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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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gut wir konnten, und abends durchsuchten wir sämtliche Datenbanken nach Informationen über Bärenpods.
    Und wieder fanden wir nichts.
    Wie ist das möglich?, fragte ich. Wie kann man einen kompletten Forschungsbereich über Fleischfresserpods unter den Teppich kehren?
    Darauf wusste der Pod natürlich auch keine Antwort. Schließlich nahmen wir das Suborbital zurück zur Farm, um Mother Redd bei der Sommerarbeit zu helfen, während wir auf Neuigkeiten über unser bevorstehendes Praktikum warteten. Am ersten Morgen nach unserer Rückkehr wachte Moira mit einer verstopften Nase und dunklen Ringen unter den Augen auf, und wir alle erinnerten uns an einen kratzigen Hals und stechenden Kopfschmerz.
    Mother Redd scheuchte uns andere vor die Tür, wo wir mit einem komischen Gefühl im Bauch herumlungerten. Natürlich waren wir nicht zum ersten Mal von Moira getrennt, Alleinsein gehörte schließlich zu unserem Training. Nicht umsonst hatten wir sämtliche Hausaufgaben und kleineren Arbeiten in unterschiedlichen Zusammensetzungen geübt, denn im All würden wir auch als Quartett, Trio oder sogar Duo funktionieren müssen. Aber das hatte sich eben immer auf kurze Übungen beschränkt, und natürlich waren wir dabei stets in Sichtweite zueinander geblieben. Jetzt war Moira wirklich nicht bei uns – ein extrem unangenehmes Gefühl, das uns viel zu sehr an Stroms Zeit im Gebirge erinnerte. Er war viel zu lange fort gewesen.
    Manuel hatte eine Idee. Er kletterte das Spalier an der Vorderseite des Hauses hinauf, wich den dornigen Rosen aus, die zwischen den Latten wucherten, fasste den Fenstersims und zog sich so weit nach oben, dass er gerade so ins Zimmer blicken konnte. Gleichzeitig griff sein Fuß eine Rose und bog sie vor und zurück, bis sie abbrach.
    Ich sehe Moira, übermittelte er in Zeichensprache.
    »Sieht sie dich auch?«, fragte ich laut, weil er da oben nicht auf meine Hände achten konnte und der starke Wind unsere Pheromone zerstreute, bis nur noch vage Gedankenfetzen übrig blieben.
    Falls Manuel und Moira Blickkontakt hatten, waren wir gerettet. Die Verbindung wäre wiederhergestellt.
    Im selben Moment flog das Fenster neben dem Spalier auf, und eine von Mother Redd steckte den Kopf ins Freie. Manuel stürzte nach hinten, fing sich aber rechtzeitig und landete elegant auf dem Gras. Mit der roten Rose zwischen den Zehen rollte er sich ab und kam zwischen uns zum Stehen.
    Ich berührte ihn am Handgelenk, um ihm einen Gedanken einzugeben, und sofort hielt er Mother Redd die Rose hin. Aber ich sah schon, dass sie nicht darauf hereinfallen würde.
    »Ihr vier «, sagte sie, »geht heute woanders spielen. Moira ist krank, und keiner hat was davon, wenn ihr euch auch noch ansteckt. In einem Monat erfahrt ihr, welches Praktikum man euch zugewiesen hat. Also los, macht euch vom Acker!« Mit diesen Worten knallte sie das Fenster zu.
    Wir dachten ein paar Sekunden nach, steckten die Rose in meine Blusentasche und liefen los, über den Hof zum Tor.
    Moira war zwar nicht mit von der Partie, aber immerhin hatten wir die offizielle Erlaubnis, uns vom Acker zu machen, was so viel hieß wie: zum Wald, zum See und, falls wir den Mut aufbrachten, in die Höhlen zu gehen. Moira hätte uns sicher vor allen möglichen Gefahren gewarnt, aber Moira war nun mal nicht dabei.
    Mother Redds Farm war eine Kombination aus Naturschutzgebiet und Wirtschaftsunternehmen, Letzteres in Form einer Sojafalfa-Produktion auf vierzig Hektar Ackerfläche, die sie mit Hilfe dreier Ochsalopentrios bewirtschaftete. Einzeln waren die Ochsalopen dumm wie Brot, aber im Team konnten sie praktisch selbstständig pflügen, sähen und ernten. Bis Strom die Bären kennengelernt hatte, waren sie die größten Tiere mit Podbindung gewesen, die wir kannten. Aus Fleischfressern oder Allesfressern wurden prinzipiell keine Pods gezüchtet. So was tat man einfach nicht.
    Nein, wir hatten die Bären nicht gefunden, und wegen Stroms angeknackster Rippen war uns die Suche auch nicht gerade leichtgefallen. Mittlerweile bezweifelte das Militär sogar, dass die Bären irgendetwas mit der Rettung von Strom und den Überlebenden von Hagar Julian zu tun gehabt hatten. Offensichtlich glaubte es nicht an die Geschichte vom Bärenpod, eher schon an eine Art halbzahmer Bären.
    Strom hatten sie natürlich in aller Ausführlichkeit verhört. »Könnte es sein«, hatten sie beispielsweise gefragt, »dass du die Duftdrüsen beim männlichen Bär mit der Färbung des Silberrückens

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