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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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schwankend auf den Beinen, keuchte heftig nach Luft und stützte sich auf jemanden. Das Blut brandete wie Meereswogen in ihrem Gehirn. Die Taubheit in ihren Gliedmaßen schwand und wurde von brennenden Schmerzen abgelöst. Ihre Brust und Hüften fühlten sich an, als wären sie völlig ausgerenkt.
    »Sie lebt«, sagte jemand.
    Sonja wurde sich des Gemenges ringsum bewusst. Das Pulsieren in ihren Ohren ließ nach, und nun hörte sie Brüllen und Schreien und das Schmettern von Schwertern ein bisschen weiter entfernt. Sie schaute hoch und sah Olins grimmäugiges Gesicht auf sie hinunterlächeln und spürte seinen stützenden Arm um sich. Und plötzlich, aus einem inneren Reflex heraus, sprang sie von ihm fort und hob das Schwert, das sie immer noch in der Hand hielt. Olin rührte sich nicht, beobachtete sie jedoch besorgt. Sie hustete, strich sich über die Stirn und schaute sich scharf um.
    »Es ist tot«, versicherte ihr Olin.
    Da sah sie es: ein langes glattes Muskelfleisch von fleckigem Grau, doppelt so dick wie ein Männerkörper, aus dessen abgetrenntem Ende gelber Saft sickerte. Und ringsum, auf dem ganzen Platz vor dem Palast, lagen Dutzende weiterer abgetrennter Teile auf und zwischen den Leichen von Soldaten. Olins Armee füllte die Straßen: ein Meer von roten, schwitzenden Gesichtern und mit gelbem Saft besudelten Schwertern. »Sind das alle?« fragte Sonja.
    Olin nickte und deutete westwärts. Die letzte dieser Abscheulichkeit wich vor dem heftigen Angriff eines Trupps Schwertkämpfer zurück. Sonja sah Männer auf ein halbes Dutzend näherer Tentakel einschlagen und sie abtrennen, während andere der grässlichen Fangarme sich windend und Lebenssaft tropfend in die Spalten zurückzogen, die sie in den Boden gebrochen hatten. Bald waren sie alle verschwunden.
    Was zurückblieb auf dem großen Hauptplatz war ein Bild, das Wahnsinn erregen konnte. Der schreckliche Kampf gegen die durch Zauberkraft gerufenen Alptraumwesen hatte einen furchtbaren Zoll gefordert. Es gab kaum eine freie Stelle, wo keine Leichen lagen. Die Verwundeten zogen sich ächzend und stöhnend in alle Richtungen zurück, und die anderen Überlebenden folgten ihnen benommen. Aber nicht nur Leichen lagen zuhauf, auch gewaltige, abgetrennte Tentakel der schleimigen Ungeheuer. Dazu gähnten überall Löcher und Risse, durch die man in die tiefste Schwärze des Erdinnern sehen konnte. Und immer noch war tiefes Grollen aus dem Boden zu hören, der auch hin und wieder erzitterte, während die Dämonenbrut sich in ihre Abgründe verkroch.
    Sonja, deren Kopf nun wieder klar war, blickte ekelerfüllt über dieses Schlachtfeld, dann wandte sie sich Olin und den abgespannten Männern um ihn zu.
    »Ihr hattet recht, Olin – es war eine Falle. Asroth ist nicht hier, doch ehe er die Stadt verließ, beschwor er diese – Kreaturen herbei, weil er wusste, dass Ihr kommen würdet.«
    Olin hob fragend eine Braue. »Habt Ihr das von dem Stygier erfahren? Er schien mir des Zaubers mächtig zu sein. Wo ist er?«
    »Tot«, antwortete Sonja. »Ich folgte ihm in den Westflügel des Palasts. Wir fanden das Gemach, wo Asroth seine Zauber ausübt.«
    »Tot?«
    »Ein Teil der Decke fiel auf ihn, und dann griffen ihn diese – Ungeheuer an.« Sie deutete mit dem Schwert auf die schleimigen Tentakel. Sie wollte Olin von dem Ring erzählen, entschied sich dann aber dagegen. Nicht hier, mit all den Männern um ihn. Aber sie tastete schnell in dem Beutel danach, aus Furcht, er könnte ihr herausgefallen sein, während der Tentakel sie so herumgeschleudert hatte.
    Sie besaß ihn noch.
    Eine Stimme rief ihr über den Platz zu. Es war Som, mit dem gelbgrünen Saft fast getränkt, aber grinsend und mit einem Schwert in jeder Hand. »Ich hoffe, unser Zauberer bietet uns einen besseren Kampf«, knurrte er, als er herangekommen war. »Ein guter Hieb trennt diese Dinger ab.«
    Sein Versuch zur Aufmunterung ging an den Männern um Olin verloren. Sie waren alle erschöpft und lustlos.
    »Ich glaube, Som«, sagte jedoch Olin, »Ihr werdet noch genug Kampf nach Eurem Geschmack finden.« Er drehte sich um und wandte sich der Freitreppe zu, als Sonja plötzlich fragte:
    »Wo ist Pelides?«
    »Ich habe ihn dort drüben gesehen.« Som deutete. »An der anderen Seite des Hauses.«
    »Hat er gekämpft?« erkundigte sich Olin.
    Som schüttelte den Kopf. »Er hatte sein Schwert in der Hand, Lord Olin, aber er kämpfte nicht gegen die Ungeheuer.«
    »Floh er?« fragte Olin jetzt scharf.
    Som

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