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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Schwarzer Magie zu tun hatte. Würde sie ihn töten müssen? Könnte sie das überhaupt?
    »Wir werden Euch sagen, weshalb wir hier sind. Wir verehren eine Gottheit, weit älter als irgendein Gott dieser Zeit. Wir verehren Ikribu, und wir gehören zu. einem großen Kult, der ihm geweiht ist – wir, deren Pflicht es ist, seine Verehrung vor Blasphemie zu schützen. Asroth hat ein Sakrileg gegen unseren Gott begangen!«
    Immer noch der Donner, tief, grollend und näher. Erschauderten wahrhaftig die Mauern dieses Turmes? Sonja beobachtete den Stygier beunruhigt. Sie fragte sich, ob er vorhatte, sie mit seiner Geschichte einzulullen und sie dann plötzlich niederzuschlagen.
    »Asroth lebt nicht«, fuhr Sopis fort. Seine gelben Augen hatten nicht zu funkeln aufgehört. Sie warfen jetzt einen gespenstischen Schein auf seine Stirn und die hohen Wangen. »Er ist auch nicht tot. Vor tausend Jahren und mehr wandelte er über diese Erde. Obgleich als Sterblicher geboren, wurde er zum mächtigen Zauberer, und es sah seinerzeit aus, als wolle er das gefürchtete Reich der Schlange wiederauferstehen lassen. Doch er wurde durch die Zauberkräfte seiner Feinde niedergestreckt. Jahrhunderte lag er tot und mit ihm seine Zauberkräfte. Und hätte nicht einer unseres Ordens einen Fehler begangen, so wäre er jetzt hoch tot.«
    Sonja lauschte und beobachtete Sopis angespannt. Sie war überzeugt, dass er ihr dies nie erzählen würde, wenn er nicht beabsichtigte, sie zu töten. Gleichzeitig jedoch schien ihr, nach seinem seltsam geistesabwesenden Benehmen zu schließen, dass er die Worte auch für sich selbst sprach, als wolle er sich damit an eine drückende Pflicht erinnern.
    »Vor kurzem versuchte ein Zauberer unseres Ordens ein Ritual Schwarzer Magie, das über seine Kräfte ging. Dafür wurde er zum absoluten Nichts zerschmettert. Wir versuchten der Kräfte, die er durch seine unüberlegte Handlung herbeibeschworen hatte, Herr zu werden, doch es gelang uns nicht völlig. Und durch die unsagbaren Strömungen und Strudel, die alle Zauberei beherrschen, erwachte Asroth und kroch in diese Welt zurück. Nun ist es unsere Pflicht, ihn wieder zu vernichten.«
    Sonja schwitzte. Sie wollte sich nicht eingestehen, dass der Stygier Furcht in ihr weckte. Aber die Wirkung des unheimlichen Gemachs mit seinen verrückten Winkeln und seiner Enge, dazu der unnatürliche Donner, erregten Unsicherheit in ihr und die Ahnung einer bevorstehenden Flut von Schrecken.
    »Wie beabsichtigt Ihr Asroth unschädlich zu machen?« fragte sie.
    Sopis hob seine Rechte. Der Ärmel fiel bis zum Ellbogen zurück und offenbarte einen Ring am Mittelfinger. Er war ein ungewöhnliches Kleinod: groß, aus einer Metall-Legierung, die zwar goldfarbig, aber viel leuchtender als Gold war, und mit glitzernden winzigen Edelsteinen, die das Licht wie sich windende Würmer spiegelten, so dass Sonja bei seinem Anblick fast schwindelig wurde. Ohne Zweifel wusste sie sofort, dass es ein Zauberring, ein Ring voll Macht war.
    »Der Ring Ikribus«, erklärte Sopis. »Er wurde in dieser Stadt vor langer, langer Zeit versteckt – denn Suthad ist weit älter, als seine hyborischen Herrscher vermeinen. Stygisch ist ihr Name, und sie wurde vor dem Untergang Acherons gegründet. Hier fand der Glaube an Ikribu seinen Ursprung.
    Wir, seine Anhänger in dieser Zeit, haben keine Tempel, keine Städte, keinen bestimmten Ort für seine Anbetung. Wir reisen überall herum und beten ihn in zerfallenen Gemäuern an, auf Schlachtfeldern, in Höhlen und in Grabstätten. Die Artefakte unseres Kultes sind an zahllosen Orten verborgen, die nur Eingeweihte kennen. Asroth erfuhr, dass der Ring sich in dieser Stadt befand. Deshalb nahm er Suthad ein. Und darum reisten wir hierher – um dafür zu sorgen, dass der Ring nicht in seine Hand fällt.«
    Sonja schaute sich besorgt um, blickte zur Tür und in jede unbeschreibliche Ecke. Fenster gab es hier keines. Der zunehmende Sturm heulte nun laut durch die Steinwände.
    »Wo ist Asroth jetzt?« fragte sie. »Noch in Suthad?«
    Sopis warf einen schnellen Blick auf das Pergament. »Nein, er ist vermutlich wieder in seiner Festung. Er konnte den Ring hier nicht finden. In seiner Wut hat er weiteren Zauber vorbereitet, um Lord Olins Armee ein böses Willkommen zu bieten. Seine Hexerei kann jedoch uns nicht schaden, denn wir haben jetzt den Ring. Wir werden am Leben bleiben und Asroth vernichten …«
    Ein ungeheurer Donner knallte unmittelbar außerhalb des Turmes.

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