Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
klang seltsam abwesend.
Wagner schauderte. Noch ein Opfer im Namen des Rings? Rosalie gab ihm kurz die Adresse durch.
‚Scheiße! Das Wort des Tages‘, dachte er, als er den Wagen Richtung Innenstadt lenkte.
Nach der genauen Adresse brauchte er sich gar nicht umschauen. Zwei Streifenwagen, ein Leichenwagen und Dr. Kremers BMW parkten in zweiter Reihe direkt vor dem Haus in Q4. Wagner setzte mit seinem Golf die Kette fort. Hier war es um diese Tageszeit sinnlos, nach einem Parkplatz zu suchen. Uniformierte Kollegen wiesen Wagner den Weg in den Innenhof und zum Eingang auf der rechten Seite. Die Wohnung des Toten lag angeblich im dritten Stock dieses Wohn- und Geschäftshauses. Die Haustür stand offen und die kühle Luft des Treppenhauses strömte Wagner einladend entgegen. Obwohl es noch nicht einmal Mittag war, schien der Asphalt der Straße schon zu glühen. Da war jedes kühle Lüftchen willkommen. Getrieben von der Sorge, etwas Wesentliches zu übersehen, nahm Hauptkommissar Wagner jeweils zwei Treppenstufen auf einmal. Die Wohnungstür stand ebenfalls offen. Auf einem unansehnlichen Klingelschild neben dem Türrahmen war der Name Oliver Weigand zu lesen. „Wer ist der Kerl? Mir kommt der Name irgendwie bekannt vor.“ Der uniformierte Beamte neben der Tür nickte. „Wundert mich nicht. Weigand ist doch dieser schmierige Reporter gewesen, der unzähligen Promis ziemlich eingeheizt hat. An seinen Storys sind weiß Gott wie viele Ehen und Freundschaften zerbrochen. Der war doch ständig vor Gericht wegen seiner unsauberen Arbeitsmethoden.“
„Stimmt. Hat aber unbeirrt weiter gemacht. Ich nehme mal an, dass der Job ziemlich lukrativ war. Hat er nicht auch Morddrohungen bekommen?“ Wieder nickte der Beamte. „Irgendwer hatte auch schon einen Schlägertrupp auf ihn losgehetzt. Hat den Bastard aber auch nicht gestoppt. Jetzt hat er gekriegt, was er verdient.“ Theobald Wagner sah den jungen Polizisten strafend an. Der zuckte nur mit den Schultern. „Ist doch wahr. Nach allem, was ich so gehört habe, war der Kerl eine miese Ratte und ein Lügner noch dazu. Wenn er nichts Lohnenswertes im Privatleben der Leute fand, hat er sich was ausgedacht, um sie in den Schmutz zu ziehen. Und damit hat der Typ auch noch richtig Geld gemacht.“
Wagner ließ den Beamten, der sich richtig in Rage geredet hatte, an der Tür zurück.
Den Rest der Kollegen fand er vor dem Badezimmer. „Hallo, Doc. Sie sind auch schon da?“
„Tja. Er landet ja ohnehin am Ende bei uns. Inzwischen bin ich mit diesen speziellen, bizarr arrangierten Leichen so vertraut, dass ich es für sinnvoll halte, direkt vor Ort zu erscheinen, wenn es die Zeit erlaubt. Außerdem erspart es einem anderen Kollegen Zeit. Es steht auch hier außer Frage, dass Weigand von unserem Unbekannten ermordet worden ist.“
Wagner reckte den Hals, um durch die Türfüllung in das Badezimmer sehen zu können.
„Gehen Sie ruhig rein. Sie werden mir recht geben.“ Dr. Kremer kramte in seinem Koffer nach irgendetwas. Hauptkommissar Wagner drückte sich an der Spurensicherung vorbei. Sein Blick fiel auf die Badewanne.
Darin lag jener Klatschreporter Weigand völlig entblößt und völlig entspannt. Würg!
Obwohl ihn die widerwärtige Szene zutiefst abstieß, trat er näher und versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Auf dem Badewannenrand stand an die Wandfliesen gelehnt eine Postkarte der Stadt Hagen. Das verriet der gelbe Schriftzug, der sich diagonal über die Karte zog. Theobald Wagner drehte sich zur Spurensicherung um. Die Kollegen schüttelten den Kopf. Nein. Es stand nichts auf der Rückseite der Karte.
Die Information auf der Vorderseite genügte ohnehin vollkommen. Hier lag Siegfrieds Mörder Hagen im eigenen Saft mit Badewasser angereichert. Elle hatte recht behalten. Plötzlich kamen ihm Zweifel. Wusste sie mehr als Hauptkommissar Wagner lieb sein konnte? War sie in den Plan des Mörders eingeweiht? War sie gar seine Komplizin und wollte mit ihrer gewinnenden Art nur an interne Informationen herankommen? Das wäre sein Ende - in jeder Hinsicht.
Mit beiden Händen fuhr er sich durch die dichten, dunklen Locken.
‚Nein, das ist Quatsch, Wagner. Denk doch mal klar!‘ Sein Blick viel auf etwas Merkwürdiges auf der Wasseroberfläche. Auf der trüben Brühe schwammen drei entkleidete, blonde Barbie-Puppen. Sie dümpelten in unnatürlich verrenkter Haltung im Wasser um die Leiche herum. Es sah fast so aus, als wollten sie kraulen.
Wie war das
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