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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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durchgedrungen war, bis die erlösende Antwort kam. Okay.
    »Maul halten, alle!«, rief der eine McCorkle, während der andere erneut in die Richtung brüllte, in der er Quant vermutete. »Komm raus! Wir haben achtzig Prozent von dir! Und du bist doch allein gar nicht lebensfähig!« Er lachte.
    Die zweite Version starrte uns derweil wütend an. »Dreimal haben wir versucht, euch zu töten, und dreimal seid ihr uns entkommen.«
    »Ich denke, diesmal sparen wir uns die Höflichkeiten«, fuhr der andere fort, »und machen gleich Nägel mit Köpfen. « Er hob die Pistole und nickte seinem Partner zu.
    Nachdem sie sich kurz über ihr Vorgehen verständigt hatten, fing der eine an, meine Hände zu fesseln.
    Quant!
    Irgendetwas zischte zwischen den Blättern hervor – ein Stein, der direkt auf das Handgelenk des einen McCorkle donnerte und ihm die Pistole aus der Hand schlug. Sofort ließ der andere von mir ab, warf den Kabelbinder auf die Erde und griff nach seiner Waffe.
    Sofort nutzte ich die Chance dazu, mich vom Boden abzustoßen, und landete auf den Füßen. Mein Gegner war so überrascht, dass er ins Wanken geriet, mit rudernden Armen nach hinten taumelte und einen Fuß auf die Ausläufer des Ameisenbaus setzte. Schreiend brach er ein und verschwand kopfüber in der lockeren Erde.
    Der andere hechtete nach seiner Waffe, kam aber nicht weit: Strom fing ihn ab und drückte ihn in den Schlamm, während Moira die Pistole außer Reichweite kickte.
    Gleichzeitig kämpfte sein Partner gegen die Heerscharen von Ameisen, die über den Eindringling herfielen. Da er offensichtlich keine Chance hatte, packte ich ihn schließlich am Fußgelenk, zog ihn ein paar Meter nach hinten und klopfte ihm Gesicht und Hals ab. Seine hochroten Wangen waren bereits heftig angeschwollen. Mit diesen Insekten war nicht zu spaßen.
    McCorkle wehrte sich nur halbherzig, als wir ihn mit seinen eigenen Kabelbindern fesselten.
    Wir sollten ihn auf den Ameisenhügel setzen, sandte ich, ohne weiter darüber nachzudenken. Mühelos erspürte ich die Gedankenfolgen des Pods und kannte dabei die einzelnen Persönlichkeiten so deutlich heraus, als wäre es nie anders gewesen.
    Strom lachte. Das wäre noch zu nett.
    Moira nahm meine Hand. Willkommen zurück.
    Endlich.
    Wir zerrten McCorkle in die Schlucht, nahmen ihm seine Waffen und sonstige Ausrüstung ab und fesselten ihn sorgfältig – erst einzeln an den Handgelenken, dann das Duo aneinander. Die Beine ließen wir frei, damit McCorkle eine Chance hatte, dem Dschungel zu entkommen. Aber das würde dauern.
    Schließlich marschierten wir weiter Richtung Süden.
    Kann nicht mehr weit bis zu der Straße sein, die zum Highway führt.
    Eigentlich nur noch ein Spaziergang.
    Wir müssen nur aufpassen, dass die Schnüffler uns nicht riechen.
    Ich war wieder ein Teil des Konsenses, gehörte wieder zum Pad – ein fast erdrückendes Gefühl. Und zugleich die Rückkehr in die einzige Heimat, die ich besaß.
    Ja, ich hätte die anderen aussperren können. Ich hätte meine Gedanken abschotten, eine Mauer um mich errichten können. Die Droge hatte mir gezeigt, wie ich das anstellen konnte. Aber ich entschied mich dagegen.
    Gedanken belagerten mich, Gedanken an das Hätte, Wäre, Könnte , an Jol und Corrine. Doch ich schüttelte sie ab und lief voraus, um unseren Weg auszukundschaften.

MOIRA
     
    Zwei Tage später hatten wir den Nord-Süd-Highway erreicht – eine schlichte Plastbetonbahn, vor fünf Jahrzehnten von der Community gebaut, um den Warenverkehr zwischen den Kontinenten zu erleichtern. Gewartet wurde sie von alterslosen Nanos, die den gefräßigen Dschungel auf Abstand hielten und Ermüdungsrisse reparierten, ehe sie sichtbar wurden. Auch dieses Relikt der Community hatte die Podgesellschaft geerbt, ohne dafür aufkommen zu müssen, genau wie die Mikrowellenenergie. Über die achtspurige Straße rasten ein-, zwei- oder dreimotorige Laster, meist über dreihundert Stundenkilometer schnell.
    Wie sollen wir bloß einen von denen anhalten?, fragte Quant.
    Manuel nickte. Und wie wollen wir verhindern, dass uns der Fahrer verrät?
    Es war leichter als gedacht. An einer Raststätte, die von einem Clan Singletons betrieben wurde, machten die meisten Fernfahrer halt. Wir fragten uns durch, bis wir einen gefunden hatten, der uns mitnehmen würde, den Isthmus von Panama hinauf bis nach Nordamerika. Ein leutseliges Duo hatte noch Platz für uns – uns, ein Duo und ein Trio, die ein bisschen herumreisten, bevor sie

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