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Der Ring von Ikribu

Titel: Der Ring von Ikribu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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sie durch Zauberbann in den sicheren Tod gelockt, weil sie Olin geholfen hatten? Oder hatten sie sich plötzlich entschlossen, Asroth anzugreifen, vielleicht weil sie sich eingebildet hatten, sie fänden ungeheure Schätze in seiner Festung?
    Diese Überlegungen überschlugen sich in Lord Olins Kopf beim Anblick der zahllosen Leichen.
    Nach jedem Verlust, nach jeder unangenehmen Neuentdeckung schätzten die Männer ihre Lage neu ab. Viele dachten an Meuterei, doch noch sprach keiner offen davon. Es war auch zu spät dazu, denn jene, die das endlose Sumpfland mit den Sumpfwäldern vor sich sahen – die wer weiß welche neuen Grauen verbargen –, wussten zu gut, dass es hinter ihnen nicht besser aussah. Zu tief schon waren sie in dieses Land vorgestoßen, und seit sie sich hineingewagt hatten, schien es, als hätte sich ein Vorhang herabgesenkt, der sie von der Welt hinter ihnen abschloss. Es gab keine Umkehr, keine Meuterei, denn versuchten sie, einen Weg zurückzufinden, würde es ihnen zweifellos nicht besser ergehen als den Söldnern, deren Leichen nun überall lagen. Nach vielen, die sich lange tapfer gehalten hatten, griff die Furcht. Nur das Schwert in ihrer Hand und der Rücken des Pferdes unter ihnen verliehen ihnen das Gefühl von wenigstens einer Spur Sicherheit.
    Allas wurde immer unruhiger. Wie immer ritt er fast an der Spitze, neben Som und Tias und unmittelbar hinter Pelides. Immer häufiger warf er einen heimlichen Blick auf Som, als könnte die Haltung des Riesen seine Zweifel vertreiben und ihm neuen Mut geben. Som schien sich nicht im geringsten von den allgegenwärtigen Gefahren unterkriegen zu lassen. Stolz saß er im Sattel, eine Hand um den Zügel und die andere um den Schwertknauf, so lenkte er sein Pferd wachsam durch das trügerische Land. Einmal, als eine große Schlange, von einem Ast hängend, ihn beobachtete, als wolle sie sich auf ihn schnellen, lachte Som nur und warnte sie, sich zurückzuhalten, wollte sie nicht seine Klinge zu spüren bekommen. Ein andermal trat sein Pferd in weichen Sumpf und hätte ihn in seinem Schrecken fast abgeworfen, da tätschelte Som es beruhigend und redete zu ihm von den vergangenen Tagen, wo sie gemeinsam viel schlimmere Gefahren überstanden hatten als die des Sumpflands.
    Hin und wieder, wenn sie – was viel zu wenig oft vorkam – eine Weile wirklich festen Boden unter sich hatten, fiel Som auf, dass Allas ihn beobachtete: ein junger Soldat, der aus der Erfahrung eines älteren lernen wollte. Dann beugte Som sich näher zu ihm und erzählte ihm verschwörerisch – als teilten sie ein Geheimnis, das eifersüchtige Götter stehlen würden, hörten sie es – einen rauen Witz, um ihn auf angenehmere Gedanken zu bringen, oder von Abenteuern, die tausendmal gefährlicher gewesen waren als das hier, und die er, wie Allas ja sah, gut überstanden hatte. All das gab Allas neue innere Kraft. Er war ein junger Mann – und jetzt, während er durch diese irdische Hölle ritt, erkannte er selbst, wie jung er war. Noch nie zuvor hatte er einen Feldzug mitgemacht, nie gegen Zauberei gekämpft, nie getötet. Er brauchte ein wenig von Sonjas Mut, das Gefühl, dass Olin und die Rote Sonja Herr der Lage waren. Als Allas dieses Gefühl gewann, wurde er zum echten jungen Soldaten, der allmählich die Erfahrung sammelte, die ihn einst selbst zum Veteranen machen würde.
    Som sagte zu ihm: »Die Männer hinter uns sterben, weil sie ihre Gedanken nicht im Zaum haben. Du musst die Dinge immer im richtigen Licht sehen. Was geschieht gewöhnlich, wenn einer sich drei Gegnern stellen muss? Die meisten würden vor Angst denken: ›Drei Schwerter – und ich habe nur eines!‹ Ich sehe es jedoch so: ›Es sind bloß drei Schwerter, mit ihnen werde ich leicht fertig!‹«
    Allas lächelte. Soms fröhliches Selbstvertrauen war ansteckend.
    »Das gleiche gilt für diesen Sumpf«, fuhr Som fort. »Diese armen Burschen, die hier starben, sahen den Sumpf und verloren sofort den Kopf. Es ist die gleiche Art von Narren, die in Friedenszeiten den Kopf verlieren und unbedingt in den Krieg ziehen wollen. Sie bilden sich ein, es würde ihnen gefallen. Also schließen sie sich einer Armee an und müssen kämpfen. Sie bekommen Angst und wollen nichts als fort. Sie sind immer die ersten, die in einer Schlacht fallen. Sie haben keine Selbstbeherrschung.
    Nun, was diesen Sumpf betrifft – sobald man ihn betritt, mag es geschehen, dass eiskalte Furcht nach einem greift. Dann muss man sich Zeit

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