Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
Sein eingedrückter Harnisch sah aus, als wäre der Mann von einer Riesenschlange zermalmt worden.
    Sonja wandte sich von ihm ab und schaute aus dem Fenster. Brüllen und Schreien klang vom Hauptplatz zu ihr empor. Soldaten und Söldner standen dichtgedrängt und hieben auf sich windende, nasse Alptraumwesen ein. Überall gähnten Löcher zwischen den Pflastersteinen der Straßen und Gassen. Ostwärts war ein großes Haus eingestürzt. Viele Leichen waren unter den Trümmern begraben, und in den Mauerresten kämpften Krieger gegen gewaltige, schwarze, warzige Tentakel, die sich um einzelne Soldaten schlangen und sie in die Luft rissen. Westwärts fochten Männer gegen eine gewaltige Masse zuckender, triefender Gliedmaßen, abscheuliche Tentakel mit riesigen Saugnäpfen und hornigen Erhebungen, die sich wie blinde Schlangen aus der Erde wanden.
    Doch diese Dämonenbrut konnte geschlagen werden, auch ohne Zauberei. Während Sonja wie gebannt aus dem Fenster starrte, sah sie mit Schwertern abgetrennte Tentakel sich auf dem Boden winden. Aber haufenweise lagen überall Tote herum, und im wogenden Leibermeer verloren immer weitere Soldaten das Leben. Jeden Augenblick hoben Tentakel Männer hoch über die Köpfe ihrer Kameraden und schleuderten die Schreienden weit von sich, so dass sie auf der Straße zerschmetterten oder in einem klaffenden Loch verschwanden.
    Sonja sah rot vor Wut. Sie wirbelte herum und raste mit dem Schwert in der Hand aus dem Thronsaal. Tias hinter ihr kauerte weiter furchterfüllt auf dem Boden und wimmerte nach Allas.
    Der Portikus war mit Männern überfüllt. Zwei gigantische Tentakel richteten sich hoch vor ihnen auf, und stinkender, gelblicher Lebenssaft rann aus ihnen, wenn sie von Klingen getroffen wurden. Sonja bahnte sich einen Weg durch das Gemenge und hieb wild brüllend immer wieder auf ein Tentakel ein. Der gelbe Saft bespritzte ihr Haar und Gesicht und würgte sie schier mit seinem Gestank. Aber endlich stürzte das schleimige Ding, abgetrennt von vielen Klingen, die Freitreppe hinunter.
    Die Krieger jubelten und stürzten sich alle auf den zweiten Tentakel. Sonja eilte die Stufen hinunter auf den Platz. Sie sah Lord Olin mit einer Gruppe seiner Männer gegen einen Greifarm kämpfen, der aus einem Loch im Pflaster herauslangte. Sonja stieß einen Kampfschrei aus und stürzte sich ins Gewühl.
    Die Erde zitterte leicht, und plötzlich schlang sich etwas malmend um ihre Hüften und riss sie hoch. Sonja keuchte, als schleimiges, gummiartiges Fleisch heftig gegen ihre schuppenpanzergeschützte Brust rieb. Schwindelerfüllt spürte sie, wie sie hin und her gepeitscht wurde, sah, wie Schwerter die Luft nahe ihrem Kopf durchschnitten und rote Gesichter verkehrt herum an ihr vorbeiglitten. Sie hörte Lord Olin verzweifelt ihren Namen brüllen. Dann wurde sie wieder hoch- und herumgewirbelt und konnte flüchtig auf den Platz hinunterschauen, wo Hunderte von Männern gegen die grauen Tentakel zwischen ihnen und um sie kämpften.
    Sonja bekam kaum noch Luft. Verzweifelt hieb sie auf das Ding ein, das sie in seinem malmenden Griff hielt. Sie spürte, wie die Klinge in zähe Muskeln drang und roch den Gestank des dickflüssigen Lebenssafts. Aber das Ding schlang sich nur noch enger um sie – und nun wickelte sich auch noch eine dritte Tentakelspitze um ihren Bauch und drückte gegen den Schwertgürtel und den kleinen Beutel, der daran hing …
    Plötzlich schwang die Tentakelspitze zurück und das ganze schleimige Fleisch um sie lockerte sich. Sie sank tiefer und lag so, dass sie nur den Himmel sehen konnte. Hinter sich hörte sie Stimmengewirr und das Rasseln von Rüstungen. Und dann hieben Klingen auf den Tentakel ein, ganz nah neben ihr. Und eine wahre Flut von dem ekligen gelben Saft überschwemmte sie, so dass sie glaubte, darin ertrinken zu müssen.
    Olins Stimme drang in ihr Ohr: »Sonja!«
    Jemand packte sie unter den Achseln und begann sie aus den Windungen des Dinges zu ziehen, das sie immer noch hielt. Sie spürte, wie der Tentakel erschlaffte, aber sie konnte durch die stinkende gelbe Schicht um sich kaum atmen. Sie wollte ihren Schwertarm heben, vermochte es jedoch nicht. Und überall um sie herum hörte sie das Hacken von Klingen auf gummiartigem Fleisch. Sie spürte, wie sie rückwärts fiel, ohne dass sie etwas dagegen hätte tun können – und dann wurde alles schwarz vor ihren Augen.

 
     
6.
DER RING IKRIBUS
     
    Als ihre Besinnung kurz darauf wiederkehrte, stand Sonja

Weitere Kostenlose Bücher