Der Ring des Todes - ein Wagner Krimi
katholisches Kinderheim mit eigener Website.
Mit einem Doppelklick auf den Link zur Bonifatius-Website nahm der PC das Grummeln und Gurgeln wieder auf. Schneller als gedacht spuckte der Bildschirm ein Ergebnis aus.
Auf der Startseite waren ein recht großer Gebäudekomplex im Hintergrund und eine Horde Kinder im Vordergrund abgebildet. Die Gruppe Kinder war von mehreren Nonnen und Erzieherinnen flankiert. Das Gebäude sah recht modern aus.
Wagner fragte sich, ob dies das Bonifatius-Haus sein konnte, das er suchte. War dies das Kinderheim, in dem Albert Müller einen Großteil seiner Jugend verbracht hatte? Er klickte auf „wir über uns“ und dann „Geschichte“. Wagner überflog den langen Text. Das Kinderheim St. Bonifatius hatte eine verdammt lange Geschichte. Theobald Wagner gähnte.
Plötzlich jedoch war er wieder hellwach. Seine Augen blieben an einer Stelle des Textes hängen und sein Herz begann zu rasen.
War das ein Zufall? Laut las er die Worte, die ihn ziemlich nervös machten:
„Nach dem verheerenden Brandunglück im Sommer 1985 war das ursprüngliche traditionsreiche Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Erst im Jahr 1987 konnte der neu aufgebaute Komplex wieder bezogen werden.“ Wagner rechnete kurz nach.
Laut seiner Informationen müsste Albert Müller in diesem Jahr volljährig geworden sein.
Hatte er in diesem Jahr das Heim verlassen? Hatte er es aus irgendwelchen Gründen niedergebrannt? Brandstiftung! Wagner forschte fieberhaft nach Presseberichten und Polizeiberichten. Der PC gab Geräusche von sich, als wolle er sich in den nächsten Sekunden selbst zerstören. Nach endlos erscheinenden Minuten spuckte er tatsächlich einiges zum Brand des Heims aus. Hauptkommissar Wagner las die Berichte aufmerksam durch.
Der Brand war nachts ausgebrochen. Nicht alle Heimbewohner und Erzieherinnen konnten gerettet werden. Vier Kinder und eine Erzieherin starben in den Flammen. Der Brandherd lag im Erdgeschoss. Im Verwaltungsbüro. Warum ausgerechnet dort? Spuren von brennbarer Flüssigkeit ließen die Behörden auf Brandstiftung schließen. Der oder die Täter konnten nie gefasst werden. Wagner lehnte sich in seinem Stuhl zurück. War er es gewesen, der im Büro Feuer gelegt hatte? Hatte der Bastard den Tod von mehreren Menschen in Kauf genommen, um vielleicht seine Vergangenheit auszulöschen? Mit dem Brand waren schließlich sämtliche Unterlagen des Heims vernichtet worden! Spekulation! Das führte zu nichts!
Trotzdem blieb das ungute Gefühl, Albert Müller könnte für diesen Brand verantwortlich gewesen sein. Wagner sah auf seine Uhr. Es war bereits halb eins.
Jetzt musste er sich beeilen. Um ein Uhr war er mit Elle verabredet. Sie wollte kochen.
Davor musste er unbedingt noch einmal zu Hause vorbeifahren. Theobald Wagner hatte Elle davon überzeugt, diesmal den Wein zum Essen beisteuern zu dürfen, indem er sie mit einem wunderbaren Weißwein und dessem ungewöhnlichen Namen lockte. Ein Pfälzer Riesling namens „Lupus White“. In Gedanken musste Wagner lächeln. Auch Elle war am besten über ihre Neugierde zu ködern. Typisch Frau! Genau dieser Wein lag nun seit dem Morgen im Kühlschrank und wollte nun abgeholt werden, um bei Elle zum Essen gekostet zu werden. Obendrein schwirrten unablässig allerlei Fragen in seinem Kopf. Wo blieb der Rückruf seines Chefs? Was war mit dem Durchsuchungsbefehl für Albert Müllers Haus? Hatte dieser Kerl schon als Jugendlicher Menschen getötet? Und wenn ja, wie war es abgelaufen? Hatte Albert Müller beim Legen des Brandes vorsätzlich getötet oder nicht? Egal! Hatte Albert Müller das Kinderheim in dieser Nacht tatsächlich aus irgendwelchen Gründen angezündet, so war ihm das Leben anderer Menschen völlig gleichgültig gewesen!
Wagner stellte fest, dass die Frage, ob er auch den richtigen Mann im Visier hatte, gar nicht mehr zur Debatte stand. Vielmehr nahm eine neue Frage langsam aber stetig immer mehr Raum ein. Nämlich: Wie legen wir diesem Psychopathen das Handwerk?
Als Hauptkommissar Wagner von Elle ins Esszimmer geführt wurde, empfand er erneut dieses ungeheuer intensive Gefühl von Wohlbefinden, das ihn schon bei seinen letzten Besuchen ein wenig überrascht hatte. Obgleich sie sich erst seit kurzer Zeit kannten, war eine freundschaftliche Umarmung zur Begrüßung mittlerweile selbstverständlich geworden. In der Wohnung duftete es köstlich. Elle hatte ein italienisches Menü gezaubert. Pasta mit selbst zubereitetem
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