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Der Ripper - Roman

Der Ripper - Roman

Titel: Der Ripper - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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unter seine Decke, während ich die Stiefel anzog und meinen Revolvergürtel umschnallte.
    »Bei Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg nach Tombstone«, sagte er.
    »Großartig«, erwiderte ich und fühlte mich ziemlich mies, als ich daran dachte, wie ihm am Morgen zumute sein würde, wenn er mein Verschwinden entdeckte.
    Ich ging an den anderen vorbei, kletterte auf einen Felsen und setzte mich. Ich wollte etwa eine Stunde oder so warten. Der Himmel hatte sich zugezogen, und da Mond und Sterne verdeckt waren, konnte man nur schlecht sehen. Das würde sich als Vorteil erweisen, wenn die Zeit
gekommen war, mich für meine Habseligkeiten ins Lager zu schleichen.
    Dann war es soweit.
    Ich stand auf.
    Und aus der Dunkelheit leckten Flammenzungen nach mir. Schüsse zerrissen die Stille. Eine Kugel fuhr mir über die Seite. Ich empfand mehr Überraschung als Schmerz und machte einen schnellen Schritt zurück, doch da war nichts außer Luft. Mit einem Aufschrei stürzte ich in die Tiefe; ich prallte schmerzhaft gegen den Fels und rechnete damit, mir den Kopf einzuschlagen, aber ich hatte Glück.
    Ich landete auf dem Rücken, der Boden unter mir erzitterte vom Dröhnen zahlloser Hufe.
    Noch vor wenigen Stunden hatte ich für die Opfer unseres Hinterhalts Mitleid empfunden, nun wünschte ich mir plötzlich, wir hätten nicht einen von ihnen am Leben gelassen.
    McSween hatte behauptet, sie würden nicht kommen. Nicht nach Ikes Tod. Aber er hatte sich geirrt.
    Und jemand hatte auf mich geschossen .
    Hinter mir ertönten die alarmierten Rufe der Jungs. Sie vermischten sich mit dem Trommeln der Hufe und dem Gebrüll der Angreifer.
    Ich erhob mich auf die Knie, als Reiter durch eine Lücke zwischen zwei Felsblöcken herangaloppiert kamen.
    Ich klopfte auf meine Oberschenkel, im festen Glauben, dass ich bei dem Sturz meine Colts verloren hatte. Aber sie schmiegten sich in ihre Holster. Allerdings nicht mehr lange. Dann hielt ich sie in den Händen.
    Zwei der Kerle schoss ich ohne Umschweife aus den Sätteln.

    Dann wurde McSween getroffen. Ich sah im Mündungsfeuer, wie seine beiden Revolver Blei spuckten, während Kugeln in seine Brust einschlugen und ihn nach hinten taumeln ließen. Aber er erwischte mindestens noch drei Männer, bevor er zu Boden ging.
    Ich glaube, das Ende von Chase, Emmet und Snooker bekam ich gar nicht mit.
    Mein Blick ruhte nämlich nicht auf ihnen.
    Mein Blick verfolgte die Reiter bei ihrem wilden, ziellosen Ritt, während sie brüllten und schossen und dann auf mich zu preschten.
    Ich benutzte nur die rechte Hand, denn mit der linken hatte ich kaum geübt. Ich bewegte mich auch nicht von der Stelle, sondern blieb am Rand des Lagers stehen, zielte und feuerte. Als der Hahn auf eine leere Kammer schlug, ließ ich den Revolver fallen und machte mit dem anderen weiter.
    Ehe ich es mich versah, war auch dieser leergeschossen.
    Ich lud nach und fand es seltsam, dass man mich noch nicht getötet hatte. Dabei hoffte ich mit aller Kraft, dass mir genug Zeit zum Laden vergönnt blieb. Denn ich wollte um jeden Preis noch ein paar dieser Bastarde aus dem Sattel holen, bevor sie mich erwischten.
    Aber als die Trommel gefüllt war und ich den Arm hob, um weiter zu töten, fand ich kein Ziel mehr.
    Ich feuerte trotzdem einen Schuss ab, damit die Pferde auseinanderstoben.
    Als sie davongaloppierten, kam der Mond zum Vorschein und tauchte die Landschaft in sein fahles Licht. Vor mir lag ein von Pulverdampf eingenebeltes Feld verkrümmt daliegender Körper.

    Nicht alle waren tot.
    Ein paar der Männer wanden sich und stöhnten.
    Ich trat an sie heran. Unter ihnen waren weder McSween noch Chase oder Emmet oder Snooker.
    Ich erschoss alle.
     
    Bei Tagesanbruch bedeckte ich die Leichen meiner Freunde mit Steinen. Ich las etwas aus Chase’ Bibel vor.
    Die Toten der Posse ließ ich dort liegen, wo sie gestorben waren. Es waren elf Mann.
    Ich ließ alle Pferde bis auf General frei. Dann sammelte ich Geld, Lebensmittel und Munition ein, da es keinen Sinn machte, so etwas zurückzulassen. Ich sattelte General und ritt los.

VIERTER TEIL
    Der mühsame Trail

35
    Nennt mich Ismael
    Die Wunde, die ich davongetragen hatte, war nicht mehr als eine Schramme quer über die Rippen. Mehr als einmal wünschte ich mir, derjenige, der sie mir beigebracht hatte, wäre ein besserer Schütze gewesen.
    Ich hatte kein Recht weiterzuleben. Das war mir bewusst geworden.
    In der dritten oder vierten Nacht nach der Schießerei entschloss ich

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