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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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müsst Ihr schon mich töten, um ihn zu bekommen!« Stahl schimmerte in dem schwachen Lampenlicht. Sie sprang vorwärts und ließ das Schwert hinabsausen.
    Pelides duckte sich und entging dem Hieb durch unbeholfenes Parieren. Olin schrie auf, aber Sonja, zuhöchst aufgebracht, war der Geduldsfaden endgültig gerissen. Ohne ihn seiner Benommenheit wegen zu schonen, stieß sie mehrmals auf Pelides ein. Er heulte rachsüchtig, stolperte auf sein Lager und bemühte sich, auf die andere Seite zu kommen. Doch Sonja ließ es nicht zu und zwang ihn, jeden Hieb zu parieren, ohne ihm die Möglichkeit zum Gegenangriff zu geben.
    »Genug!« brüllte Olin und zog die eigene Klinge.
    Das nutzte Pelides zum Stoß. Sonja fing sein Schwert auf, und beide Klingen scharrten aneinander, bis die Spitzen den Boden berührten. Da schlug Olin sein Schwert dazwischen, dass sich beide Klingenspitzen in den Boden bohrten.
    »Versucht es nicht wieder!« sagte Olin drohend. »Pelides, steckt Eure Klinge ein! Sonja, geh hinaus und kühl dein Blut!«
    Einen Herzschlag lang missachteten beide Olins Befehl, wollten ihn zur Seite schieben und den Zweikampf zu Ende führen, bis einer den Tod fand. Dann wurde ihnen jedoch klar, wie unsinnig ihr Kampf und wie berechtigt Olins Grimm war. Sie zogen ihre Klingen zurück, doch insgeheim schwor ein jeder, dem anderen zu einer günstigeren Gelegenheit zu zeigen, wer der Bessere war.
    Wortlos verließ Sonja das Zelt. Erst in der kalten Nachtluft schob sie die Klinge in ihre Hülle zurück. Neugierige hatten sich, durch den Lärm angezogen, vor dem Zelt versammelt. Sonja bahnte sich einen Weg durch sie, ohne ihre Fragen zu beantworten, und schritt zu ihrem niedergebrannten Feuer.
    Allas folgte ihr dorthin. »Was ist passiert, Sonja?« erkundigte er sich besorgt.
    »Er wollte den Ring …« Sie unterbrach sich.
    »Den Ring?« hauchte Allas. »Dann habt Ihr ihn?«
    Sonja wirbelte herum und blickte ihn grimmig an. »Verrate es niemandem, Allas, hörst du?«
    Er erschrak über die Heftigkeit ihres Tones. »Ich … ich höre.«
    »Niemand darf es wissen! Es muss zwischen Olin und mir – und nun auch Pelides bleiben.«
    »Ich verstehe, Sonja.«
    »Dann leg dich wieder schlafen. Der Morgen kommt viel zu schnell.«
    Er blieb noch einen Augenblick stehen, erstaunt über ihren unbeherrschten Grimm, doch dann zog er sich stumm zurück. Er begegnete Lord Olin, der aus seinem Zelt trat, schwieg jedoch.
    »Seht zu, dass ihr Männer weiterschlaft!« befahl Olin finster. »Verschwindet!«
    Sonja gönnte Olin keinen Blick, als er sich neben sie setzte. Keiner von beiden sagte etwas. Ein Soldat näherte sich.
    »Was gibt es denn jetzt schon wieder?« schnaubte Olin.
    »Mein Lord, es … es tut mir leid, Euch zu stören, aber ich fürchte, noch etwa ein Dutzend Männer sind im Schlaf gestorben.«
    Olin antwortete nicht. Müde senkte er tief den Kopf und strich sich mit den Fingern durchs Haar. Er seufzte tief über seine Machtlosigkeit. Wütend stand Sonja auf und trat mit den Füßen nach der Glut, dass Funken sprühten und fast verkohltes Holz durch die Luft flog. Dann starrte sie herausfordernd in die Nacht, die Füße weit gespreizt, die Fäuste gegen die Hüften gestemmt. Sie wollte fluchen, aber sie spürte die Nutzlosigkeit.
    Der Soldat wich stumm zurück und begab sich wieder zu seinem Feuer und seinen Kameraden.
    In der Ferne erwachten die Vögel mit leisem Zwitschern im ersten Morgengrau.
    Als der Tag grimmig und bleich im anhaltenden Bodennebel des Waldes erwachte, stellte man fest, dass siebenundsiebzig Mann sich nicht mehr dem Tagesmarsch durch das westliche Sumpfgebiet anschließen konnten. Jeder davon lag steif in seinen Decken, das Gesicht zu einer Maske der Furcht erstarrt, die Gliedmaßen unter unerträglichen Schmerzen verdreht. Einer von ihnen war Sarinth.
    Obgleich einige Männer untereinander davon murmelten, nicht mehr weiter mitzumachen und umzukehren, wandte sich doch keiner laut an Lord Olin. Alle saßen auf, und die siebenundsiebzig reiterlosen Pferde wurden als Ersatz mitgenommen. Olin ritt an der Spitze seiner zunehmend schrumpfenden Armee, Sonja an seiner Rechten. Pelides aber nahm nicht seinen üblichen Platz zu seiner Linken ein, sondern ritt hinter ihm, vor Allas, Tias und Som. Immer wieder wandte er die schwarze Maske auf Sonja, die sich dessen nicht bewusst zu sein schien. Som aber spürte, dass etwas nicht stimmte, und da er Pelides nicht mehr traute als einer Giftschlange, behielt er ihn im

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