den breiten, gewalzten Sandweg
.
Als er die Schatten der Gebäude vom städtischen Wasserwerk passierte, musste er lachen. Stammte das Wasser, in dem Hagen vor wenigen Stunden ersoffen war, aus diesen Gemäuern? Diese jämmerliche Kreatur war ohne jede Würde gestorben. Selbst der olle Kinderschänder Gornheim hatte sein Schicksal männlicher ertragen. Hast so erbärmlich gebettelt, dafür, dass du dein Maul sonst gerne ziemlich voll nimmst. Hast geglaubt niemand könnte deine Intrigen durchschauen? Hast gedacht niemand würde dein Lügennetz zerreißen? Hast angenommen du hättest Macht? Nun weißt du, was du bist! Nimmst es mit ins Grab!
Ein elender Waschlappen ohne die geringste Selbstachtung. Hast mir alles versprochen, wenn ich dich nur laufen ließe, hast mir die Schuhe geküsst. Der Mann schauderte beim Gedanken an dieses erbärmliche Schauspiel
.
Er erhöhte unwillkürlich sein Tempo, als könne er auf diese Weise diese widerwärtige Reflektion abschütteln! Kaum etwas war abstoßender als ein Feigling!
Hat alles nichts geholfen, Hagen. Auch du kannst dir deine Macht jetzt buchstäblich in den Arsch stecken! Du Null! Wallhall wirst du nie betreten!
Der Polizei hatte er diesmal deutlichere Hinweise hinterlassen. Manche Menschen brauchten eine ausgeprägte Deutlichkeit und jener Stümper von der
Weitere Kostenlose Bücher